Warum ist CargoLifter eigentlich in die Pleite gerutscht?

Alles rund um die Aktiengesellschaft

Moderatoren: Moderator, ZiB-Moderatoren

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Was lief deiner Meinung nach als Hauptgrund schief? (Mehrfachnennung leider nicht möglich)

Die Führung handelte in Betrugsabsicht
2
3%
Die Führung erlaubte sich vermeidbare Fehler
22
31%
Ohne staatliche Technologie-Förderung bestand eben keine Chance
21
30%
Das Geld wurde zu großzügig ausgegeben, andernfalls hätte es wahrscheinlich geklappt
6
8%
Die Führung wurde Opfer einer groß angelegten Intrige
5
7%
Das Entscheidende war das Ausbleiben der Unterstützung der Lead user
12
17%
Ausschlaggebend waren ganz andere Gründe
3
4%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 71
Frodo Baggins
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Bauernopfer ?!

Beitrag von Frodo Baggins »

Während ich den Ausführungen über Schuld oder nicht Schuld von Carl von Gablenz hier so folge...

Vielleicht ist die Lösung ganz einfach:

Wenn CvG alle Schuld auf sich nehmen und sich in den Hintergrund zurückziehen würde, wäre vielleicht allen geholfen. Dieser Schritt erfordert aber eine "Größe", die schon fast unmenschlich wäre!
Ich habe mit verschiedenen Leuten ( u.a. Journalisten) gesprochen, welche so lange auf Cargolifter schlecht zu sprechen sein werden, solange CvG mit von der Partie ist.

DAS IST FAKT.
Brutal, Ja.
Gerecht oder nicht interessiert in einer Welt von Kübelböcks und Big-Brother keinen mehr. Im Fußball fliegt ja auch der Trainer...

So, das musste ich mal sagen.
Frodo.

MaBu
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Beitrag von MaBu »

Von einem weiß ich, wo der AirCrane (genauer: der AirHook) nur deshalb nicht zum Einsatz kam, weil das gesamte Bauprojekt scheiterte, und zwar an Umständen die mit dem AirCrane-Einsatz nichts zu tun hatten.
Nach der Heavy-Lift-Nummer glaub ich das einfach nicht mehr! Das Vertrauen in die AC-vermarktbarkeit hat das Management devinitiv verspielt. Wenn es denn wirklich so war ist es mir schleierhaft warum CL erst einen Kunden "bauen" muss um einen Verkauf präsentieren zu können. Obwohl "Verkauf" hier ja wohl nicht zutrifft da Heavy-Lift das Ding nicht einmal hätte bezahlen können geschweige denn die anderen Dinger auf die man eine Option hatte. Warscheinlich können Sie die Kunden oder Interessenten nicht beim Namen nennen da dies genauso geheim zu sein scheint wie der 30 Mio-Investor von dem Hörmann sprach. Der Logik nach müsste die Herstellerfirma des AC ja jetzt einen Haufen Kunden oder Interessenten haben.
Aber es gibt ja auch schlechter erschlossene Gegenden der Welt
Jetzt aber halt, selbst für den CL benötigen Sie ein gewisses Maß an Infrastruktur. Ein weit verbreiteter Irrglaube bei ZiB das der CL davon unabhängig arbeiten kann. Wie wollen Sie den 30 Tonnen an Lasten austauschen? Wenn z.B. kein Wasser in der nähe ist?
Und auch in Deutschland gibt es schwer zugängliche Stellen. In Gebirgen z.B.
Gebirge können Sie wg. der geringen Prallhöhe wohl zu 90 % ausklammern.
aber Betrug seitens der Geschäftsführung kann man doch zu 100 % ausschließen.

Sie haben eine schlechte Menschenkenntnis, wenn Sie soetwas unterstellen
Frau Kalauch, ich habe niemanden Betrug unterstellt. Vielleicht sollten Sie mal etwas durchatmen und lesen was die Leute schreiben und wie sie es meinen. Sie glauben ja jeder unterstellt Herrn von Gablenz Betrug und die USA wurde nur gegründet um CL zu enteignen. Diesen Eindruck hab ich leider.

pestw
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Beitrag von pestw »

Frodo Baggins hat geschrieben:Ich habe mit verschiedenen Leuten ( u.a. Journalisten) gesprochen, welche so lange auf Cargolifter schlecht zu sprechen sein werden, solange CvG mit von der Partie ist.
Das ist mir bekannt. Ja. Aber das wäre ja wohl noch schöner, wenn wir uns von diesen Schreiberlingen ihre Meinung aufzwingen lassen würden. Nur um einen Sündenbock zu haben, dem man alle Probleme auf den Rücken packt und ihn in die Wüste hinaus jagt. Nach dem Motto "der Mob will Blut sehen".
Wie ich schon sagte. CvG hat strategische und kaufmännische Fehler gemacht. Und bei dem was er sich vorgenommen hatte, nämlich das mit Abstand größte Luftfahrzeug aller Zeiten ohne Zwischenschritt zu bauen, gab es tausend Dinge die schief gehen konnten. Wenige davon hatten genügt um alles zum Scheitern zu bringen.
Deswegen sollte er meiner Meinung nach auch nicht wieder den CL-Vorstandsvorsitz inne haben.
Aber dennoch ist er für mich der Luftschiff- und Schwerlastlogistik-Pionier und es ist nur legitim, wenn er nach wie vor in dieser Branche und in dem von ihm gegründeten Unternehmen mitmischt. So ist es auch wieder nicht, dass er zu allem unfähig wäre. Ganz im Gegenteil - seine Erfahrung und seinen Einblick muss erstmal wieder jemand haben, bevor er etwas Ähnliches auf die Beine stellen kann. Wir können froh sein, wenn er weiterhin mit eben seiner Erfahrung zur Verfügung steht.

Frodo Baggins
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Beitrag von Frodo Baggins »

Mit CvG, seinem KnowHow und mit gutem Gewissen um die Anerkennung seiner Leistung untergehen oder in den sauren Apfel beißen, sich von ihm trennen und weiterleben ?

Diese Frage muss irgendwann einmal beantwortet werden, da sonst die zweite Option ersatzlos wegfällt.

So stellt sich mir die CL-Welt zurzeit einfach dar.
Jubeln tue ich über diese Wahl ganz bestimmt nicht.

Fr :twisted: do.

pestw
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Beitrag von pestw »

MaBu hat geschrieben:Nach der Heavy-Lift-Nummer glaub ich das einfach nicht mehr! Das Vertrauen in die AC-vermarktbarkeit hat das Management devinitiv verspielt. Wenn es denn wirklich so war ist es mir schleierhaft warum CL erst einen Kunden "bauen" muss um einen Verkauf präsentieren zu können. Obwohl "Verkauf" hier ja wohl nicht zutrifft da Heavy-Lift das Ding nicht einmal hätte bezahlen können geschweige denn die anderen Dinger auf die man eine Option hatte.
So wird es oft dargestellt, aber ganz so ist es offenbar nicht. Die HeavyLift war in der Tat ein neu gegründetes Unternehmen, das zu dem Zweck gegründet wurde, den Transportmarkt in den arktischen Regionen Kanadas mit Hilfe des AirCrane aufzumischen. Die Initiatoren waren ja bekannt ("Angus" hieß glaub ich einer, der andere fällt mir gerade nicht ein) Daraus, dass CL sich selber mit 20 Prozent beteiligt hat, wird zuweilen der Schluss gezogen, CL hätte das Unternehmen selber gegründet um einen Verkauf vorzutäuschen. Der Grund war aber, dass man eigentlich den AirCrane ursprünglich nicht verkaufen, sondern betreiben wollte, weil eigentlich der Betrieb der CL-Geräte der Geschäftszweck war. Und durch die Beteiligung am AirCrane-Käufer hätte man an der Wertschöpfung des Betriebes auch verdienen können.
Bedingt durch die Insolvenz wurde aber der "Arctic" nicht gebaut und HeavyLift konnte ihren Geschäftszweck nicht erfüllen.
MaBu hat geschrieben:Warscheinlich können Sie die Kunden oder Interessenten nicht beim Namen nennen da dies genauso geheim zu sein scheint wie der 30 Mio-Investor von dem Hörmann sprach.
Ganz genau so ist es. Und das ist auch absolut üblich im Geschäftsleben, dass man die Namen der Verhandlungspartner nicht hinaus posaunt, ehe ein Vertrag geschlossen ist. Wenn das nicht klappt, spricht niemand mehr mit einem.
Der Logik nach müsste die Herstellerfirma des AC ja jetzt einen Haufen Kunden oder Interessenten haben.
Ja - wenn es so wäre, dass man den AirCrane bei irgend einer Herstellerfirma in USA von der Stange kaufen könnte. Das ist aber auch so eine Fabel. Den AirCrane kann man noch nicht einmal irgendwo anders zusammenbauen als in einer Halle von den Ausmaßen der CL-Werfthalle.
MaBu hat geschrieben:
Aber es gibt ja auch schlechter erschlossene Gegenden der Welt
Jetzt aber halt, selbst für den CL benötigen Sie ein gewisses Maß an Infrastruktur. Ein weit verbreiteter Irrglaube bei ZiB das der CL davon unabhängig arbeiten kann. Wie wollen Sie den 30 Tonnen an Lasten austauschen? Wenn z.B. kein Wasser in der nähe ist?
Wieso? Gerade z.B. in arktischen Regionen Kanadas ist Wasser in Hülle und Fülle da. Wasser gibt's immer, außer in der Wüste.
MaBu hat geschrieben:
Und auch in Deutschland gibt es schwer zugängliche Stellen. In Gebirgen z.B.
Gebirge können Sie wg. der geringen Prallhöhe wohl zu 90 % ausklammern.
Auch wieder so eine Simplifizierung. Das mit der Prallhöhe 2000 Meter ist doch kein Naturgesetz, sondern ein wirtschaftlicher Kompromiss für den geplanten Einsatzbereich des CL 160. Die Prallhöhe hängt doch nur vom Volumenanteil des Ballonets ab. Ich kann doch die Prallhöhe beim Bau des Luftschiffs wählen. Darum kann ich auch ein Exemplar des Luftschiffs für 3000 oder 4000 Meter Prallhöhe auslegen und dafür auf Nutzlastkapazität verzichten.

MaBu
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Beitrag von MaBu »

Aber dennoch ist er für mich der Luftschiff- und Schwerlastlogistik-Pionier
Für SIE mag er ja ein toller Logistiker sein. Für die Journalisten nicht. Er wollte in der Mecklenburgischen Pampa (mit viel Fördergeldern) ein Luftfrachtzentrum aufbauen. Nachteil: kein Bedarf in Meck-Pomm mangels Luftfrachtaufkommen. Sie kommen nicht aus der Gegend aber was damal so gelaufen ist und wie Herr von Gablenz hier aufgetreten ist das spricht Bände. Kein Wunder das mancher Jounalist nicht gut auf v. Gablenz zu sprechen ist. Selbst ein bei Ihnen ungeliebter Herr Teegen hat die CL-Visonen nur unter zuhilfenahme eines Taschenrechners zurechtgestutzt (Reichweite, Wirtschaftlichekeit ect. ect.)

pestw
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Beitrag von pestw »

Frodo Baggins hat geschrieben:Mit CvG, seinem KnowHow und mit gutem Gewissen um die Anerkennung seiner Leistung untergehen oder in den sauren Apfel beißen, sich von ihm trennen und weiterleben ?

Diese Frage muss irgendwann einmal beantwortet werden, da sonst die zweite Option ersatzlos wegfällt.
Für ein "Schlachtopfer", um dem Mob Tribut zu zollen, ist ZiB nicht zu haben. Da sind wir uns einig. Für alles, was gut begründet und gerechtfertigt ist, jedoch sehr wohl.

Und außerdem gibt es keinerlei Garantie, dass danach Ruhe wäre: denn erst hieß es, CvG soll weg vom Vorstandsposten, eher gibt es vom Staat keine Unterstützung. OK, er trat zurück. Dann gab es aber auch keine Unterstützung. :!:

Das ist so wie USA ./. Irak. "Wenn du deine Raketen nicht verschrottest, greifen wir dich an. Wenn du sie verschrottest, greifen wir dich auch an (allerdings hast du dann keine Raketen mehr)"

pestw
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Beitrag von pestw »

MaBu hat geschrieben:Selbst ein bei Ihnen ungeliebter Herr Teegen hat die CL-Visonen nur unter zuhilfenahme eines Taschenrechners zurechtgestutzt (Reichweite, Wirtschaftlichekeit ect. ect.)
Aha. Da weht der Wind her. Dacht' ich's mir. Teegen verstand seinen Taschenrechner groß in Szene zu setzen. Dass Windischbauer seinerseits mit seinem Taschenrechner wiederum Teegen zurechtgestutzt hat, interessierte schon wieder keinen mehr. :roll:

Komischerweise scheint Meck-Pommes aber Bedarf an neuen Fabrikaten von Kleinflugzeugen zu haben. Na ja, kann sein, weil die Straßen so schlecht ausgebaut sind. :shock:

Übrigens hieß dieses Projekt nicht "Local Meck-Pommes Park", sondern "Trans Globe Park", es hatte also nichts zu tun mit dem spezifischen Bedarf dieses Bundeslands, sondern war als weltweiter Umschlagplatz gedacht. Ich muss aber zugeben, dass sich meine Kenntnis dieses Projekts im Wesentlichen auf das eben Gesagte beschränkt.

WorstOnTop
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Beitrag von WorstOnTop »

Wir sollten Mönning anrufen und ihn bitten die Rolläden zu verkloppen bevor schlimmeres passiert.
Mit dem Zusatz "Cargolifter AG" würden die sich bei ebay vielleicht noch als erfolgreiche Finanzspekulation entpuppen womit sich dann auch alle, die der Sache eine größere Bedeutung beimessen, in ihrem Weltbild bestätigt fühlen dürfen. :wink:

Wenn's nicht klappt geben wir Mönning die Schuld, wär ja nicht das erste mal, dass er einen vermeidbaren Fehler macht. :wink:

MfG

Beate Kalauch
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Beitrag von Beate Kalauch »

Hallo,

das wäre ja noch schöner, wenn ein paar Journalisten zu sagen hätten, wer arbeiten darf und auch noch wo er das zu tun hätte!

Die Zeitungen machen doch die guten Projekte kaputt mit ihrer Meinungsmache. Gratulation! Es gibt ein Heer arbeitsloser Journalisten und das Anzeigengeschäft ist so stark eingebrochen, daß darüber öffentlich diskutiert wird.

Dieses ständige Miesmachen von Menschen, die weitaus mehr im Kopf haben als genau diese Journalisten, ist zur Kultur in diesem Lande geworden. Dort wird eine Macht mißbraucht und das ja nicht gerade zum Wohle der Allgemeinheit!

Welche wirklichen Gründe gäbe es CvG aus der Firma zu jagen?
Wer hat denn bisher den Mut gehabt, etwas Adäquates aufzubauen oder sich um den Vorsitz dieser Firma zu bemühen, mit entsprechendem Leistungsnachweis?

Herr Schneider hat 8 Insolvenzen hinter sich, eine sehr bizarre Qualifikation.....und dann auch noch aus dem Hause Airbus. Troja läßt grüßen!

Beate

5dim
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Beitrag von 5dim »

@ Beate

Ich habe einen zugegebenermaßen primitiven Fragenkatalog entwickelt, mit deren Hilfe ich einen Eindruck von der CargoLifter-Kompetenz des Autors eines Media-Erzeugnisses zu gewinnen suche 8) :

1. Wird Brand bei Berlin lokalisiert?
2. Wird CL 160 als 'riesig' qualifiziert?
3. Gelten die CL-Luftschiffe als 'Zeppeline'?

Es ist schon erstaunlich, welchen Eindruck man selbst bei ausführlicheren 'Meldungen' gewinnt :evil: !

Die Angaben zur 'Führungs-Etage' von CL erinnern mich durchaus an das Niveau gewisser Königshaus-Artikel ('Old Europe'!). vG hat leider das Pech, oft mit dem Grafen Z. verglichen zu werden, dabei sind die politischen und luftindustriellen Verhältnisse heute ganz anders als zu Zeitens eines Königs von Württemberg...

PIONIERGEIST ist aber nach wie vor gefragt, und es gibt hierzulande nur noch wenige Personen (zumal Männer), welche einen solchen in Politik und Wirtschaft noch ausstrahlen, da oft bereits ein passender Lebenshintergrund als 'Motor' fehlt (selbst im Innern Alt-Preußens :wink: )...

vG ist m. E. ein solcher Vertreter, aber er scheint nicht mehr in unsere moderne BadGuys-Landschaft zu passen...

maku
Charly
Charly
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Beitrag von maku »

Tja Beate,

DAS WAR die zeite Chance für DvG. Und die x-te im Logistikumfeld. Leider. Und jetzt wollen die noch unsere Halle abreissen :-(

@ Wolfgang Pestw: Respekt für Deine Analyse am Anfang dieses Threads. Für einen aussenstehenden hast Du den Nagel meiner Meinung nach auf den Kopf getroffen. Auch ich habe "vermeidbare Fehler" angekreuzt.

Maku

Hasseroeder
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Beitrag von Hasseroeder »

Hallo maku,

natürlich sind "vermeidbare Fehler" immer irgendwo mit im Spiel,
aber bei solch einem Projekt in der heutigen Zeit nicht auf "staatliche Hilfe " zu setzen, kommt dem "Gnadenschuß bei der Geburt einer Idee" gleich. :roll: 8)
Dazu kommt noch was Beate Kalauch schrieb:" Aber, bei allen "Fehlern" die man diesem Dr. von Gablenz nun immer vorwerfen mag, meinen Sie, wir kommen in diesem Lande wirklich weiter, wenn wir immer darauf herumhacken?"
Es ist aber inn, immer der Miesmacher zu sein, statt vorwärts zu denken- "Guten Tag, Herr Schröder"- aber was solls, wir packen das noch, denn
Ich möchte, daß die "CARGOLIFTER KGaA" mit dem neusten Kranballon der Welt, erfolgreich Lasten hebt oder bewegt, und damit also belegt, daß der "CL 160" realisierbar war!!!

http://www.hsb-wr.de/hsb_barrierefrei/webcams/

Counselor
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Beitrag von Counselor »

Vielleicht habe ich ja inzwischen etwas verpasst, aber soweit ich mich erinnern kann, war eines der tragenden Argumente, warum der CL gebaut werden sollte, dass namhafte und renommierte Unternehmen der Schwerindustrie mit am Tisch sitzen würden und ein ernsthaftes Interesse daran hätten, eine solche Transportmöglichkeit in Deutschland und darüber hinaus für den Weltmarkt zu schaffen. Seitdem habe ich aber nie oder nur wenig von dieser Lead-User-„Genossenschaft“ gehört. Warum eigentlich nicht?

Aus meiner Sicht ist es doch aus unternehmerischer bzw. wirtschaftlicher Sicht echt fraglich, wenn ich ein Zukunftsprojekt starten möchte und nicht bereit bin, auch das Risiko dafür mitzutragen. Nehmen wir zum Vergleich zum Beispiel mal den Fernsehmarkt. Wie viele private TV-Sender arbeiten tatsächlich wirtschaftlich und in der Gewinnzone? Und wie viele Millionen DM/Euro haben diese Medienunternehmen seit ihrer Gründung vor ca. 15 Jahren schon (steuerlich) abgeschrieben? Alleine das Projekt Pay-TV hat in Deutschland schon mehr als 1 Mrd. DM gekostet und konnte bis heute keinen nennenswerten Erfolg verzeichnen. Sind Investitionen in diesen Bereichen mehr wert als in der Logistikbranche? Oder nehmen wir den Telekommunikationsmarkt. Auch hier wurden allein durch die Investitionen in die UMTS-Lizenzen und den Aufbau der dazu gehörigen Infrastruktur Milliarden Verlust gemacht. Hier kräht inzwischen kein Hahn mehr danach. Warum nicht? Weil Fernsehen und Telekommunikation ein Massenmarkt ist und sich hier mehr Geld verdienen lässt? Wenn dem so wäre, sollte es doch mehr Unternehmen in diesem Business geben, die damit langfristig Geld verdienen, um nicht zu sagen, Gewinn erwirtschaften oder etwa nicht? Es ist also an der Zeit, die bisherigen und zukünftigen Investitionen in das CL-Projekt zu relativieren und in ein vernünftiges Verhältnis zu setzen.

Und noch ein Punkt zu dem Thema: Was sind in Deutschland Innovationen wert? Es scheint bei uns notorisch ein paar Branchen zu geben, mit denen wir uns sehr schwer tun. Das Flugwesen gehört augenscheinlich dazu, auch wenn man beim CL eher vom Fahren bzw. Schweben als vom Fliegen spricht. Dass es auch anders geht, beweisen uns wieder einmal die US-Amerikaner - das Land, in dem Innovationen hoch im Kurs zu stehen scheinen, wie uns die jüngste Geschichte wieder einmal beweist. Hier wurde im Jahr 2001 ein drei Jahrzehnte währender Streit zwischen den US-Teilstreitkräften beendet, da es in naher Zukunft ansonsten zum finanziellen Kollaps im Verteidigungshaushalt gekommen wäre. Fazit: Ab dem Jahr 2008 werden alle Teilstreitkräfte (US Aire Force, US Navy, US Marines) mit einem Kampfjet fliegen – dem F-32 JSF, der die Bedürfnisse aller beteiligten Militärs erfüllt, was bis dato unmöglich erschien. Die für diesen Rüstungsauftrag zur Verfügung stehenden 200 Milliarden US-Dollar scheinen der US-Regierung das kleinere Übel gewesen zu sein, angesichts der Kosten, die auf sie zugekommen wären, wenn dieser Streit der Teilstreitkräfte in die nächste Runde gegangen wäre. Zum Vergleich: Die Tarnkappenjagdbomber F-22 Raptor und F-117 Nighthawk kosteten über 100 Millionen US-Dollar pro Stück. Von dem neuen F-35 JSF (Joint Strike Fighter) sollen 3000 in Dienst gestellt werden. Aber abgesehen von dem Etat sind die Innovationen an dem neuen Kampfjet das eigentliche Phänomen: Der F-32 JSF hat Delta-Flügel und kann für die Marines als Senkrechtstarter ausgerüstet werden. Beide Technologien wurden aber schon vor 15 Jahren als nicht mehr zukunftsträchtig deklassiert. Nun wurden aber gerade diese beiden Technologien zur Serienreife geführt und stehen als Innovation einem Projekt vor, dem noch vor fünf Jahren keine Chance eingeräumt wurde. Fünf Jahre Forschungsarbeit und eine vom Staat getragene Lobby waren der Garant für ein Projekt, das seit drei Jahrzehnten einer Lösung harrte. Das nenn ich Pioniergeist und Mut zur Innovation!

Was das alles nun mit CL zu tun hat? Als die Deutsche Telekom an die Börse gegangen ist und die T-Aktie zur „Volksaktie“ werden ließ, entbrannte eine Euphorie, die durch nichts gerechtfertigt war und die Vermutung nahe legte, dass dieser Unsinn ein schlimmes Ende nehmen muss: Die Deutschen haben Jahrzehntelang Milliarden auf niedrig verzinsten Sparkassenkonten gebunkert, innovative Aktienfonds gemieden wie der Teufel das Weihwasser und jede Rendite über 5% als unseriös und fast schon kriminell abgetan. Und nun glauben eben diese Hobbyanalysten, Lottospieler und Finanzexperten Wirtschaftsjournalisten den Neuen Markt beherrschen zu wollen? Woher nehmen die eigentlich diese Überzeugung, den Briten und Amerikaner den Schneid abkaufen zu können, die uns Jahrzehnte an Erfahrung auf diesem Gebiet voraushaben? Warum wurde die CL AG nicht anders promotet und medial begleitet als auf die uns bekannte Art und Weise? Müssen wir uns erst wieder durch ausländische Investoren und Firmen die Butter vom Brot nehmen und uns vormachen lassen, wie man mit Innovationen und Risikokapital umgeht?

Sicher, die CL-Aktionäre halten zur Stange; doch sie wurden schlicht und ergreifend von den 39 Lead-Usern und dem Staat allein gelassen. Wenn diese beiden Partner nicht die Rahmenbedingungen schaffen, um solchen Projekten wie dem des Cargolifter nicht nur eine Werfthalle hinzustellen, sondern ihm auch in einer solchen Situation zur Seite zu stehen, wie wir sie aktuell erleben, müssen wir uns nicht wundern, wenn die deutsche Wirtschaft den Anschluss verliert und nur noch gefragt ist, wenn Vehikel auf vier Rädern mit einem Stern, vier Ringen oder den drei Buchstaben gefragt sind.
Die Hummel hat eine Flügelfläche von 0,7 cm² bei 1,2 g Gewicht.
Nach den uns bekannten Gesetzen der Flugtechnik
dürfte es ihr unmöglich sein, bei diesem Verhältnis zu fliegen.
Die Hummel weiß das aber nicht.
Sie fliegt einfach…

Frodo Baggins
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Beitrag von Frodo Baggins »

@Counselor
Ich finde dass der Ansatz, den Lokheed-Martin mit seinem JSF hatte, nämlich ein "komplettes" Flugzeug trotz des völlig neu entwickelten zweiten senkrechten Triebwerks herzustellen, zurecht belohnt wurde. Dieses Flugzeug kann sofort in Serie gehen, auch wenn es theoretisch noch an vielen Stellen Verbesserungspotential hat.

Konkurrent Boeing hatte für sein Modell ständig diese "Verbesserungen" eingepflegt (ähnlich wie bei der Entwicklung des CL160), sodass bei der Entscheidung wer den Auftrag von der US-Regierung bekommt der Flieger zwar auf dem allerneuesten theoretischen Stand war aber eben nicht wirklich fertig gewesen ist.

:!: Lernen wir daraus.

Frodo.

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