Renault Werbung

[JU]

http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 89366.html


Samstag, 01. November 2003
Gleißendes Licht durchs große Tor
Die Cargolifter-Halle ist zum begehrten Werbeträger geworden - das ZDF machte den Anfang
Jürgen Schwenkenbecher

BRAND. Die Morgen- und Abendstunden sind besonders schön. Dann taucht - schönes Wetter vorausgesetzt - die Sonne die Außenhaut in ein warmes Licht und jeder Strahl, der durch die geöffneten Tore an der Ost- oder Westseite fällt, lässt das gewaltige Metall-Konstrukt noch riesiger erscheinen. Eine beeindruckende Kulisse, die ihre Wirkung nicht verfehlt.
Die Cargolifter-Halle in Brand, 60 Kilometer südlich Berlins gelegen, ist ein einziger Superlativ. Mehr als sechs Hektar Fläche bedeckt das Bauwerk, in dem eigentlich Luftschiffe von der doppelten Länge eines Fußballplatzes gefertigt werden sollten. Inzwischen wird die Halle nicht nur für verschiedenste Veranstaltungen genutzt - auch die Werbebranche weiß längst um die Ausstrahlungskraft des Bauwerks. "Es kommen meist bekannte Firmen, wo viel Geld dahinter steckt", sagt eine der wenigen verbliebenen Cargolifter-Mitarbeiterinnen. Die Werbeteams der Unternehmen lassen sich dann meist viel Zeit, um den wechselnden Lichteinfall zu nutzen. Die Kosten für einen Dreh- oder Fototag sind Verhandlungssache - ein fünfstelliger Betrag ist es allemal. Manche Werbekunden wollen nicht genannt werden.

Renault und Mercedes

Vor allem Autohersteller setzen auf die Wirkung des 360 Meter langen Bauwerks. Einfach ist es nicht, die volle Dimension der Werfthalle einzufangen. Renault stellte seine neuesten Modelle einfach im Innenraum vor das geschlossene, 200 Meter breite Tor. Das musste reichen, die Botschaft ist klar. Das stählerne Tor, durch das die Luftschiffe nach außen schweben sollten, besteht aus sechs lamellenartigen Segmenten, die steil nach oben weisen. Jedes Teil wiegt 300 Tonnen, unbestritten eine ingenieurtechnische Meisterleistung.

Überhaupt das Tor. Als Mercedes im September für seinen neuen Supersportwagen SLR McLaren - 600 PS stark, 330 Stundenkilometer schnell - ein Werbevideo drehte, musste Formel-1-Fahrer David Coulthard immer wieder durch die sich öffnende Einfahrt rollen. Das erscheint standesgemäß. Weltweit gibt es mit Sicherheit kein größeres Garagentor.

Auch BMW und Porsche sollen schon da gewesen sein. Und VW kam gleich zwei Mal. Eine Woche lang konnten Großkunden die Produktpalette der Wolfsburger kennen lernen und vor der Halle Probe fahren. Ein anderes Mal lud VW zum Fahrtraining auf der Rollbahn, die direkt an der Halle vorbeiführt. Die Betonpiste ließ sich für die geladenen Gäste mit Hilfe eines Hydranten sogar unter Wasser setzen. Dem Insolvenzverwalter ist es recht.

Das ZDF erkannte das Werbepotenzial der Halle bereits vor zweieinhalb Jahren. Damals ahnte noch niemand etwas von der späteren Insolvenz des Unternehmens Cargolifter. Der Sender ließ eine Frau in knallroten Pumps durch die leere Halle schreiten, bis sich vor ihr das Tor öffnet und gleißendes Licht hereinlässt. Der Jingle leitet seitdem das Montagskino des Mainzer Programms ein. "Wir waren wohl die Ersten, die in die Halle durften", sagt Alex Hefter vom ZDF.

Vor Ort war auch schon der Popsänger Oli P, der die Werft für ein Musik-Video nutzte. Von einem türkischen Süßwarenhersteller gibt es eine Anfrage, der für seine Produkte werben will - mit einem schokoladenfarbenen Auto. Ein anderes Unternehmen will einen Tiger mitbringen, der in seinem Zwinger vor der Halle platziert werden soll. Ob diese und andere Verträge zu Stande kommen, ist noch unklar.

Bergsteiger und Künstler

Begehrt ist die Halle auch für Veranstaltungen verschiedenster Art. Erbauer von Modellflugzeugen absolvierten im Frühjahr in Brand schon eine Meisterschaft. Vom Dach seilten sich später Bergsteiger hundert Meter in die Tiefe ab. Ein Künstler ließ bei anderer Gelegenheit Musikinstrumente einzeln und nacheinander von verschiedenen Standpunkten in der Halle ertönen. Die durch den wechselnden Hall unterschiedlichsten Klänge verblüfften das Publikum.

Großveranstaltungen im Innenraum werden durch die vertretbaren Zuschauerzahlen begrenzt. Zwar verlieren sich selbst einige tausend Besucher auf der ebenen Fläche. Doch die Versicherungskosten treiben die Preise bei mehr als 10 000 Gästen sprunghaft in die Höhe. Die Halle wurde schließlich als Produktionsstätte errichtet.

Zur zweitägigen Aufzeichnung der Lego-Show von Sat 1, die vor einer Woche ausgestrahlt wurde, durften nach Angaben des Insolvenzverwalters jeweils 1 000 Zuschauer rein. Es sollte eine große Show in einer großen Halle werden. Kein Stützpfeiler störte die Fernsehkameras. Den Stunt mit einem Lego-Auto - es flog über fünf Lkw hinweg - verfolgten Millionen.



Teurer Unterhalt

Werfthalle: Die 78 Millionen Euro teure Halle wurde vor drei Jahren eingeweiht: 360 Meter lang, 210 Meter breit, 107 Meter hoch. Der Unterhalt soll täglich 10 000 Euro kosten.
Bauantrag: Bis zur Genehmigung für den Umbau zu einem Tropenparadies bleibt der Insolvenzverwalter für die Halle zuständig. Der offizielle Bauantrag ist noch nicht gestellt.

Besucher: Bis November 2002 kamen 400 000 Besucher. Dann schloss das Besucherzentrum. Jeweils sonnabends, 11 bis 16 Uhr, gibt es jetzt wieder Führungen. Informationen: Tel. 035477/60-3125.

[LifterBastian]

Ich habe wieder eine Anzeige, diesmal von Mercedes-Benz in der Thüringer Allgemeine gefunden. Ich bin mit allerdings nicht sicher ob es in der Werft Aufgenommen wurde, es ist ziemlich undeutlich zuerkennen.


Schauts euch mal an:

http://cl75.sr-live.com/mercedes-benz.jpg