Aus den VDI-Nachrichten

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Bardocucullus
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Aus den VDI-Nachrichten

Beitrag von Bardocucullus »

Nicht brandaktuell, aber sehr interessant:



Pentagon will Luftschiffe als Radarplattform nutzen

Verteidigung: Aus 20 km Höhe die USA überwachen - Qualität der Bilder bis zu fünfzig Mal besser als von Satelliten
VDI nachrichten, 13.12.2002
Das US-Verteigungsministerium hat Rüstungsfirmen gebeten, unbemannte Luftschiffe zu entwickeln, die aus etwa 20 km Höhe die USA überwachen sollen. Voraussichtlich schon im kommenden Januar wird die US-Missile Defense Agency einen offiziellen Entwicklungsauftrag ausschreiben.

Die Luftschiffe sollen jeweils etwa 150 m lang sein und rund 2 t Nutzlast tragen können, darunter ein 12 m breites Radarsystem, das einen Landradius von 1200 km abdecken könnte. Das Verteidigungsministerium (Pentagon) fordert, dass die Riesen-Blimps ohne Unterbrechung bis zu einem Jahr auf ihrer geostationären Position bleiben können und geht davon aus, dass die Energieversorgung für die Überwachungselektronik und die Steuerung des Luftschiffes mit Solarzellen gewährleistet werden kann.
Da die Einsatzhöhe von 20 km oberhalb des Wettergeschehens liegt, würden die Steuerungsrotoren nur für geringere Positionskorrekturen benötigt werden.
Nicht wirklich geklärt ist bisher vor allem die Frage, aus welchem Material eine Luftschiffhülle gebaut werden könnte, die dicht genug ist, um innerhalb eines Jahres nicht zu viel Helium zu verlieren, die andererseits aber auch leicht genug ist, um ein Luftschiff in der dünnen Atmosphäre von 20 km Höhe halten zu können. In der amerikanischen Fachpresse wird dazu immer wieder die Vermutung geäußert, dass vor allem Boeing und Lockheed mit kevlar-verwandten Materialien experimentieren würden.
Für den militärischen Einsatz hat das North American Aerospace Defense Command (Norad) bereits ein Szenario entwickelt, das die Stationierung von insgesamt zehn solcher Luftschiffe entlang der amerikanischen Westküste von Seattle bis Mexiko und entlang der Ostküste von Florida bis Maine vorsieht. Neben konventionellem Radar sollen die Luftschiffe auch mit Überwachungselektronik und optischen Systemen ausgestattet werden, die sonst in Satelliten zum Einsatz kommen. Aus der geringeren Einsatzhöhe der Luftschiffe würden diese Systeme eine bis zu fünfzig Mal bessere Bildqualität liefern als ein Satellite.
„Wir würden damit die Radar-Kapazität von Norad dramatisch verbessern, aber es wäre nur eine vorübergehende Zwischenlösung“, so Norad Sprecher, Major Ed Thomas: „Weltraumgestütztes Radar ist das langfristige Ziel, aber davon sind wir noch weit entfernt.“
Als aussichtsreiche Unternehmen für das Luftschiffprojekt gelten vor allem Boeing und die Firma Lockheed, deren „Goodyear-Blimps“ weltweit als Werbeträger eingesetzt werden. Laut Cary Dell, Sprecher von Lockheed, hat das Unternehmen seit 1920 mehr als 300 Luftschiffe gebaut und vor allem in den letzten drei Jahren den möglichen Einsatz von Luftschiffen in großen Höhen erforscht. „Wir sind in diesem Wettbewerb gut positioniert“, so Dell.
Aber auch das zweitgrößte Rüstungsunternehmen der USA , Boeing, setzt große Hoffnungen auf das Projekt.
„Wir haben großes Interesse an diesen sogenannten Leichter-als-Luft-Systemen, sowohl für Einsätze im Aufgabenbereich des Homeland-Security-Office, als auch für andere Anwendungen“, sagte Boeing-Sprecher Chick Ramey.
Noch im Mai dieses Jahres hatten Boeing und Cargolifter eine nicht genauer bezeichnete Partnerschaft zur Erforschung des zivilen und militärischen Einsatzes von Luftschiffen verkündeten, die nach Angaben von Boeing inzwischen aber abgeschlossen ist.
Der Vorstandsvorsitzenden der Cargolifter AG, Dr. Wolfgang Schneider, forderte Anfang dieser Woche (10.12.) eine engere Kooperation der verschiedenen europäischen Luftschiffbauer und setzt vor allem große Hoffnungen auf den britischen Hersteller Advanced Technologies Group (ATG), der bereits eine ganze Reihe von militärischen Luftschiffen entwickelt hat. Im September dieses Jahres unterzeichneten ATG und Cargolifter eine Kooperationsvereinbarung für die Produktion von ATG-Luftschiffen des Typs AT-10 und Skycat am Werftstandort Briesen-Brand in Brandenburg.
Nach einem Bericht der Los Angeles Times ist aber nicht nur das Pentagon an Luftschiffen interessiert, sondern vor allem auch das neue Homeland Security Office. Bei einem Pentagon-Briefing soll kürzlich die Idee geäußert worden sein, die Luftschiffe zur „Überwachung terroristischer Aktivitäten“ auf amerikanischem Boden einzusetzen.
Die Aussicht, bald nicht nur von Satelliten, sondern auch noch von niedriger fliegenden „Big-Brother-Schiffen“ überwacht zu werden, scheint die amerikanische Öffentlichkeit bisher aber noch nicht zu beunruhigen. Die US-Army und Navy erwägen außerdem, die Stratosphären-Luftschiffe über Kampfgebieten einzusetzen, um außerhalb der Reichweite der meisten Luftabwehrsysteme feindliche Truppenbewegungen beobachten zu können. Sollten Lockheed und Boeing überzeugende Prototypen präsentieren können, hofft das Pentagon die Luftschiffe spätestens ab dem Jahr 2008 einzusetzen. WOLFGANG HARRER

5dim
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Beitrag von 5dim »

Das erste Radarluftschiff war meines Wissens das deutsche 'Graf Zeppelin II' (LZ 130), welches - mit damaliger Elektronik vollgestopft - am Vorabend des Zweiten Weltkriegs Englands Verteidigungssystem ausspionieren sollte. Freilich geschah dies ohne Erfolg, weil die Briten schon viel weiter waren als die Nazis glauben mochten.

Ob das neue Ami-Spionagetool genau so viel bringt, steht derzeit noch in den Sternen. Sicher ist nur, daß man für solche 'Riesenluftschiffe' entsprechende Werfthallen braucht, und die sind rar gesät. Man muß dabei berücksichtigen, daß die Amis bei aller Tränendrüsendrückerei mit Kintopp-Effekt großen Wert auf Geheimhaltung legen. Die Bauhallen sollten schon recht abgeschottet sein. Über die Werft von GoodYear kann man sich bei http://www.goodyearblimp.com informieren. Die Werft von CargoLifter dürften wir kennen. Eine ehemalige Sowjet-Airbase könnte ganz nach Geschmack der kriegsheulenden Möchtegern-Indianer sein.

Man hat sich nicht ganz zu Recht über das Interesse von Boeing an dem Schauplatz 'Brand' gewundert. Irritiert hat am ehesten noch, daß bisher meistens von 'Höhenplattformen' die Rede war. Eine Höhe von 20 km ist für die Amis schon notwendig, um den erwarteten Sternenkriegzauber gerecht zu werden, wirft allerdings - wie der Artikel zeigt - große Probleme auf, denn die Tragfähigkeit des Gases nimmt in zunehmender Höhe ab, und die zu erwartetenden Gasverluste durch Undichtigkeit beschränken die Einsatzdauer erheblich.

Vielelleicht sollten Boeing und Consorten doch besser gleich UFOs bauen?

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