Frechheit !!

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Henry
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Frechheit !!

Beitrag von Henry »

SPIEGEL ONLINE - 10. Oktober 2003, 10:46
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,269035,00.html
CargoLifter

Ausverkauf in Wolkenkuckucksheim

Von Michael Kröger

In Brand werden in diesen Tagen die Überreste des gescheiterten Luftschiffbauers CargoLifter versteigert. Interessenten sind erstaunt: Inventar, Werkzeuge und Maschinen sind zum größten Teil unbenutzt. Wurde bei CargoLifter jemals gearbeitet?
Brand - Position 3200 im Versteigerungskatalog war die Überraschung des Tages. Joey. Kaum einer hatte erwartet, dass sich jemand für das kleine Frachtluftschiff von CargoLifter interessieren würde. Doch dann gab's sogar für einige Sekunden so etwas wie ein Bieterduell. 10.000 Euro, 12.500, 13.500 - zum ersten, zum zweiten, zum Dritten. Den Zuschlag erhielt Philip Yiin, Chef der Malaiischen Airship Group.

Er wisse noch nicht, was sein Unternehmen mit dem Luftschiff machen werde, sagte Yiin anschließend in gebrochenem Englisch, "will see".

Joey (Katalogbeschreibung: Versuchsluftschiff mit Zubehör, unvollständig. Verpackt in zwei Seecontainern je 40 Fuß) verkörpert den Traum des gescheiterten Luftschiffbauers wie kein anderes Angebot. Der überdimensionale Luftballon sollte als Ausweis dafür dienen, was dereinst möglich werden würde im brandenburgischen Brand.

Gleich serienweise Luftschiffe sollten hier montiert werden, zukunftsweisende Lastenträger, die jedes erdenkliche Transportproblem auf dieser Welt lösen könnten. Doch am Ende erwiesen sich die kühnen Träume als Seifenblase. Zurück blieben rund 120 Millionen Euro Schulden, im Juni meldete CargoLifter Insolvenz an.

Einen Teil der Schulden versucht Insolvenzversteigerer Christoph Sattler in diesen Tagen durch den Verkauf des Inventars hereinzuholen. Rund 8000 Gegenstände stehen zum Verkauf: Handwerkszeug Schweißtechnik und Fahrzeuge am Mittwoch, Messgeräte, Datenumwandler oder ganze Paletten mit Kabeln an diesem Donnerstag - und eben Joey.

Viele von den zum Verkauf stehenden Gegenständen sind noch im Neuzustand. Ein großer Luftfilter mit Gebläse etwa oder eine Schwerlast-Seilwinde sind noch original verpackt, an einer Kunststofffräse ist noch kein einziger Span zu sehen. Genauso unbenutzt sehen die Schreibtische vom Nobeldesigner Vitra aus, die in abgesteckten Arealen in der riesigen CargoLifter-Halle herumstehen. Stapelweise Arne-Jacobsen-Stühle in Schwarz und leuchtend Gelb tragen allenfalls den Staub der Lagerräume, in denen sie bislang gestanden haben. Nun werden sie en gros verramscht.

"Die CargoLifter AG war einfach ein potemkinsches Dorf", sagte Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning. 600 Menschen seien in Brand angestellt gewesen, aber wirklich geforscht und entwickelt habe nur eine kleine Kernmannschaft. "Ich kann mir nicht erklären, was die anderen den ganzen Tag über gemacht haben".

Von chaotischen Zuständen innerhalb der Firma hatten Angestellte schon berichtet, als CargoLifter-Chef Carl von Gablenz noch von großartigen Fortschritten sprach. Junge Ingenieure konstruierten ohne jede Systematik vor sich hin, und produzierten Tausende Ideen, aber nie fiel eine Entscheidung. Jeder Manager trieb isoliert von den anderen sein "Projekt" voran.

"Wir haben bis zum Schluss nicht gewusst, wie das Luftschiff aussehen und funktionieren soll", sagte ein Mitarbeiter damals gegenüber der "Welt". Die Projektmanager hätten ohne Budget arbeiten müssen. "Es wurde immer gesagt: tun Sie so, als hätten Sie eines."

Nicht einmal die Luftschiffe Joey und sein größerer Bruder Charly sollen in den Ingenieurbüros in Brand entstanden sein. Joey, so heißt es, stammt vor allem von Studenten der Universität Stuttgart. Charly kaufte Gablenz in England bei Airship Operations, behaupten Mitarbeiter. Dort sei es von CargoLifter-Leuten zusammengebaut worden.

Statt Entwicklung lief das Marketing auf Hochtouren - eine Kampagne für ein Produkt, das es nicht gab. In himmelblauen Prospekten mit der Aufschrift "be part of it" wurden Krawatten, Manschettenknöpfe, Uhren, Tassen und T-Shirts mit dem Firmenlogo angepriesen.

Jetzt dienen die unbenutzten Maschinen als Beleg dafür, was Gablenz immer als üble Nachrede abtat. Und hinter den futuristischen Bürocontainern (Smarties genannt und unter Position 2559 bis 2571 im Katalog) liegen hunderte großformatiger Kalender mit Hochglanzfotos aus der Aufbauzeit.

Während die Kataloge wohl zum Altpapier wandern, bringen die Geräte wenigstens noch ein bisschen Geld ein. Als Sattler an diesem Tag den Hammer zum letzten Mal fallen lässt, hat er insgesamt 130.000 Euro erlöst, 50.000 mehr als der Gutachter des Insolvenzverwalters angesetzt hatte. Eine Versteigerung ohne nennenswerte Komplikationen sagt Sattler, zumal der schwierigste Verkauf bereits im August über die Bühne gegangen war.

Charly hatte immerhin noch 130.000 Euro eingebracht, obwohl er seinem Besitzer wohl noch einige Probleme bereiten dürfte. Viele Bauteile benötigen längst eine Neuabnahme durch die Flugüberwachung. Die Hülle muss Tag und Nacht bewacht werden, damit eventuell austretendes Helium nicht zu einer Katastrophe führt. Insgesamt, so schätzt Gutachter Josef Goebbelet, werden noch Investitionen in Höhe von mindestens 450.000 Euro fällig.

Noch ungewisser scheint das Schicksal von Joey. Hier fehlen noch wichtige Teile, damit das Luftschiff überhaupt fahren kann, von der Fluggenehmigung durch die Behörden ganz zu schweigen.

Der Rest wird sich am Samstag und in der folgenden Woche wohl noch zu einem guten Preis absetzen lassen, gibt sich Sattler zuversichtlich. Dass an diesem Donnerstag nur 150 Interessenten zwischen den rund 5000 aufgestellten Stühlen herumtrödelten, irritiert ihn nicht. "Heute war der Tag der Spezialisten", sagt Sattler. Stimmt - wer braucht schon ein 2-Kanal-Megazoom-Oszilloskop.

Insgesamt sei das Interesse aber riesengroß, sagt Sattler, nachdem der letzte Hammer an diesem Tag gefallen ist. "Immerhin haben sich fast 28.000 Nutzer den Katalog aus dem Internet herunter geladen". Den großen Schwung erwarte er sowieso erst für Samstag. Dann nämlich werden Schreibtische und Personal Computer versteigert.

:evil:

pestw
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Beitrag von pestw »

Nicht einmal die Luftschiffe Joey und sein größerer Bruder Charly sollen in den Ingenieurbüros in Brand entstanden sein. Joey, so heißt es, stammt vor allem von Studenten der Universität Stuttgart.
Ach nee. :roll: Nur dass diese Studenten dann samt uns sonders bei CargoLifter arbeiteten.
Charly kaufte Gablenz in England bei Airship Operations, behaupten Mitarbeiter. Dort sei es von CargoLifter-Leuten zusammengebaut worden.
Skandal! Charly nur gekauft? Da seht ihr's! Gut dass der Spiegel das nun endlich enthüllt hat. :roll:
Jetzt dienen die unbenutzten Maschinen als Beleg dafür, was Gablenz immer als üble Nachrede abtat.
Ich finde, von Gablenz lässt sich viel zu viel gefallen von diesen Schreiberlingen und potemkinschen Insolvenzverschwendern. Es ist doch klar dass man die Produktionseinrichtungen vorher beschaffen muss, bevor man anfangen kann, sie zu benutzen. Schließlich hat das Zeug ja auch Lieferzeit. Und dass die Büroeinrichtung im hunderter Stückpreis wesentlich billiger zu haben ist als einzeln, davon hat so ein praxisferner Jurist offenbar keine Ahnung. Tut aber recht gescheit.
Bei Cargo haben außerdem niemals 600 Leute gearbeitet, sondern beim Höchststand 498, und zwar bundesweit. Viele in Berlin, einige auch in Frankfurt, Kempten und North Carolina.
Charly hatte immerhin noch 130.000 Euro eingebracht
Derselbe Käufer war am 1.4.2003 vereinbarungsgemäß angereist, um 1,5 Millionen dafür zu bezahlen, musste aber unverrichteter Dinge (April, April!) wieder abreisen, weil Mönning das Luftschiff inzwischen für nur 400000 an Lion Monaco verkauft hatte. Lion Monaco hatte dann keinen Bock mehr, ließ Charly links liegen, zahlte nicht und nun bekommen die Schweizer, sich ins Fäustchen lachend, das Luftfahrzeug noch für 130000 ! Aber wie sagt Mönning immer so schön? Er erfüllt nur seine gesetzliche Pflicht! :roll:
obwohl er seinem Besitzer wohl noch einige Probleme bereiten dürfte. Viele Bauteile benötigen längst eine Neuabnahme durch die Flugüberwachung. Die Hülle muss Tag und Nacht bewacht werden, damit eventuell austretendes Helium nicht zu einer Katastrophe führt.
Ja klar. So wie bei der Hindenburg, nicht wahr? :roll:
Oder ganze Landstriche werden unbewohnbar wegen der Kontamination durch Helium! :lol:

Mei o mei... :roll: :roll: :roll:
Bild :zib Initiative Zukunft in Brand - Wir verleihen CargoLifter Auftrieb!

Bardocucullus
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Beitrag von Bardocucullus »

Nicht ärgern, nur wundern!!!
Aber könnte man mit dem Helium, statt es in einem gigantischen Feuerball verbrennen zu lassen, nicht vielleicht etwas sinnvolles machen - z.B. das Vakuum in den Köpfen mancher Journalisten ersetzen oder so?

pestw
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Beitrag von pestw »

Aus dieser Art von Journalisten werden niemals "Helium heads".

maku
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Beitrag von maku »

Ging soeben als Leserbrief an Spiegel und an den Herrn persönlich.
Warum mache ich mir eigentlich die Mühe?? Keine Ahnung - es hat gut getan. Aber FTD und Spiegel werden wir trotzdem nicht ändern.
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Sehr geehrter Herr Kröger,

da geht mir mal wieder der Hut hoch. Schlecht recherchiert und blöde Kommentare abgedruckt. Ich lese den Spiegel ganz gerne. Wenn ich solche Artikel lese (bei denen ich die wirkliche Wahrheit kenne) und das auf alle Artikel projeziere will ich gar nicht wissen was alles unwahr und aufgebauscht ist beim Spiegel.

Kurz zwei Auszüge die Inkompetenz des Artikels wiederspiegeln:

"Nicht einmal die Luftschiffe Joey und sein größerer Bruder Charly sollen in den Ingenieurbüros in Brand entstanden sein. Joey, so heißt es, stammt vor allem von Studenten der Universität Stuttgart. Charly kaufte Gablenz in England bei Airship Operations, behaupten Mitarbeiter. Dort sei es von CargoLifter-Leuten zusammengebaut worden. "

Richtig wurde das JEMALS behauptet???? Übrigends hat die ganze Joey Manschaft dann später bei CL gearbeitet. CL hat auch das Projekt der Uni Stuttgart mitfinanziert.
Charly ist ein SkyShip 600 - konnte man "aus dem Katalog" bestellen - das weiss jeder der sich ein gaaaanz bisschen mit der Materie beschäftigt. NIE hat jemand behauptet das CL das
Ding entworfen hat - was soll denn diese blöde Behauptung!
Es stammt übrigends aus USA und wurde nur in der Halle von
ATG von der CARGOLIFTER "Airship Operations" zusammengebaut. Die Jungs sollten gleich mal am lebenden Objekt lernen wie man das Ding zerrlegt und wieder zusammenbaut. Auf unserer Gehaltsliste standen Sie ja sowieso.

"Genauso unbenutzt sehen die Schreibtische vom Nobeldesigner Vitra aus" Na ja - wenn die Dinger schon so viel Geld kosten dann MÜSSEN die nach 2 Jahren doch noch wie neu Aussehen. Ich weiss ja nicht wie Ihr Schreibtisch nach 2 Jahren aussieht??
Trotzdem haben Sie dran gearbeitet - oder?

Mann - solch eine billige Schreibe. Klar war bei CL nicht alles Gold was glänzt. Das Fehler gemacht wurden sieht man ja am Ergebnis. Aber solche boshaften Unterstellungen sind einfach unter der Gürtellinie und nach dem Motto "Wer liegt ,der kriegt." CargoLifter kann sich ja nicht mehr wehren. Den Ruf kann man gerne weiter in den Dreck ziehen.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viele Firmenpleiten und private Tragödien damit Sie immer einen Job haben.

Mfg

"Mein Name"

5dim
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Beitrag von 5dim »

Spätestens wenn man die beiden 'Reportagen' von der CL-Versteigerung gelesen hat, wird klar, warum sich der CargoLifter in Deutschland nicht verwirklichen ließ: es dominieren einfach zu irre Vorstellungen in der Medienwelt und in den Köpfen der Leute, die von dieser abhängig sind. Ausnahmen (Sachkundige) sind rar geworden!
Immerhin fand Beachtung, daß es ein Malaysier war, welcher nach Brand kam, um das letzte verbliebene Produkt der CL AG zu ersteigern. Man sollte sich über diese unerwartete Wertschätzung Gedanken machen...

Henry
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Beitrag von Henry »

SPIEGEL ONLINE - 12. Oktober 2003, 16:22
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,269499,00.html

CargoLifter

Rest-Inventar liefert magere Ausbeute

Die Versteigerung des letzen Aufgebots von CargoLifter war eine ebenso große Enttäuschung wie das gesamte Projekt. Der Auktionator brachte lediglich eine Million Euro zusammen. Dabei war schon der Startpreis des Inventars auf 1,9 Millionen Euro beziffert worden.
Brand - Als spektakulärster Kauf ging das kleine Testluftschiff "Joey" für 13.500 Euro nach Malaysia. Für den mit 268 Metern längsten Schneidetisch der Welt (Startpreis 250.000 Euro) ging dagegen kein Gebot ein, wie ein Vertreter der Versteigerungsfirma erklärte. CargoLifter steht bei seinen Gläubigern mit 120 Millionen Euro in der Kreide.

Insgesamt sei bis zum Abschluss der Auktion am Samstag rund 900 Mal der Zuschlag gegeben worden, hieß es. Die in Paketen angebotene Büroausstattung sei zu etwa 90 Prozent versteigert worden, Computer und andere elektronische Geräte sogar vollständig. Insgesamt seien etwa 3000 Positionen angeboten worden.

Neben dem überlangen Schneidetisch, der neu 2,5 Millionen Euro gekostet hat und nie benutzt wurde, fand sich auch kein Käufer für die an der Decke der riesigen Halle montierte Krananlage. Der Auktionator hofft nun auf eine letzte Chance durch einen telefonischen Bieterwettbewerb.

Bis Herbst kommenden Jahres will der neue Besitzer der CargoLifter-Werkshalle, eine britisch-malaysische Investorengruppe, dort den weltgrößten überdachten Tropenwald mit Badestrand anlegen.

:evil:

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