Inkompetente IVs - Artikel Handelsblatt

Alles zum Thema Insolvenzrecht und Insolvenzverwalter allgemein (nicht speziell das CargoLifter-Verfahren)

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Lifter
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Inkompetente IVs - Artikel Handelsblatt

Beitrag von Lifter »

Sollten Rechtschreibfehler drin sein, dann liegt das nicht am Autor, sondern am OCR-Text.
Ist doch mal nett, das selbst das renomierte Handelsblatt dieses Thema mal aufgreift und sogar exemplarisch unsere Firma anführt.

Sie können nicht mal Bilanzen lesen

Insolvenzberater profitieren mehr, wenn sie ein Unternehmen zerschlagen, statt es wieder auf Kurs zu bringen

CHRISTOPH LIXENFELD HANDELSBLATT. 29.4.2005

(Rest aus urheberrechtlichen Gründen gelöscht)

k.moestl
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Beitrag von k.moestl »

Mit Genugtuung liest man in dem Artikel des Handelsblattes, dass auch ein unabhängiger Beobachter bestätigt, was unsere schmerzliche Erfahrung in Sachen CargoLifter-Insolvenz ist. Wichtig ist dabei, dass nicht nur das Verhalten des Insolvenzverwalters sehr kritisch gesehen wird – das ist hier im Forum an vielen Beispielen aufgezeigt worden, bedarf also keiner weiteren Kommentierung - sondern dass auch die Handlungsweise des Insolvenzgerichtes heftig kritisiert wird. Auch uns ist ja in keiner Weise nachvollziehbar, warum ein Insolvenzgericht aus Cottbus einen Insolvenzverwalter aus Aachen bestellen musste. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass das Insolvenzgericht die Beschwerde von IZiB über den IV rundweg abgelehnt hat, wäre doch eine Übernahme der Kritik am IV eine nachträgliche Missbilligung der Berufungsentscheidung gewesen. Es ist schon seltsam, wenn hier die Richter zu Richtern in eigener Sache gemacht werden. Der harsche Ton ihrer Zurückweisung der Beschwerde zeigt, dass sich hier der Obrigkeitsstaat noch eine Nische hat erhalten können. Dabei wären Beschwerdeführer dringendst auf ein sachorientiertes, an Aufklärung interessiertes Insolvenzgericht angewiesen. Denn die Beschwerdeführer können ihre Kritik nur auf indirekte Beobachtungen und Vermutungen stützen, denn die relevanten Akten werden vom IV unter Verschluss gehalten – könnten natürlich vom Insolvenzgericht angefordert und durchleuchtet werden, wenn es denn wollte und – das muss man zur Entlastung des Gerichtes wohl zugestehen – wenn es personell dazu ausgestattet wäre...

Gruß
Klaus
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Beate Kalauch
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Beitrag von Beate Kalauch »

Hallo,

jedes Wort ist wahr! Genau so hat es auch unser IV gemacht...nur das ich den Prozess gewonnen habe! Der Richter sagte zu dem Anwalt, der den IV vertreten hatte: Dieses hier wird nur veranstaltet, um Frau Kalauch fertig zu machen....

Es ist unglaublich, mit welcher Frechheit ein solcher IV agiert...allerdings rechnete meiner nicht mit einer wehrhaften Chefin...und auch hier ist noch nicht aller -Tage Abend. Man sieht sich bekanntlich zweimal im Leben - na und ob ich mich darauf freue!!!

In diesem Artikel hat jemand recherchiert, der Ahnung von der Materie hat! Gratulation!

Gruß Beate

RSM
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Beitrag von RSM »

als die Insolvenzordnung erlassen wurde, waren sich wohl alle einig, jetzt wird es besser: doch was daraus entstanden ist könnte man wohl mit einer Mafia vergleichen.

Ob es nun das Gericht ist, welches eigentlich unabhängig und rechtsneutral entscheiden und die entsprechenden Personen für Ämter (IV) einsetzen sollte oder die Insolvenzverwalter selber, die durch sinnlose und von vornherein klare Rechtspositionen dennoch Klagen über Klagen gegen jeden und allen einreichen, nur damit Sie ihr eigenes Geldsäckel füllen können. Armes Deutschland.

Es wäre mal interessant, wieviele Klagen Herr Prof. Dr. Mönning bereits im Falle CargoLifter eingereicht und bereits verloren hat. Alleine der Aufsichtsrat von CargoLifter kann darüber ein Lied singen. Ob es nun der Schriftzug CargoLifter ist, ob es die Webseite www.cargolifter.info ist oder die Anzahl der Mitglieder des Aufsichtsrates sowie die vielen Klagen im Zusammenhang mit ehemaligen Mitarbeitern. Alleine davon kann sich Herr Prof.Dr. Mönning schon ein kleines Haus bauen lassen. Wie gesagt, es spielt ja keine Rolle, ob er gewinnt oder verliert. Gewinnt er, bekommt er das Geld vom Gegner, verliert er, wird er aus der Masse bezahlt. Und wie das Handelsblatt schön schreibt; Verdienen kann er eigentlich immer, doch nur richtig, wenn er die Insolvente Firma schön in Häpchen verhökert.

Liebe Kanzlei Schultze & Braun, es wird ihnen hoch angerechnet, so über ihre Kollegen zu berichten. Die meisten aus Ihrer Zunft wollen nicht gegen einen anderen etwas sagen oder gar unternehmen.

Es wird Zeit, das mal jemand gegen diese Misstände in Deutschland vorgeht.

Nur wer traut es sich ???



Der Handelsblattartikel ist nun auch online:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt& ... id=1030062

Beate Kalauch
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Beitrag von Beate Kalauch »

Wußtet ihr, dass Prof. Mönning als der "Vater des neuen Insolvenzrechtes" in Deutschland gilt? Der weiß schon, warum er das so gemacht hat...schließlich will er ja gut verdienen!

Ja und merkwürdigerweise hat er zwar versucht, mir 50.000,-- Euro Strafe anzudrohen, es aber nicht bis zur Klage gebracht. Ich würde das allerdings auch anders machen, als die, die bisher verklagt wurden.

Ich würde das alles öffentlich machen und öffentlich fragen lassen, warum man denn dem Unternehmen nicht helfen darf. Scheinbar ist sogar das ihm ein Dorn im Auge....

Außerdem habe ich von Anfang an einen Rechtsanwalt dabei gehabt, der mir VORHER grünes Licht für meine Aktivitäten gab und gerade jetzt befrage ich wieder einen....und Herr Mönning hat selbst unter Kollegen einen denkbar schlechten Stand....(Admin, darf man das schreiben???)

Trotzdem sollten wir mal alle Hebel in Bewegung setzen, transparent zu machen, warum diese Insolvenzordnung der pure Irrsinn ist. Überdies, das Magazin "brand eins" hat das seit einiger Zeit immer wieder zum Thema gemacht...weil die Journalisten dort glasklar sehen, was es uns als Volk kostet.....

Gruß Beate

ZiB-Moderator
Charly
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Beitrag von ZiB-Moderator »

Beate Kalauch hat geschrieben:und Herr Mönning hat selbst unter Kollegen einen denkbar schlechten Stand....(Admin, darf man das schreiben???)
Klar - wenn du es notfalls beweisen kannst... Du musst nur einen seiner Kollegen finden, der unter allen Umständen bestätigen würde, dass er von Mönning nicht viel hält.

pestw
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Beitrag von pestw »

Inzwischen hat einer meiner Informanten den Link auf die Online-Ausgabe des Artikels gefunden:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt& ... id=1030062

RSM
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Beitrag von RSM »

Inzwischen hat einer meiner Informanten den Link auf die Online-Ausgabe des Artikels gefunden:
http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt& ... id=1030062
habe ich aber auch schon rein gestellt ;-)

Zu Beates Beitrag:
und Herr Mönning hat selbst unter Kollegen einen denkbar schlechten Stand...
Nun, auch mein Informant hat mir dies bestätigt. Es handelt sich auch um einen IV, der sehr wohl Prof.Dr. Mönning kennt und, wie soll man sagen, nichts vorteilhaftes über ihn berichtet hatte (ist allerdings auch schon ein weilchen her). Das kann man natürlich sehen wie man will.

Dennoch stellt sich für mich die Frage: Warum unternimmt das Insolvenzgericht nichts? Diverse andere Richter und Mitarbeiter von Gerichten schütteln nur noch mit dem Kopf, wenn sie den Namen ...

Ich höre jetzt besser auf.

Gruß

k.moestl
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Beitrag von k.moestl »

Ein neuer sehr aufschlussreicher Artikel aus dem Handelsblatt
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... ten;955154

03.08.2005
Das schmutzige Geschäft mit Pleiten
Von Jan Keuchel, Handelsblatt

Jesco Fabricius schluckt kurz, aber heftig, als er der Urteilsverkündung lauscht. Insolvenzrichter ist er gewesen, ein mächtiger Mann, zuständig für die gerechte Verteilung der Konkursfälle im Raum Mannheim. Doch agiert hat er wie ein Halbgott in Schwarz.

DÜSSELDORF. Landete eine größere Pleite auf seinem Schreibtisch, ging sie fast immer an denselben Insolvenzverwalter. Denn dessen Schwiegersohn zahlte dafür – mal einen Zuschuss für ein Mercedes-Coupé, mal für ein BMW-Cabrio, mal für einen Alfa Romeo. Auch den Kühlschrank der Richtergattin füllte er kostenlos auf. Flüssiges vom Feinsten: französische Weine, geschmeidiger Calvados und prickelnder Champagner.

(...)

Das Geschäft mit der Pleite – in Deutschland hat es Hochkonjunktur. 39 213 Unternehmen haben 2004 Insolvenz angemeldet. Die Walter Bau AG, das Kloster Andechs, die Schuhmarke Romika oder der Fotoriese Agfa: selbst bekannte Namen brechen immer öfter unter der Schuldenlast zusammen – und müssen abgewickelt oder saniert werden. Die Forderungen der Gläubiger summierten sich 2004 auf 26 Milliarden Euro.

Doch nicht jede Pleite ist auch für einen der 1 200 hier zu Lande registrierten Insolvenzverwalter ein gutes Geschäft (siehe: Abwickeln und kassieren). Viel Geld bringen nur die großen Zusammenbrüche. Und das ist – da sind sich die Experten einig – allenfalls ein Drittel der knapp 40 000 Fälle pro Jahr.

Zusätzlich wird der Kampf um die fettesten Beutestücke kräftig durch den Expansionsdrang der großen Verwalterkanzleien angeheizt. Seit vor Jahren das Verbot fiel, überörtliche Sozietäten zu gründen, geht es auch an den kleineren der 182 Insolvenzgerichte heiß her. „Die bekannten Insolvenzverwalterbüros haben sich mittlerweile über das ganze Land verteilt“, erzählt Klaus Kollbach, Chefredakteur der „Zeitschrift für Wirtschaftsrecht“. Die Großen, das sind Schultze & Braun, Wienberg Wilhelm, Pluta, Kübler oder Wellensiek & Partner. „Die“, so Kollbach, „machen jetzt den örtlichen Platzhirschen Konkurrenz.“

(...)

HANDELSBLATT, Mittwoch, 03. August 2005, 12:39 Uhr
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Beate Kalauch
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Beitrag von Beate Kalauch »

Hallo,

na da kommt mal wieder Bewegung in unser Lieblingsthema! Ich habe demnächst (in zwei Wochen) ein Radiointerview (gebe die Zeiten noch an) zu meiner Insolvenz.

Mein Insolvenzverwalter kann sich wohl derzeit nicht mal mehr ´ne qualifizierte Dame am Telefon leisten. Jedenfalls konnte sie meinen Namen nicht aussprechen, obwohl ich ihn bereits buchstabierte!
Wenn die dann auch sonst noch für ihn tätig ist, fragt man sich, was dabei heraus kommen wird!

Gruß aus HH
Beate

k.moestl
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Beitrag von k.moestl »

Nachdem in den weiter unten stehenden Artikeln aus dem Handelsblatt inkompetente Insolvenzverwalter ("Sie können nicht mal Bilanzen lesen") ebenso wie skupelose Insolvenzverwalter ("Das schmutzige Geschäft mit Pleiten") scharf kritisiert wurden - auch "unser" Insolvenzverwalter blieb nicht unerwähnt - soll nun auch über eine Insolvenzverwalterin berichtet werden, die ihren Beruf anscheinend gewissenhaft ausübt - offenbar keine Selbstverständlichkeit, denn sonst wäre das der FRANKFURTER ALGEMEINEN ZEITUNG keinen großen Artikel wert:

http://www.ra-amend.de/downloads/FAZ_Artikel_100406.pdf

10.04.2006
„Wir wollen die Sanierung vor der Insolvenz"
Mit Angelika Amend, Insolvenzverwalterin und Inhaberin der Amend-Unternehmensgruppe, sprach Georg Giersberg

FRANKFURT, 9. April. Angelika Amend betreut 150 Unternehmen, „und zwar ohne den Kleinkram", wie sie hinzufügt. Unter Kleinkram versteht sie vor allem Verbraucherinsolvenzen. Frau Amend ist Insolvenzverwalterin - und Unternehmerin. Jedenfalls versteht sie sich so. Sie will mehr sein als eine Vollstreckerin des Rechts. Sie habe schon in ihrer Ausbildung begonnen, zweigleisig zu fahren. Sie habe im Nebenfach Betriebswirtschaftslehre studiert und parallel zum Studium in Banken gearbeitet. Normalerweise lerne man das Unternehmerische als Jurist nicht. In der Ausbildung werde man nur auf die hoheitlichen Aufgaben des Staatsanwalts und Richters vorbereitet. Dabei sei man als selbständiger Anwalt schon einmal per se Unternehmer in eigener Sache.

Früher blieb es oft dabei. Anwälte waren Einzelkämpfer. Das traf auch auf Insolvenzverwalter zu, die damals noch Vergleichs- und Konkursverwalter hießen. So war das auch bei ihrem Meister, dem Frankfurter Konkursverwalter Wilhelm Schaaf, der vor allem durch sein Engagement für die AEG bekannt wurde. „Bei ihm habe ich viel gelernt", gesteht Frau Amend. Dazu gehöre die Ruhe, mit der er an seine Fälle heranging, „und seine Methode, die Insolvenz mit den Mitarbeitern im betroffenen Unternehmen abzuwickeln". Die von vielen Anwälten bevorzugte Vorgehensweise, mit Unabhängigen die Geschicke des Unternehmens zu übernehmen, verzichte auf wichtiges Wissen, das im Unternehmen stecke. Es komme fast zwangsläufig zu Parallelorganisationen mit entsprechender Doppelarbeit und Kapazitätsverschwendung. Die meisten Fehler mache, wer seine eigene Bürostruktur dem insolventen Unternehmen überstülpen wolle.

Man müsse die eigene Organisation mit der des zu sanierenden Unternehmens verzahnen, mit dem Ziel der Restrukturierung. Auch in diesem Ziel kommt das unternehmerische Engagement von Amend zum Tragen. „Mein Ziel ist es, Unternehmen zu retten", betont sie. Auch wenn die schnelle Verwertung von Unternehmensteilen für den Insolvenzverwalter mit weniger Risiko verbunden sei, mehr Masse (zur Befriedigung der Gläubiger) erbringe und schneller abgewickelt werden könne, stehe sie zu dem Konzept der Fortführung, und das nicht nur, weil es inzwischen auch vom Gesetz so gesehen wird. „Es macht Spaß, kreativ zu sein und selbständig aus einer scheinbar aussichtslosen Situation etwas zu machen", beschreibt sie ihren unternehmerischen Impetus. Bei dem Bauunternehmen Imbau, das im Zusammenhang mit der Holzmann-Pleite zusammenbrach, habe sie mit dieser Einstellung 1000 von 1800 Arbeitsplätzen retten können, sagt sie. In diesem Fall hat sie mit ihren Mitarbeitern ein Konzept entwickelt, wie man die für ein Bauunternehmen üblichen Baustellenbürgschaften der Bank reduziert. Sie hat durch Optimierungen im Baustellenmanagement das Risiko der Banken von 180 Millionen auf 30 Millionen Euro gesenkt - und sich dieses Management bezahlen lassen, was sich wie-derum auf die für die Gläubiger zur Verfügung stehende Masse positiv ausgewirkt habe.
Das alles kann man nicht als Minikanzlei. Frau Amend hat daher in Kronberg bei Frankfurt auch 50 Mitarbeiter in ihrer Kanzlei und in der Amend Consulting GmbH & Co. KG, darunter eine Reihe von Betriebswirten und Ingenieuren. Die betriebswirtschaftliche Beratung sei zur Abwicklung großer Insolvenzen notwendig. Sie muß aber auch ausgelastet werden. Daher expandiert das Büro Amend. Seit 2003 gibt es eine Niederlassung in München. Geplant sind weitere Niederlassungen in Berlin, Köln und Hamburg, „den Großräumen mit den meisten Unternehmensinsolvenzen in Deutschland". Nach einer Anlaufphase von zwei Jahren an den jeweiligen Standorten sieht Frau Amend ihre Unternehmensgruppe bei 75 bis 80 Mitarbeitern.

Sie sei damit gewappnet für jede Insolvenz. Wobei die Großinsolvenzen häufig einfacher zu bearbeiten seien als kleinere, weil Großunternehmen über eingefahrene Organisationen verfügen. Etwas neidisch blickt sie nach Amerika, wo die dem deutschen Vergleich ähnliche Vorschrift „Chapter 11" dem Unternehmen zur Restrukturierung eine Verschnaufpause einräumt, in der es vor seinen Gläubigern geschützt wird. Der deutsche Gesetzgeber schütze dagegen noch immer zu sehr den Gläubiger vor dem Unternehmen. Hier fordert sie den Gesetzgeber, die Insolvenzordnung zu ändern.

Frau Amend fordert, den schon in der Ordnung enthaltenen Insolvenzplan aufzuwerten und noch eindeutiger in den Dienst der Unternehmensfortführung zu stellen. Der Insolvenzplan werde in Deutschland noch zu selten erstellt und komme meist zu spät. Die erfolgreiche Insolvenz der Drogeriekette „Ihr Platz" habe gezeigt, daß man mit Hilfe eines Insolvenzplanes ein gestraucheltes Unternehmen erfolgreich sanieren und wieder auf Wachstumskurs führen könne. Amend wünscht sich auch eine stärkere Beratung der Unternehmen vor der Insolvenz. Diese werde nach derzeitigem Recht geradezu verhindert. Denn wer das Unternehmen vor der Insolvenz berate und auf eine unternehmenserhaltende Insolvenz mit Eigenverwaltung vorbereite, der dürfe wegen drohender Interessenkollision kein Insolvenzverwalter in diesem Fall werden.
Aber langsam setze sich bei Unternehmen die Tendenz durch, sich vor einer Insolvenz beraten zu lassen, wie man eine Insolvenz vermeiden kann oder wie man innerhalb eines Insolvenzverfahrens das Unternehmen umstrukturieren und neu aufstellen kann. „Wir versuchen auf jeden Fall eine Insolvenz zu vermeiden, selbst in solchen Fällen, in denen eine Sanierung in der Insolvenz leichter wäre." Denn Insolvenz habe in Deutschland nach wie vor einen negativen Ruf. Frau Amend plädiert daher dafür, den Insolvenzplan aus der Insolvenzordnung herauszulösen und ihm als gerichtlichem Reorganisationsplan ein besseres Image zu geben.
Noch mehr Sorge als der nach wie vor schlechte Ruf der Insolvenz bereitet Frau Amend die Wettbewerbssituation auf dem Markt der Insolvenzverwalter. Auch hier ist die Internationalisierung zu spüren. „Immer häufiger drängen angelsächsische Berater in unseren Markt mit dem Ziel, die Insolvenz aus Deutschland her-aus ins Ausland zu verlagern", stellt Frau Amend fest und nennt als Beispiel die deutsche Vertriebsgesellschaft von Rover.
Die Zukunft ihres eigenen Unternehmens sieht sie weder durch die Konkurrenz aus dem Ausland gefährdet noch durch den Rückgang der Insolvenzzahlen. Nur wenige der 1600 deutschen Insolvenzverwalter könnten Insolvenzen jeder Größenordnung abwickeln: Sie schätzt deren Zahl auf höchstens fünfzig. Bei rückläufi-gen Insolvenzzahlen sorge die zunehmende Beratugsleistung für einen Ausgleich.

Das Unternehmergespräch
Angelika Amend, am 18. April 1961 in Lübeck geboren, hat sich nach ihrer juristischen Ausbildung und einer „Lehre" im Anwaltsbüro Schaaf 1992 selbständig gemacht. Die verheiratete Mitherausgeberin der Zeitschrift „Insolvenz und Vollstreckung" sammelt Bücher über die Französische Revolution und die Zeit Na-poleons und liest gern Biographien.
Die Kanzlei Amend Rechtsanwälte wurde 1992 in Kronberg bei Frankfurt gegründet und hat seither mehr als 600 Unternehmensinsolvenzen begleitet. 2003 kam die erste Niederlassung in München hinzu, 2004 die Beratungsgesellschaft Amend Consulting GmbH & Co KG. Die Unternehmen beschäftigen 55 Mitarbeiter.

Seite 18 / Montag, 10. April 2006, Nr. 85
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