Tagesspiegel: USXP-Einstieg immer unwahrscheinlicher

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pestw
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Tagesspiegel: USXP-Einstieg immer unwahrscheinlicher

Beitrag von pestw »

http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/22 ... 491515.asp

Berlin
22.03.2003

Deutsch-amerikanische Luftblase?
Der Irak-Krieg und seine Folgen: Es wird immer unwahrscheinlicher, dass die US-Firma Universal Express beim Luftschiffbauer Cargolifter einsteigt

Von Michael Mara und Thorsten Metzner

Potsdam. Bereits im vergangenen Jahr gingen ausländische Investitionen in Brandenburg zurück. Dieser Negativ-Trend, so befürchten ???, wird sich durch die US-Intervention am Golf und ihre unkalkulierbaren Folgen für die Weltwirtschaft verstärken. Tatsächlich erschwert der Irak-Krieg schon jetzt US-amerikanische Investitionen im Land – wie der Fall Cargolifter zeigt. Nach Tagesspiegel-Recherchen könnte die geplante Übernahme des insolventen Luftschiffbauers im südbrandenburgischen Brand durch den US-Logistikkonzern Universal Express scheitern, da die deutsch-amerikanischen Spannungen bereits die laufenden Verkaufsverhandlungen belasten.

„Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Universal Express aus dem Bewerber-Konsortium aussteigt“, sagte Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning am Freitag. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Deutschland und den USA zum Irak-Krieg seien nach seinen Erfahrungen „nicht förderlich für geschäftliche Kontakte“. Nach Worten von Mönning hätten die Verhandlungspartner von Universal Express bereits erklärt, dass in Aktionärskreisen die Frage diskutiert werde, ob der US-Konzern unter den aktuellen Bedingungen überhaupt in Deutschland investieren sollte. Diese Bedenken werden in Banken- und Wirtschaftskreisen geteilt.

Wie berichtet, ist Universal Express im Rahmen eines Konsortiums zusammen mit neuseeländischen und isländischen Partnern der einzige ernsthafte Kaufinteressent für den insolventen Luftschiffbauer in Brand. Nach früheren Angaben Mönnings will der Konzern in Brand ein Frachtzentrum errichten und rund 350 Millionen Euro investieren. Zur Debatte steht ein Kaufpreis von rund 87 Millionen Euro. Dabei soll auch der Flugplatz Brand für Werksflugzeuge reaktiviert werden. Ein Abriss der mit 42 Millionen Euro von der öffentlichen Hand geförderten Halle ist nicht ausgeschlossen.

Mönning bestätigte, dass die deutsch-amerikanischen Spannungen die Verhandlungen mit dem US-Investor belasten, zumal „dessen Führung der Bush-Administration nahe steht“. So habe der Firmenchef von Universial Express, Richard Altomare, berichtet, dass er im Vorstand einer Vereinigung von US-Kriegsveteranen aktiv sei, dessen Aufsichtsratschef US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sei. In den Verkaufsverhandlungen für Cargolifter hätten die Amerikaner nie einen Hehl daraus gemacht, dass für sie die deutsche Irak-Haltung „nicht nachvollziehbar“ sei, so Mönning. Er habe seine persönliche Position dagegen gehalten, die mit der des Bundeskanzlers identisch sei. Für das Klima der Verhandlungen seien solche Differenzen allerdings nicht förderlich.

Eigentlich soll bis Anfang April Klarheit herrschen, ob ein Einstieg von Universal Express zustande kommt. Der Konzern ist aufgefordert, spätestens in zwei Wochen ein konkretes Business-Konzept vorzulegen und die Eigenmittel nachzuweisen. Nun drohen durch den Krieg Verzögerungen, sagte Mönning. Denn kommende Woche sollen zwar weitere Gespräche mit dem Bewerberkonsortium stattfinden. Mönning rechnet jedoch mit einer Absage der Vertreter von Universal Express. Es gebe Signale, dass sie wegen des Krieges aus Sicherheitsgründen nicht nach Europa fliegen wollen. Er werde weiter alles versuchen, eine Lösung für Cargolifter zu erreichen, sagte der Insolvenzverwalter. Aber: „Die ohnehin schweren Verhandlungen dürfen nicht noch durch außenpolitische Differenzen belastet werden.“

pestw
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Beitrag von pestw »

Na - was sagt ihr dazu? Hammer, oder?
Natürlich ist das mit dem Irakkrieg nur eine faule Ausrede. Es geht um den Abstand der Runway zur Halle und sonst gar nichts.
Hat schon mal jemand was von einem isländisch-neuseeländischen Konsortium gehört?? Also - ich verfolge den Fall CargoLifter ja relativ genau. Aber das war mir neu. :?

Aber immerhin - vielleicht hört man beim Land Brandenburg jetzt mal auf, dem Rattenfänger-Gedudel von hunderten Millionen Euro und 1500 Arbeitsplätzen hinterher zu laufen und öffnet den Blick wieder für vergleichsweise bescheidenere und dafür machbare Lösungen. Und vielleicht erinnert man sich zufällig auch noch des Angebots eines gewissen Professors aus Stuttgart... :!:

maku
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Beitrag von maku »

Man, schon lange nicht mehr so ein Schwachsinn gelesen. Seit wann scheren sich Wirtschaftsbosse um Politik. Dort wo Geld gemacht werden kann wird es gemacht. Deutsch-amerikanisches Verhältnis - das ich nicht lache.

Das Rumsfeld AR-Vorsitzender sein soll und UE eine Ansammlung von Veteranen .... na ja wers glaubt. Es würde aber erklären warum eine Paketverschiebefirma an den Luftschiffplänen interesse hat. Ich dachte: Die wollen keine Halle, keine Landbahn - die wollen die Luftschiffpläne und schieben UE als Strohfirma vor.

Aber vielleicht war das doch zu gewagt und UE wollte nur die Landebahn und sucht jetzt einen Grund sich zurückziehen zu können

Maku

Bardocucullus
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Beitrag von Bardocucullus »

„Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Universal Express aus dem Bewerber-Konsortium aussteigt“

Wer ist mit diesem Bewerber-Konsortium gemeint? Bisher war doch immer nur die Rede von Universal Express als einzelnem Interessenten.

Ansonsten: selten so einen Blödsinn gelesen! Kompliment an IV und Presse, das muß man erst mal so zusmmenmurksen!!!

Lifter
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Beitrag von Lifter »

Mein Gott! Schlimmer geht es bald nimmer, oder??

Ich enthalte mich zunächst einmal jeden Kommentars, sonst kommt einem das Abendbrot hoch.

USXP-Aktionäre hinterfragen das Investment ????
Kann ich mir vorstellen, wenn die eigenen Aktien weniger als 1 Cent wert sind. Sollte das Geld nicht von externen Investoren beigebracht werden?

Amerikanische Geschäftsleute aus dem Logistikbereich schieben Stimmungsgründe vor? Dann haben die Amis demnächst aber nur noch Binnenhandel oder lassen Konvois zur Britischen Insel fahren.

Vielleicht war es auch so: der IV hat einfach zu viel gequatscht und hat wie ein Sieb Infos an seinen Hofberichterstatter von der Lausitzer entweder mit Bedacht oder auch ohne durchsickern lassen.

Das ist einfach - um im jetzigen Jargon zu bleiben - zum Rohrkrepierer geworden. Wenn schon die Hauptgläubiger in der Presse Watschen an Mönning verteilen, die ihn zuvor noch auf Händen getragen haben, kann es mit der Liebe nicht mehr so groß sein.

Was hat Mönning eigentlich nach der ganzen Zeit vorzuweisen?

Bruch und noch mehr Bruch!

dsalomon
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Beitrag von dsalomon »

pestw hat geschrieben: ... Er habe seine persönliche Position dagegen gehalten, die mit der des Bundeskanzlers identisch sei ... Er werde weiter alles versuchen, eine Lösung für Cargolifter zu erreichen ...
Einfach Heldenhaft - Mir kommen gleich die Tränen.

E.Sillge
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Beitrag von E.Sillge »

Mensch, der IV bestätigt "ziemlich ruppige Diskussionen". Das klingt nach harter Arbeit. Umsonst der lange Flug in die Staaten!
Alles für die Katz'!
Aber es gibt Leut' , die trifft es noch härter. Wenn ich da an den Fürniß denke, mehrmals an den Golf gedüst, trotzdem keine richtigen Ergebnisse für's Land.
Trauerspiele, nur noch Trauerspiele.
Und jede Zeitung bringts.

:-)

Brandman



26.03. DIE GESCHÄFTE MIT DEN USA STOCKEN / CARGOLIFTER-ÜBERNAHME GEFÄHRDET
Auf der Kippe
KLAUS STARK

POTSDAM Der Krieg im Irak wirft seine Schatten mittlerweile bis nach Brandenburg: Wegen der deutsch-amerikanischen Spannungen könnte die Übernahme des insolventen Luftschiffbauers Cargolifter in Brand (Dahme-Spreewald) durch den US-Logistikkonzern Universal Express gefährdet sein. Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning bestätigte gestern "ziemlich ruppige Diskussionen" mit dem potenziellen Käufer. Die Chefetage von Universal stehe der Bush-Administration nahe, und die Aktionäre verstünden nicht, warum sie ausgerechnet in Deutschland investieren sollten.

Cargolifter ist kein Einzelfall. Ein amerikanisches Aktionsbündnis wirbt im Internet für eine Boykottliste, auf der Firmennamen wie BMW, Deutsche Bank oder Siemens neben einem abstrusen "St. Pauli Girl Bier" auftauchen. Auf offizieller Ebene wird abgewunken: Es gebe keine Erkenntnisse über Umsatzeinbußen deutscher Firmen in den USA, berichtet Peter Blume vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHT).

Der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels, Anton Börner, ist sehr viel skeptischer. Mit einer steigenden Anzahl von Opfern unter den US-Soldaten dürfte die "Empörung über die Europäer" wachsen, vermutet er. In seinen Augen stehen die deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen "an einem Wendepunkt".

Nach Frankreich sind die USA für Deutschland immerhin der weltweit wichtigste Handelspartner. Zehn Prozent des deutschen Außenhandels werden mit den Vereinigten Staaten abgewickelt. Und der läuft nicht immer gut: Beim Sportwagenhersteller Porsche ging der Absatz in den USA allein im Februar um 37 Prozent zurück. Von politischen Gründen will ein Sprecher nichts wissen. Das Land befinde sich eben in einer Art Mobilmachungszustand: "Die Leute kaufen Wasservorräte und Tesa-Band zum Abdichten der Fenster - aber keinen Porsche." Bei Daimler-Chrysler hat man zwar von Boykottaufrufen gehört. "Aber Auswirkungen hat das bisher nicht", so Sprecherin Ursula Merzig. So gelassen sich die Firmenvertreter geben - hinter den Kulissen wächst die Angst. Und sie wird immer größer, je länger die politische Krise um den Krieg im Irak dauert.

Derweil wird in der arabischen Welt der Spieß umgedreht und zum Boykott von Coca-Cola aufgerufen, auf McDonald's-Filialen fliegen Steine. Und es gibt sogar Gerüchte, saudi-arabische Ölmilliarden würden derzeit aus den USA abgezogen und verstärkt in Europa angelegt.

Nichts gehört
Rick L. Perry ist Chef der brandenburgischen Auslandsplattform in Detroit. Klaus Stark sprach mit ihm über die deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Haben es brandenburgische Unternehmen jetzt schwerer auf dem amerikanischen Markt?

Perry: Ich habe von keinen großen Schwierigkeiten gehört. Auch von Boykottaufrufen gegenüber deutschen Produkten weiß ich nichts. Nur Pommes Frites heißen statt "French Fries" jetzt "Freedom Fries".
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Haben die wirtschaftlichen Kontakte zwischen Deutschland und Amerika bisher gelitten?

Perry: Wir haben mehr als 250 deutsche Firmen in Michigan und hunderte von US-Firmen, die Geschäfte mit Deutschland machen. Ich habe da bisher keinen Einfluss der Politik auf die Wirtschaft gesehen.

Gibt es anti-deutsche Ressentiments?

Perry: Nein. Zurzeit ist noch nicht absehbar, wie sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen gestalten werden, aber ich denke, dass der Krieg auf Dauer keinen Einfluss haben wird.

http://www.maerkischeallgemeine.de/?loc ... weiter=422

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