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http://www.hna.de/hptopnews/00_20081028 ... erden.html
Scheer: Calden soll Testflughafen werden
Ein Neubau wäre damit möglich
Kassel. Nun ist es raus: Nach den Plänen einer möglichen rot-grünen Regierung für den Flughafen Kassel-Calden sollen am nordhessischen Himmel Testflugzeuge fliegen und Luftschiffe schweben. Aus dem Platz soll ein Testflughafen für Regionalmaschinen und Zeppeline werden. Das erklärte der designierte Wirtschaftsminister Hermann Scheer (SPD) gestern gegenüber unserer Zeitung.
Um aus Calden einen Testflughafen zu machen, müsste der Platz saniert (SPD: "ertüchtigt") werden. Das heißt konkret, man braucht eine neue längere Landebahn, die über die Bundesstraße 7 hinausgeht. Mit anderen technischen Einbauten am Flughafen werde das aber so teuer, dass man möglicherweise gleich neu bauen könne, sagte Scheer weiter. Damit sei ein Neubau des Flughafens Kassel-Calden also nicht ausgeschlossen.
Mittelpunkt des Testflughafens Kassel-Calden soll ein "Forschungs- und Entwicklungsinstitut für klimaneutrale Flugantriebstechniken" sein. Davon ist auch im Koalitionsvertag zwischen SPD und Grünen die Rede. Einzelheiten waren bislang aber unbekannt.
Nach den Worten Scheers soll da Institut zunächst als eingetragener Verein gegründet werden und vom Land Hessen, der Stadt Kassel, dem Landkreis Kassel, der Gemeinde Calden und den Universitäten und Hochschulen in Frankfurt, Kassel, Gießen und Fulda getragen werden.
Das Institut soll sich mit neuen Antriebstechniken für unterschiedliche Flugobjekte beschäftigen. Etwa könnten Flugturbinen mit Äthanol, Biodiesel, Methan, aber auch elektrisch, angetrieben werden. Dazu käme die Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Tansporthubschrauber. Hermann Scheer: "Die Emmissionen, die aus dem Luftverkehr stammen, sind für das Klima viel schlimmer als die Abgase von Autos oder Lastwagen."
"Besondes am Herzen", so Hermann Scheer, liege ihm ein weiterer Forschungsschwerpunkt: Luftschiffe (so genannte Zeppeline) als Transporter sollen ebenfalls in Calden entwickelt und getestet werden. Scheer: "Das macht in Deutschland bisher niemand. Calden wäre einzigartig."
Scheer hofft, dass sich an diesem Luftfahrtzentrum auch die Wirtschaft beteiligt. Etwa das in Kassel ansässige Unternehmen Bombardier, das in Nordhessen zwar Lokomotiven baut, im Konzern aber auch eine Flugzeugproduktion hat. Hier sieht Scheer eine weitere Chance für Kassel-Calden: Mit der neuen, längeren Startbahn könnten dann auch kleinere Regionalflugzeuge mit neuen, alternativen Antrieben getestet werden.
Hermann Scheer: "Die Bedeutung der Regionalflugzeuge wird weiter steigen. Es gibt mehrere Hersteller. Die könnten dann alle in Calden testen."
Er werde sich als Wirtschaftsminister besonders für diesen neuen Flugplatz Kassel-Calden einsetzen und alles mit dem Verkehrsminister abstimmen, sagte Scheer weiter. Das Forschungs- und Entwicklungszentrum solle besonders anspruchsvoll sein und könne in Europa so bekannt werden wie das Kasseler Iset-Solar-Institut. Hermann Scheer ist sich sicher, dass in Calden ein Leuchtturm nordhessischer Infrastrukturprojekte stehen wird. "Da sind größere Perspektiven drin, als bei allem, über das bisher geredet worden ist."
Von Frank Thonicke
