Mineralölbesteuerung der gewerblichen Luftfahrt

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Igel
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Beitrag von Igel »

@ Andreas
Kerosin ist so etwas wie billiger Diesel
Das dachte ich auch mal, daß das Zeug so billig ist. In einer Fernsehsendung (ich glaube "Planetopia" oder sowas ähnliches) wurde einiges bezüglich Kerosin erklärt. Das Zeug unterliegt so hohen Sicherheits- und Reinheitsgeboten (ähnlich Bier :wink: ), daß es ca. 2 DM (damals) pro Liter oder Kilogramm kostet (und das schon ohne irgendwelche Mineralöl- oder Ökosteuern von Herrn Eichel :oops:).
Ich weiß zwar nicht, ob sämtliche Angaben gestimmt haben, bin nämlich seit Berichterstattung der Medien über Cargolifter zum starken Zweifler gegenüber den Medien geworden. :idea:

Ivo.

AndyWe
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Beitrag von AndyWe »

Kerosin (=Petroleum) sollte eigentlich nicht sehr teuer sein.
Es fällt auch (noch?) keine Mineralölsteuer an, oder :?:

Bei der Öldestillation fällt es bei ca. 175-225°C an ,zwischen Schwerbenzin und Gasöl.

Sag doch mal jemand, was er mit seinem Flugzeug so tankt bzw. was es kostet!
:wink:
Die Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. Max Frisch

Andreas Eichner
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Beitrag von Andreas Eichner »

Kerosin ist ein "Abfallprodukt" der Erdölaufspaltung. Um Diesel für die gleichnamigen Motoren verbrennbar zu machen, muss dieser Teil aus dem Destillat entfernt werden. Der am Markt bezahlte Preis für Kerosin liegt mit 55 Cent (Prognosepreis des DIW von 2001 lag bei 1 DM pro Liter) deutlich unter dem Dieselpreis. Übrigens ist euch schon mal die dicke schwarze Schleppe eines startenden Flugzeuges aufgefallen? Das ist Ruß, der bei der Verbrennung des Kerosin entsteht. Das zeug wäre innerhalb kürzester Zeit der Tod jedes Dieselmotors. Da z.B. die Aufspaltung des Erdöls in den 20-er und 30-er Jahren noch nicht so möglich war wie jetzt, gingen die Motoren schneller kaputt. Im Traktoren- und Panzerbaus der damaligen Sowjetunion waren Wartungsintervalle für Motoren von 200 Betriebsstunden (und das im 2. WK) keine Seltenheit! Auch die wesentlich geringeren Wartungsintervalle der früheren Dieselmotoren hat seine Ursache darin. Also Kerosin ist eigentlich Abfall, der nur durch solche Turbinen verbrannt werden kann. So weit zu Diesel und Kerosin.
Andreas
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pestw
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Beitrag von pestw »

Na - Diesel-Laster und -Panzer und -PkWs hauen aber auch ne ganz schöne Rußfahne hinten raus. Z.T. viel deutlicher als Flugzeuge. Eigentlich kann ich nur bei wenigen startenden Flugzeugen eine wahrnehmbare Rußfahne erkennen. (Meine Beobachtung vom Besucherhügel Süd des Münchener Flughafens ;) )
Bild :zib Initiative Zukunft in Brand - Wir verleihen CargoLifter Auftrieb!

heliman
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Beitrag von heliman »

hi andy,
für kerosin MUSS mineralölsteuer gezahlt werden, es sei denn, man hat eine mineralölsteuerbefreiung...die kann man bekommen, wenn man gewerblich luftfahrt betreibt, d.h. ein überwältigend grosser teil des luftverkehrs wird mineralölsteuerbefreit abgewickelt, nur der privatpilot auf privatflügen zahlt die steuer...
der kerosinpreis ist starken schwankungen ausgesetzt (weltwirtschaft) und schwankt auch innerhalb der anbieter (mineralölgesellschaften wie esso, bp, elf etc.) und hängt auch von den tankstellen der flugplätze ab...
ist alles ähnlich dem sprittanken an der tankstelle ;-)

AndyWe
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Beitrag von AndyWe »

heliman hat geschrieben:hi andy,
für kerosin MUSS mineralölsteuer gezahlt werden, es sei denn, man hat eine mineralölsteuerbefreiung...die kann man bekommen, wenn man gewerblich luftfahrt betreibt, d.h. ein überwältigend grosser teil des luftverkehrs wird mineralölsteuerbefreit abgewickelt, nur der privatpilot auf privatflügen zahlt die steuer...
Aha, danke!
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Andreas Eichner
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Beitrag von Andreas Eichner »

Das ist ja momentan der Streitpunkt in der Politik. Es wird ja darüber diskutiert, die Mineralölsteuer auf Flugbenzin Jet A1 (=Kerosin) einzuführen. Nach dem 11.09.01 und dem Rückgang des Flugverkehrs insgesamt haben die Airlines natürlich Argumente gegen die Erhöhung bekommen. Der derzeit tobende Preiskampf (war vor zwei Wochen für 40,20€ in Köln - hin und zurück!!!) ist natürlich ein Argument für die Einführung der Steuer. Mal sehen , wo das hinführt.
@pestw du hast natürlich recht, viele Diesel qualmen noch (und gerade bei diesen Temperaturen). Aber die wirklich sauberen (ab EU-Norm III) haben sich soweit im Griff, das es eigentlich kein Qualmen mehr geben darf. Außerdem spielen Manipulationen an den Einspritzanlagen eine erhebliche Rolle. Die hier gerade bei LKW zur angeblichen Leistungssteigerung durchgeführten Maßnahmen können zum Verlust der Betriebserlaubnis führen.
Flugzeugturbinen benötigen für den Start den meisten Treibstoff. Da auf Grund des Schubes zusätzlich Kerosin eingespritzt wird, entsteht diese Schleppe, die bei "ungünstigen" Lichtverhältnissen eklig schwarz aussieht. Ich habe bis zum März mit direkten Blick zum Flughafen Tegel gearbeitet. ich habe jedes Flugzeug mit einer "Fahne" starten sehen. Da wir für Rolls Royce Aeroengines arbeiten hatte ich schon einige Male die Chance Triebwerksprobeläufe mitzuerleben. Dieser Dreckausstoss beginnt bei Schublast über 95%, also eigentlich nur beim Starten, denn sonst bewegen sich diese Vögel je nach Höhe und Jetstream zwischen 70% und 80% Last. Andreas
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heliman
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Beitrag von heliman »

genau,
die einführung der mineralölsteuer in der luftfahrt wäre nicht nur logisch sondern auch fair, aber man sollte schon überlegt an diese steuererhöhung (die einführung einer steuer ist letztendlich eine steuererhöhung) herangehen
1. innerdeutsch
der kraftstoff der bahn und auch der der lkw's auf der beispielstrecke köln-berlin wird nur versteuert verkauft, aber die lufthansa und auch alle anderen carrier transportieren pax und cargo mit steuerfreiem kraftstoff, selbst unsere tägliche briefpost wird jede nacht mit der lufthansa mit extra flugzeugen unter aus meiner sicht unvertretbar hohem aufwand durch deutschland geflogen, ganz sicher auch aus gründen des steuerfreien kerosin kann die lufthansa der deutschen post einen preis anbieten, den die deutsche bahn nicht unterbieten kann, vielleicht schlafen diese bahnschlafmützen allerdings auch nur und vergessen permanent, ihr angebot abzugeben ;-)
2. international
schon europäisch dauern einigungen/angleichungen im steuerrecht der einzelnen länder ewig (und nicht nur im steuerecht)
international erscheint es unmöglich, einheitlich besteuerungen durchzusetzen, demzufolge wäre es für deutsche fluggesellschaften tödlich, wenn sie mineralölsteuer bezahlen müssten bzw. NIEMAND würde auf deutschen flughäfen tanken, denn bei mehr als 60 cent steuer pro liter kerosin lohnt sich jede zwischenlandung zum nachtanken, dort wo es eben billig sprich steuerfrei ist

Andreas Eichner
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Beitrag von Andreas Eichner »

So, wenns gegen den gelben Riesen geht, bin ich immer hellhörig.
Was die Marktvorteile bzgl. des Linientransportes im Nachtsprung betrifft hat die Post Riesenvorteile. Das resultiert noch aus Zeiten, als das alles Staatssoße war. Die Bahn ist zu langsam für die Ansprüche der Post. Aber man nutzt die Leerflüge der LH, die der Überführung dienen um die Post zu transportieren. Dafür werden A 320 und B 737 mit sogenannten Seat-Backs, also Sitzcontainern ausgestattet. Darauf werden die Postsäcke gelagert. Über die Luftkreuze B-Tegel, Frankfurt, München und Hamburg werden die Postflüge geroutet. Danach erfolgt alles per LKW bzw. über Subunternehmer mit Transportern. Ich war auch mal an so einer Sache dran. Aber für die Preise, die die zahlen wollen, und unter dem Zeitdruck unter dem der Fahrer steht kannst du nicht ökonomisch fahren, kann man normalerweise nicht fahren. Deswegen haben die auch so aller 3-4 Monate einen neuen Fahrer auf jeder Tour. Hier ab Berlin gibt es Linien, z.b. nach Bayreuth, die fahren um 22:00 los und müssen um 05:30 Uhr wieder da sein. Wenn Verspätung ohne Rückmeldung vorkommt, dann wird die Tour nicht bezahlt. Bei Wiederholung - und tschüss. Die ganze Aktion dauert ca. 10 Stunden dann sind Hauptlinien, egal ob Flug oder Straße, erledigt.
Andreas
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heliman
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Beitrag von heliman »

es geht nicht gegen die post, andreas, auch wenns dein element ist :wink:
es geht darum, sinnvoll und vorallem umweltverträgliche transportmittel einzusetzen bzw. nicht das gegenteil durch steuervergünstigungen zu subventionieren, aber genau das erfolgt durch die generelle steuerbefreiung der lufthansa zuungunsten der bahn und/oder dem lkw
ausserdem werden beiweitem keine leer- und überführungsflüge für den nächtlichen postdienst der lufthansa genutzt, das ist für die lufthansa ein extrem lukrativer auftrag, weil langfristig als feste größe planbar...
klar ist auch, das man sich an den luxus hier in Deutschland gewöhnt hat, das nämlich die post am nächsten tag beim empfänger ist, aber warum sollte die bahn das nicht auch schaffen?
zumindest 70-80% der briefpost wäre schon heute machbar, ich meine die strecken sagen wir mal unterhalb 300km, der rest kann ja meinetwegen geflogen werden oder kommt eben erst nach 48 stunden beim empfänger an, wer damit nicht leben kann, klebt eben eine marke mehr rauf und zahlt somit den erhöhten preis fürs fliegen (mit mineralölsteuer), sonst verkümmert der schöne begriif LUFTPOST völlig
Bild
meint heliman

Andreas Eichner
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Beitrag von Andreas Eichner »

Also Du hast ja recht. Aber meine Kontakte gerade auch zur Kranich-Air belegen Folgendes: Um bestimmte Slots bedienen zu können, muss die LH nachts Flugzeuge "umsetzen" . Das passiert auch gerade hier in Berlin wegen dem Nachtflugverbot, da die Flugzeuge aus dem normalen Turnus rausfallen. Nur mit der Post an Bord funktioniert das Umgehen des Verbotes.
Was die Bahn betrifft, es gab ja sogar die sogenannten Bahnpostwagen, in denen die Post sortiert wurde. Aber die Bahn ist auf Grund des hohen Personalbedarfes nicht (mehr) an der Post interessiert. Der Einsatz von LKW ist die einzige Alternative. Solange Profitinteressen im Spiel sind, ist die Umwelt sekundär. Und die Post ist auf Deibel komm raus daran interessiert den Briefmarkt für sich zu erhalten, vor allem über "Zuverlässigkeit" und über Monopolregelungen. Nämlich einen Teil des Gewinnes benötigt die Post um die Frachtpost quer zu subventionieren und ihre Einkaufstouren auf der Welt zu finanzieren. Durch die Anwesenheit der wesentlich effizienteren Paketdienste ist die Post gezwungen unter ihren Selbstkosten im Frachtbereich zu arbeiten. Außerdem müssen die Pensionszusagen für die ehem. Beamten usw. finanziert werden. Auch aus diesen Gründen, die aus Zeiten der alten Staatsbetriebe resultieren arbeiten LH und Post zusammen.
Darüber könnte man stundenlang reden.
Andreas
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heliman
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Beitrag von heliman »

noch ein beleg mehr für die umweltunverträglich der innerdeutschen luftpost, trotz nachtflugverbot wird geflogen und damit lärm emittiert, weil es angeblich so sein muss...
aber du hast schon recht, wir können hier reden wie wir wollen, wirtschaftliche überlegungen machen auch vor den ansätzen grüner politik hierzulande nicht halt...

aber deinem argument, dass die bahn wegen personalaufwand kein interesse an der post haben soll, kann ich wirklich nicht folgen ???

Andreas Eichner
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Beitrag von Andreas Eichner »

Als die Umstrukturierung einsetzte, ich glaube 1993, wurden die Lufthansa und die Bundesbahn in AG´s überführt. Kurze Zeit später erfolgte die Aufspaltung der Bundespost in ihre jetzigen Bestandteile. Früher war es so, das die sogenannten Postwagen an jedem Zug (auch Personenzug) hingen. Um eine schnelle Abfertigung zu erreichen, saßen in diesen Waggons zum Teil Leute und sortierten noch Post. Dann mussten auf dem Bahnsteig bei EInfahrt des Zuges auch noch einer stehen, der nur die Post abfertigte. Die Personalkosten wurden immer höher. Da aber die Bahn sowieso das Netz immer weiter ausdünnt und auf die lukrativen Fernstrecken runterbricht, ist die Bahn aus Qualitätsgründen für die Post kein Partner mehr. Auchg deswegen stehen die Briefverteilzentren, die mit der Einführung der 5-stelligen Postleitzahl entstanden eher an der Autobahn als am Bahnhof.
Andreas
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Igel
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Beitrag von Igel »

@ heliman
die einführung der Mineralölsteuer in der Luftfahrt wäre nicht nur logisch sondern auch fair, aber man sollte schon überlegt an diese steuererhöhung (die einführung einer steuer ist letztendlich eine steuererhöhung) herangehen
1. innerdeutsch
der kraftstoff der bahn und auch der der lkw's auf der beispielstrecke köln-berlin wird nur versteuert verkauft, aber die lufthansa und auch alle anderen carrier transportieren pax und cargo mit steuerfreiem kraftstoff, selbst unsere tägliche briefpost wird jede nacht mit der lufthansa mit extra flugzeugen unter aus meiner sicht unvertretbar hohem aufwand durch deutschland geflogen
Ich bin auch für Umweltschutz, jedoch würde die Einführung einer Mineralölsteuer auf Kerosin (von den internationalen Gesichtspunkten mal ganz abgesehen) zu einer Wettbewerbsverzerrung führen :idea: :!:
Laut der Angaben, die ich mal in einer Fernsehsendung aufgeschnappt habe, erhält die Deutsche Bahn erhebliche Subventionen vom Bund (für Bahnnetz, usw.),
der Flugverkehr hingegen trägt sich vollständig selbst (Flughäfen, Infrastruktur, usw.) Aus diesem Gesichtpunkt betrachtet :roll: wäre eine Besteuerung der Flugsprits ungerecht.

Ivo.

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Beitrag von heliman »

@igel
das stimmt so nicht, denn zum beispiel die flughäfen sind nur in den seltensten fällen in privater hand, überwiegend dagegen im besitz der länder und gemeinden und sehr sehr oft von diesen subventioniert, einfach um die attraktivität der gegend durch eine ausgebaute verkehrsanbindung zu erhöhen, daraus ist zu schlussfolgern, dass die haupteinnahmequelle von flughäfen, nämlich die lande- und abstellgebühren nicht kostendeckend sind...

dass die deutsche bahn betreiber des bahnetzes ist, ist ein historisches ergebmis und eigentlich rudimentär...

zusammengefasst nochmal meine meinung, man sollte eine wettbewerbsverzerrung (subventionen des bahnnetzes) nicht mit einer weiteren verzerrung (ungleiche besteuerung von kraftstoffen) kompensieren

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