Warum ist CargoLifter eigentlich in die Pleite gerutscht?

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Was lief deiner Meinung nach als Hauptgrund schief? (Mehrfachnennung leider nicht möglich)

Die Führung handelte in Betrugsabsicht
2
3%
Die Führung erlaubte sich vermeidbare Fehler
22
31%
Ohne staatliche Technologie-Förderung bestand eben keine Chance
21
30%
Das Geld wurde zu großzügig ausgegeben, andernfalls hätte es wahrscheinlich geklappt
6
8%
Die Führung wurde Opfer einer groß angelegten Intrige
5
7%
Das Entscheidende war das Ausbleiben der Unterstützung der Lead user
12
17%
Ausschlaggebend waren ganz andere Gründe
3
4%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 71
pestw
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Warum ist CargoLifter eigentlich in die Pleite gerutscht?

Beitrag von pestw »

Warum ist CargoLifter eigentlich in die Pleite gerutscht?
Hat der Vorstand die Anleger an der Nase herumgeführt? Hat er nie vorgehabt, ein Luftschiff zu bauen?
Oder hat er sein Bestes gegeben, aber vermeidbare Fehler gemacht?
Oder durfte er zu Recht davon ausgehen, staatliche Unterstützung für dieses zukunftsweisende Projekt zu bekommen und diese wurde ihm verwehrt und somit gab es keine Chance?
Oder wurde zu verschwenderisch gewirtschaftet?

Was meint ihr?
(Bitte sachlich bleiben. Keine persönlichen Angriffe, sonst... :twisted: )

pestw
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Beitrag von pestw »

Also, die rege Beteiligung an der Umfrage ist ja erfreulich. Aber begründet eure Wahl doch mal.
Besonders, wenn man ankreuzt "ausschlaggebend waren ganz andere Gründe" würden eben diese Gründe natürlich schon interessieren.

Roland Grün
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Beitrag von Roland Grün »

Ich habe "weil die lead-user nicht mitzogen" angekreuzt.

Meine Sicht der Dinge:

Die Idee, Luftschiffe als Loesung eines grundsaetzlichen Transportproblems
einzusetzen, wird bis heute von denjenigen Koepfen nicht ernst genommen,
die ueber Grossinvestitionen letztlich entscheiden, oder die das politische
Klima beeinflussen koennten, wenn sie wollten.

Ich wuerde gerne in einen solchen Kopf hineinschauen, um herauszukriegen,
was das Haupthindernis ist:

Spielerei von ein paar Tagtraeumern ?

Die Kosten kommen nie und nimmer rein, ich glaube keiner Schoenrechnung ?

Die Hindenburg ist doch explodiert, da war es aus, was wollt ihr noch ?

Schon damals lohnte sich das nicht, sondern lebte praktisch nur
von der Faszination, was soll da heute anders sein ?

Zu neu, soll sich erst mal bewaehren ?

Zu unglaublich, kann nur Unfug sein ?

So was schweres kann nicht null Gewicht haben, egal was die Theoretiker sagen ?

Schoenwetter-Technik, beim ersten Gewitter ist es vorbei ?

Schon mein kleiner Ballon wird von ein paar Regentropfen
runtergedrueckt, wie ist das dann erst mit einem so grossen Ding ?

Jedes Luftschiff braucht seine Halle, nicht bezahlbar ?

Solche Riesendinger sind nicht handhabbar, machen was sie wollen wenn
der leiseste Wind aufkommt ?

Einen Schwabbel-Blimp wollt ihr bauen ? Das ist doch wohl nur ein Scherz ?

Meine XYZ-Maschine soll an ein paar Seilen baumeln, und die sind an
nichts als einem Haufen Ballongas festgemacht, wie auf der Kirchweih ?
Ihr habt sie wohl nicht alle ?




Aber ich bin eigentlich guter Hoffnung. Irgendwo wird der Durchbruch
in den Koepfen passieren, und dann haben es alle schon immer gewusst. Natürlich ist das keine Hoffnung im Sinne der CargoLifter-Aktionäre, zu denen auch ich mich zähle.

pestw
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Beitrag von pestw »

Also, ich oute mich mal:
Ich habe angekreuzt "die Führung machte vermeidbare Fehler".
Grund: nach der anfänglichen, verständlichen Euphorie ("zur Expo 2000 fliegen wir von Brand nach Hannover") holte das Team die Realität ein. Die Wirtschaft tat nicht so eifrig mit, es zeigte sich, dass noch viel Forschungsarbeit nötig war, die Lieferanten katten keinen Bock auf Risk Sharing, daher musste der Bau des ersten Prototypen von Mal zu Mal verschoben werden.
Die generelle Machbarkeit stand außer Zweifel, doch es hätte klar sein müssen, dass man ohne großen einzelnen Geldgeber (Industrie, Staat oder Großinvestor) nicht Jahre lang nur von Kapitalerhöhungen über die Börse "leben" kann.
Spätestens nachdem die KE im November 2001 nur zu 90 Prozent gezeichnet wurde, hätten sofort drastische Maßnahmen ergriffen werden müssen. Zwar gab es noch eine gewisse Hoffnung, einen Investor zu finden, bzw. Forschungsmittel zu bekommen, doch es hätten Vorkehrungen getroffen werden müssen für den Fall dass daraus nichts wird. Nämlich, es hätte sofort ein kleineres, schneller realisierbares Zwischenprodukt in die Pipeline gestellt und massiv forciert werden müssen, unter Inkaufnahme weiterer Verzögerungen beim Hauptprodukt. Es hätte klar sein müssen, dass der große Sprung von 0 auf 100 nicht mehr zu schaffen sein würde.
Entweder hätte der AirCrane mit Hochdruck zur Produktreife weiterentwickelt werden müssen oder ein "CL x" (z.B. CL 30) hätte sofort in Angriff genommen werden müssen.
Die Führung hat statt dessen hoch gepokert und verloren.
Das ist mein Vorwurf. Vermeidbare Fehler.

Jedenfalls, an Betrug oder groben Leichtsinn glaube ich nicht.

WorstOnTop
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Beiträge: 213

Beitrag von WorstOnTop »

Ich habe mit "Ausschlaggebend waren ganz andere Gründe" abgestimmt.

Ich denke, dass Cargolifter insolvent ist weil erstens das deutsche Insolvenzrecht den effizientesten Weg bietet um sich an der Wertschöpfung des Unternehmens zu "beteiligen" und zweitens die Technologie ein enormes Potential hat.
In Kombination reicht das als Erklärung völlig aus. Der Rest ergibt sich von selbst.

Ich bin aber kein Jurist und musste raten. Ich bin im Zweifelsfall für einfache Erklärungen.

MfG

Beate Kalauch
CL 160
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Beiträge: 584

Beitrag von Beate Kalauch »

Hallo,

ich bin eher der Meinung, dass es bestimmten Leuten nicht in den Kram passte, daß es da einen CargoLifter geben sollte...

Zu viele gegenläufige finanzielle Interessen sind damit verbunden.
Merkwürdigerweise spielt die Regierung ja dieses Spiel mit, aber
ein Schalk, der da an Bestechung denkt.

Besonders auffällig bei der ganzen Geschichte ist m.A. nach, daß merkwürdigerweise immer gerade Herr Dr. von Gablenz für alle Fehler verantwortlich gewesen ist.

Immerhin haben eine Reihe von Leuten Geld (Gehalt!!!) dort bezogen, die ihre Zeit dazu nutzten, dem Unternehmen zu schaden. Das waren aber gut bezahlte Leute.......

Die Presse ist augenscheinlich ebenfalls damit beschäftigt, die alten Lügengeschichten zum X-ten Male aufzuwärmen, anstatt mal eine ehrliche Recherche zu betreiben! Aber, das ist wohl zu anstrengend, abzuschreiben war schon in der Schule leichter.

Beate

dsalomon
Joey
Joey
Beiträge: 43

Beitrag von dsalomon »

WorstOnTop hat geschrieben:Ich bin aber kein Jurist und musste raten. Ich bin im Zweifelsfall für einfache Erklärungen.
@WorstOnTop

Ich bin auch kein Jurist, aber ich denke, an Deinen Ausführungen ist sehr viel Wahres dran. Dennoch habe die "vermeidbaren Fehler" ausgewählt.

Der "Hauptfehler" war meines Erachtens die irrtümliche Annahme, dass das Projekt durch die Lead User und insbesondere durch die (deutsche) Politik nachhaltig unterstützt werden würde.

Aber wer hätte denn ernsthaft geglaubt, dass die Initiatoren samt Aktionären bei einem solchen Projekt derart "im Regen stehen gelassen" würden und im anschließendem Insolvenzverfahren der Verwalter das Unternehmen vollends platt macht ?

Ich jedenfalls nicht ... beim besten Willen nicht !!!

andy h.
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Beitrag von andy h. »

Ohne staatliche Förderung liegt die Chance weit niedriger, solch ein Projekt zu verwirklichen. Aber soweit ich weiß, wollte CvG sich nicht von Technik-Laien (Politiker) reinreden lassen, um unabhängiger zu sein. Bei unseren Politikern Kein Wunder, aber leider danebengegangen :cry:

andy h.

5dim
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Beitrag von 5dim »

Ich gehe von einer mangelhaften Unterstützung potentieller Nutzer wie Logistik-Unternehmen (Bahn, Post, Luftfrachter, Militärs, Entwicklungshelfer) aus, welchen - wie immer, wenn man in seinem eigenen Mist versinkt - die nötige Weitsicht fehlte. Mich verwundert dies um so mehr als durch die Zeppelin-Geschichte bereits einiges an Grundwissen da sein sollte bzw. durch die einschlägige Literatur (welche in der Regel nicht gerade langweilig ist) leicht angeeignet werden könnte.

pestw
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Beitrag von pestw »

andy h. hat geschrieben:Aber soweit ich weiß, wollte CvG sich nicht von Technik-Laien (Politiker) reinreden lassen, um unabhängiger zu sein.
Ganz recht. Aber in irgend einen sauren Apfel muss man beißen. Ich kann nicht unabhängig sein von jemandem, dessen Geld ich brauche. Wenn er unabhängig von der Politik hätte sein wollen, hätte er das benötigte Geld am Markt verdienen müssen. Oder es sich von jemandem besorgen, mit dessen Mitspracheanspruch man notfalls klar kommt.

Frodo Baggins
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Beitrag von Frodo Baggins »

Also ich meine durchaus, dass das Geld ein wenig großzügig ausgegeben wurde. Und damit meine ich jetzt bestimmt nicht elektrische Rolläden für ein paar hundert Euro!
Ob es allerdings innerhalb so kurzer Zeit wirklich 500 Mitarbeiter brauchte, wage ich stark zu bezweifeln.
Man hat alles sofort auf die "eine Karte" gesetzt, hop oder top, das Geld zerrann schneller als man gucken konnte. Noch auf der HV sagte man: "Das Geld reicht bis ins Frühjahr, dann kommt die Wandelanleihe, die überbrückt bis in den Sommer, danach wird schon ein dreistelliger Millionenbetrag von irgendwem (Staat) zur Verfügung gestellt.", der die Kosten dann irgendwie deckt.
Das hat sich nunmal alles als fataler irrtum herausgestellt.

Mit den 300Mio Aktionärsgeldern hätte man für eine kleinere Mannschaft, die sich auf ein Prototypprojekt konzentriert hätte, einen viel viel längen Atem gehabt.

Aber zurück zur Umfrage: Ich hätte es besser gefunden, wenn man mehr als eine Ankreuzmöglichkeit gehabt hätte. Denn den "einen "Grund gibt es halt nicht!

Fr :!: do.

pestw
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Beitrag von pestw »

Frodo Baggins hat geschrieben:Aber zurück zur Umfrage: Ich hätte es besser gefunden, wenn man mehr als eine Ankreuzmöglichkeit gehabt hätte. Denn den "einen "Grund gibt es halt nicht!
Ich auch! Aber das geht leider technisch nicht. Somit musst du dich beim Ankreuzen auf den Hauptgrund beschränken und den Rest als Erläuterung hinzufügen.

MaBu
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Beitrag von MaBu »

W.Pest schrieb:
Entweder hätte der AirCrane mit Hochdruck zur Produktreife weiterentwickelt werden müssen oder ein "CL x" (z.B. CL 30) hätte sofort in Angriff genommen werden müssen.
Ich betone es nochmal: der AirCrane war und ist Humbug und es gab KEINEN solventen Kunden oder auch nur Interessenten für das Ding. Ob ein CL 30 sinnvoll gewesen wäre wage ich auch zu bezweifeln, 30 Tonnen auf der Strasse zu transportieren wird wohl günstiger und einfacher.

Frau Kalauch schrieb:
Besonders auffällig bei der ganzen Geschichte ist m.A. nach, daß merkwürdigerweise immer gerade Herr Dr. von Gablenz für alle Fehler verantwortlich gewesen ist.
von Gablenz war der Vorsitzende und der ist nun mal verantwortlich was unter seiner Regie passiert. Das ist nicht merkwürdig oder auffällig sondern völlig normal.

pestw
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Beitrag von pestw »

MaBu hat geschrieben:Ich betone es nochmal: der AirCrane war und ist Humbug und es gab KEINEN solventen Kunden oder auch nur Interessenten für das Ding.
Das kannst du betonen wie du willst, das ist definitiv falsch. Es gab mehrere konkrete Projekte, die intensiv (im Kundenauftrag) untersucht wurden. Von einem weiß ich, wo der AirCrane (genauer: der AirHook) nur deshalb nicht zum Einsatz kam, weil das gesamte Bauprojekt scheiterte, und zwar an Umständen die mit dem AirCrane-Einsatz nichts zu tun hatten.
MaBu hat geschrieben:Ob ein CL 30 sinnvoll gewesen wäre wage ich auch zu bezweifeln, 30 Tonnen auf der Strasse zu transportieren wird wohl günstiger und einfacher.
In Deutschland vielleicht schon. Aber es gibt ja auch schlechter erschlossene Gegenden der Welt, wo mal ein schweres Teil transportiert werden muss und wo man ohne Luftschiff etc. sogar eigens Straßen bauen muss.
Und auch in Deutschland gibt es schwer zugängliche Stellen. In Gebirgen z.B.

Beate Kalauch
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Beitrag von Beate Kalauch »

@ MaBu

Hallo,

mir ist das schon klar, mit der Verantwortung derjenigen, die in der Chefetage sitzen.......ich weiß um den Streß!

Aber, bei allen "Fehlern" die man diesem Dr. von Gablenz nun immer vorwerfen mag, meinen Sie, wir kommen in diesem Lande wirklich weiter, wenn wir immer darauf herumhacken?

Wie wäre es, einmal ganz nüchtern zu betrachten, was falsch lief
und sich dann mit allen Kräften darauf zu konzentrieren, was in Zukunft besser laufen könnte! Aber, seit neun Monaten beschäftige ich mich sehr intensiv mit dem Thema CargoLifter und es ist wirklich auffällig, daß sämtliche Kritiken immer an die Adresse von Gablenz´gehen. Es ist aber nicht so, daß dieser arme Mann das alles alleine gemacht hat, da waren einige hundert Mitarbeiter dran beteiligt. Verantwortung für alles zu geben, hieße aber auch, zu würdigen, was dieser Mann dort wirklich geleistet hat!

Es war meine Grundmotivation, diese Hochachtung vor seiner unternehmerischen Leistung, die mich damals bewog, Herrn Dr. von Gablenz in Berlin zu besuchen. Und bei allen Dingen die ich über CargoLifter lesen konte, aber Betrug seitens der Geschäftsführung kann man doch zu 100 % ausschließen.

Sie haben eine schlechte Menschenkenntnis, wenn Sie soetwas unterstellen, es ist doch überdeutlich zu sehen, worum es ihm wirklich geht. Jeder andere Manager hätte sich still zurück gezogen und es sich irgendwo in sonnigeren Gefilden gemütlich gemacht, aber Dr. Carl-Heinrich von Gablenz zog es vor, weiterzukämpfen.

Schauen Sie, genau davor habe ich so viel Achtung, er geht immer den unbequemen Weg. Wissen Sie, wieviel dieser Mann gearbeitet hat, damit allein der Hangar da stehen konnte? Glauben Sie allen Ernstes, soetwas würde man tun, wenn man nicht wirklich ein Luftschiff bauen wollte? So lächerlich würde sich keiner freiwillig machen wollen.

Und auch Ihnen dürfte nicht entgangen sein, was die Presse für einen Unfug in die Welt gesetzt hat und immer noch schreibt. Der lesende Bundesbürger glaubt in der Regel, was die Medien verbreiten und so wird seit geraumer Zeit eine schlechte Presse favorisiert.

Halten Sie das für fair und für konstruktiv? Leider haben so viele Menschen noch immer zu wenig Ahnung vom Leistungsspektrum dieses CL 160, oder CL 120 etc. Vielleicht sollte man diesen Mann dort stärker unterstützen in seinen Bemühungen, dieses Luftschiff zu bauen, anstatt ihn ständig mit Häme und Niedertracht zu überhäufen. Im Übrigen, Leute die genau das tun, outen sich ja auf hervorragende Weise.......


In der Hoffnung auf konstruktive Hilfe von Ihnen und dem Rest der Gemeinde!

Beate :lol:

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