Nachdenklicher Bericht zu CargoLifter

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k.moestl
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Nachdenklicher Bericht zu CargoLifter

Beitrag von k.moestl »

Mal ein Pressebericht, der sich ohne Häme mit den gescheiterten Großprojekten Brandenburgs aus einander setzt:

http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 33873.html

Ein Abschnitt befasst sich mit CargoLifter:

08.11.2009
Fünf Länder, fünf Geschichten
Brandenburg - ein Traum bleibt auf der Strecke

von Andrzej Rybak • Klettwitz

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Die Kritik wird nicht von allen geteilt. "Wir waren der Zeit vielleicht etwas voraus", sagt Carl von Gablenz, der 1996 Cargolifter gegründet hat. Sachlich, ohne jegliche Verbitterung verteidigt er sein Vorhaben. "Wir hätten die Technologie zu Serienreife gebracht, wenn der Staat mehr Mumm gehabt hätte." Und überhaupt, in den USA, sagt er, arbeiteten nun Boeing und Lockheed Martin mit Hochdruck an der Leichter-als-Luft-Technologie. Das Pentagon wolle Luftschiffe demnächst für militärische Zwecke einsetzen. Und in Kanada tüftelten Ingenieure an Transportvarianten zur Versorgung des arktischen Nordens.

Der Staat förderte Cargolifter mit 40 Mio. Euro, etwa 300 Mio. Euro sammelte von Gablenz bei Investoren ein. Ein Team von 500 Leuten, darunter 250 Ingenieure, arbeitete in Brand an der Entwicklung eines 200 Meter großen Luftschiffes, das 160 Tonnen Last heben sollte. Doch es gab Verzögerungen, die Kosten stiegen.
Cargolifter meldet 2002 Insolvenz an. "Deutschland ist nicht mehr das Land, wo man innovative Projekte umsetzen kann", schimpft von Gablenz, der mit einigen seiner früheren Aktionäre in Berlin weitertüftelt und Lastenballons entwickelt. "Statt die einmalige Infrastruktur zu erhalten und mit einem Kernteam weiterzumachen, hat Brandenburg die Halle billig an den malaysischen Konzern Tanjong verkauft. Nun fördert der Staat Billigarbeitsplätze im Erlebnisbad." Die Malaysier haben in der Cargolifter-Halle ein riesiges Tropenspaßbad gebaut. In den ersten vier Jahren fuhr man ebenfalls Verluste ein, zuletzt wurde ein kleiner Gewinn gemeldet.
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ZUKUNFT GESTALTEN - NACHHALTIGE INNOVATIONEN FÖRDERN

k.moestl
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Beitrag von k.moestl »

Nachfolgend ein Ausschnitt aus einem ein Artikel von der ZEIT-online. Der Interviewpartner, Mirko Titze, hat seine Doktorarbeit über CargoLifter geschrieben:
"Probleme einer strategischen Handelspolitik. Eine Untersuchung am Beispiel der CargoLifter AG."
Verlag : Deutscher Universitäts-Verlag
ISBN : 978-3-8244-0835-1

Die Zeit
10.11.2009
20 Jahre Mauerfall
"Wirtschaftliche Entwicklung braucht Zeit"

Alexandra Endres

In Ostdeutschland hat sich schon viel getan, sagt Wirtschaftsforscher Mirko Titze. Ein Gespräch über regionale ökonomische Unterschiede und ihre Ursachen.
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ZEIT ONLINE: Sind spektakuläre Projekte wie die Chipfabrik in Frankfurt an der Oder und der Cargolifter daran gescheitert, dass die Politik zu viel wollte?

Titze: Zusammen mit dem Lausitzring gelten die beiden Vorhaben in der Tat immer als die großen Fehlschläge in Brandenburg. Es gibt im Land aber auch vieles, das gelungen ist. Etwa das Ankurbeln der Wirtschaft im Landkreis Teltow-Fläming, der sich mithilfe der Politik gut entwickelt hat.

Die Chipfabrik in Frankfurt an der Oder scheiterte an der Finanzierung. Qualifizierte Arbeitskräfte gab es, weil die Stadt war schon in der DDR ein Zentrum der Halbleiterindustrie war. Jetzt sitzt da Conergy, gewisse lokale Voraussetzungen müssen also gegeben sein.

Der Cargolifter war ein tragischer Fall: Ein ambitioniertes, hochinnovatives Projekt mit konkretem Ziel, ein Produkt, dessen Anwendung schon klar war. Andere Unternehmen verfolgen es immer noch weiter. Eigentlich machte die Landesregierung genau das richtige, indem sie dieses innovative Unternehmen förderte. Nur hatte sie leider keine passenden Förderinstrumente zur Verfügung. Sie musste eines anderes nehmen und wählte eins, das sich in der Vergangenheit bewährt hatte, aber nicht zum Cargolifter passte.

ZEIT ONLINE: Warum?

Titze: Die Vergabe der Gelder war an eine bestimmte Anzahl von Arbeitsplätzen gekoppelt. Das Luftschiff war aber noch gar nicht fertig entwickelt. Man musste Menschen beschäftigen, die man noch gar nicht brauchte, und ihre Gehälter zahlen. Das kann mehr Gelder binden, als die Subvention bringt. Aus theoretischer Sicht spricht einiges dafür, dass es so gewesen sein könnte. Hinzu kamen gewisse Schwächen im Management des Unternehmens.
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Mirko Titze forscht an der Abteilung für Strukturökonomik des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Sein Spezialgebiet ist die Konvergenz regionaler Wirtschaftsentwicklung und die Wirtschaftsförderung. Die Fragen stellte Alexandra Endres

http://www.zeit.de/wirtschaft/2009-11/aufbau-ost
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Hasseroeder
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Beitrag von Hasseroeder »

Diesen Bericht kann man sogar bei Commdirect finden:

" https://isht.comdirect.de/html/news/sel ... argolifter "

"Fünf Länder, fünf Geschichten: Brandenburg - ein Traum bleibt auf der Strecke"

Seit Jahren mal ein Bericht über die CargoLifter- Aktie.

:-sup :#| :zib
Ich möchte, daß die "CARGOLIFTER KGaA" mit dem neusten Kranballon der Welt, erfolgreich Lasten hebt oder bewegt, und damit also belegt, daß der "CL 160" realisierbar war!!!

http://www.hsb-wr.de/hsb_barrierefrei/webcams/

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