Unglaublich: Palmen statt Luftschiffe ???

Hier ist der Platz für Artikel die für alle interessant sein könnten. (ZiB und CargoLifter).

Moderatoren: Moderator, ZiB-Moderatoren

Antworten
Matthias/Wismar
CL 160
CL 160
Beiträge: 356

Beitrag von Matthias/Wismar »

klar herr pest, was wir im "osten" nicht haben sind staatlich geförderte industriegebiete. tanjong wir auf diese art und weise millionen verdienen

*kopfschüttel* angesichts solcher behauptungen
MFG

Matthias

pestw
CL 1000
CL 1000
Beiträge: 1957
Wohnort: Niederbayern

Beitrag von pestw »

Natürlich nutzen das die Geier und Hyänen aus, dass im Osten die Arbeitsmarktsituation so besch....euert ist, dass man nur 1000 Arbeitsplätze anzukündigen braucht und alle liegen einem zu Füßen. Ohne die Prognose überhaupt noch kritisch zu hinterfragen.
Gemeinderäte, Landräte, Behörden, Autohändler ;)
Man braucht bloß mit den Fingern zu schnippen und eilfertigst wird ne 20 km Druckleitung versprochen. Kostenlos natürlich. Klar, wir wollten doch sowieso gerade das Gelände erschließen. Jawohl, Herr Au, haben Sie noch einen Wunsch? :roll:
Bild :zib Initiative Zukunft in Brand - Wir verleihen CargoLifter Auftrieb!

Matthias/Wismar
CL 160
CL 160
Beiträge: 356

Beitrag von Matthias/Wismar »

>>Jawohl, Herr Au, haben Sie noch einen Wunsch? <<

tauschen sie doch mal "Herr Au" gegen "von Gablenz"

dämmerts? hier wird mit zweierlei maß gemessen, was man cargolifter zugebilligt hat steht doch auch anderen zu, oder etwa nicht?
MFG

Matthias

Bardocucullus
CL 75 - Aircrane
CL 75 - Aircrane
Beiträge: 75

Beitrag von Bardocucullus »

Man hat eben Gablenz keine Förderung genehmigt, als er sie gebraucht hätte. Das war doch genau der Knackpunkt! Ich frage mich, wer hier mit zweierlei Maß mißt.

Und noch´n Unterschied, Matthias:
CargoLifter wäre im besten volkswirtschaftlichen Sinne "wertschöpfend" gewesen - und "nachhaltig", beides kann man wohl von diesem Palmengarten nicht erwarten. Du hast an anderer Stelle geschrieben, dass es in der Region sehr viele gibt, die mit weniger als 1000 Euro im Monat auskommen müssen. Das ist aber die Zielgruppe, die Herr Au mit seinen 50 Euro Eintritt ansprechen muß, um auf seine 3 Millionen Besucher jährlich zu kommen. Ich frage nicht: "wie kann man nur so blöd sein, und so einen Schwachsinn glauben?" In diesem Sinn habe ich den Glauben an die Menschheit längst verloren. Ich wundere mich nur über die Kaltschnäuzigkeit dieses sogenannten "Investors", mit der dieser sein Ding durchzieht. Jetzt wird im Nachklang noch einmal kräftig abkassiert, dann hat er 550 Hektar Land inclusive Halle praktisch geschenkt gekriegt. Und was glaubst Du, dass er damit macht? Palmen pflanzen?? Ha, Ha!!!

Matthias/Wismar
CL 160
CL 160
Beiträge: 356

Beitrag von Matthias/Wismar »

>>Man hat eben Gablenz keine Förderung genehmigt, als er sie gebraucht hätte. <<

ahja, jeder der kohle benötigt weil er klamm ist soll sie auch bekommen?!? dann hätte die gablenze crew noch 2 oder 3 jahre weiter ballons an sich selbst verkauft und man hätte vor dem selben problem gestanden....


>>CargoLifter wäre im besten volkswirtschaftlichen Sinne "wertschöpfend" gewesen <<

die insolvenz hat das gegenteil bewiesen. was gewesen wäre kann man nicht sagen, kein kunde aus der transportbranche hat einen kontrakt für das ding unterschrieben...... mit 300 mio hätte man mehr draus machen müssen.


>>Ich wundere mich nur über die Kaltschnäuzigkeit dieses sogenannten "Investors", mit der dieser sein Ding durchzieht.<<

richtig, sein geld also auch SEIN ding.


>>Jetzt wird im Nachklang noch einmal kräftig abkassiert, dann hat er 550 Hektar Land inclusive Halle praktisch geschenkt gekriegt.<<

praktisch hätte jeder dieses "geschenk" für mal locker 20 milliönchen kaufen können. wollte und konnte (!!!) keiner.


>>Und was glaubst Du, dass er damit macht? Palmen pflanzen?? Ha, Ha!!!<<

ja das glaube ich. was glauben sie denn?
MFG

Matthias

Bardocucullus
CL 75 - Aircrane
CL 75 - Aircrane
Beiträge: 75

Beitrag von Bardocucullus »

*ahja, jeder der kohle benötigt weil er klamm ist soll sie auch bekommen?!? *

Nein, natürlich nicht. Aber die Insolvenz wäre mit weniger als den jetzt im Raum stehenden 13 Mio abzuwenden gewesen. Aber das ist Schnee von gestern. Jetzt ist´s nun mal wie´s ist.


*richtig, sein geld also auch SEIN ding.*

Bis auf die 13 Mio Fördergeld, die er jetzt haben will!!!


*ja das glaube ich. was glauben sie denn?*

Ich glaube jedenfalls nicht, dass der "Gemüsegarten mit Ringelpiez" Hauptzweck der ganzen Veranstaltung ist. Da steckt mit Sicherheit eine andere Absicht dahinter. Warten wir´s mal ab.

Matthias/Wismar
CL 160
CL 160
Beiträge: 356

Beitrag von Matthias/Wismar »

>>Aber die Insolvenz wäre mit weniger als den jetzt im Raum stehenden 13 Mio abzuwenden gewesen. <<

aber hallo! wo leben wir denn? 1. hätte dieses geld wohl nur für maximal 6-12 monate gereicht 2. steht doch noch gar nicht fest das tanjong dieses geld überhaupt bekommt und 3. kann nicht jeder der vor der insolvenz steht einfach mal so geld abgreifen.

und überhaupt. wie heisst dieses förderprogramm wo sich insolvenzgefährdete unternehmen geld abholen können? wo beantragt man das?

>>Bis auf die 13 Mio Fördergeld, die er jetzt haben will!!! <<

haben will. wenn er sie bekommt gibt es wohl auch einen rechtsanspruch. es ist hier in deutschland usus MANCHMAL investitionen zu fördern......


>>Da steckt mit Sicherheit eine andere Absicht dahinter. <<

würd mich echt interessieren was sie damit meinen? wirklich!
MFG

Matthias

Bardocucullus
CL 75 - Aircrane
CL 75 - Aircrane
Beiträge: 75

Beitrag von Bardocucullus »

*wie heisst dieses förderprogramm wo sich insolvenzgefährdete unternehmen geld abholen können? wo beantragt man das?*

Das Geld beantragt man dort, wo es Tanjong jetzt auch beantragt. Würde ich unken, würde ich sagen, hier beantragt ein weiteres insolvenzgefährdetes Unternehmen...


*haben will. wenn er sie bekommt gibt es wohl auch einen rechtsanspruch. es ist hier in deutschland usus MANCHMAL investitionen zu fördern...... *

Jawohl, "haben WILL" - entgegen vorherigen Zusagen. Mann, das stinkt doch zum Himmel! Und MANCHMAL heißt in diesem Zusammenhang: "leider HÄUFIG die falschen".


*>>Da steckt mit Sicherheit eine andere Absicht dahinter. <<

würd mich echt interessieren was sie damit meinen? wirklich!*

Damit meine ich nicht mehr und nicht weniger, als ich geschrieben habe: eine andere, als Blümchengärtlein zum Ergötzen der Arbeitslosen zu pflanzen! Wenn ich wüßte, welche, würde ich damit nicht hinterm Berg halten! wirklich!!!

Matthias/Wismar
CL 160
CL 160
Beiträge: 356

Beitrag von Matthias/Wismar »

>>eine andere, als Blümchengärtlein zum Ergötzen der Arbeitslosen zu pflanzen! <<

also nun reichts wirklich. ich will jetzt die probleme nicht runterreden aber in der region gibts ja nicht nur arbeitslose. im unmittelbaren einzugsgebiet liegt berlin (die hauptstadt), leipzig/dresden , eine aufstrebende region (Porsche, BMW, VW, AMD, EADS).

also bitte nicht immer so tun als ob dort nur arbeitslose leben....
MFG

Matthias

climber
CL 75 - Aircrane
CL 75 - Aircrane
Beiträge: 127
Wohnort: 01848 Hohnstein/ OT Ehrenberg
Kontaktdaten:

Beitrag von climber »

Ich kann mich als meist nur mitlesender Forumsteilnehmer nur wundern, mit welcher Blauäugigkeit Herr Mathias aus Wismar hier diskutiert. Schauen Sie doch mal in die Runde, wieviel "Freizeitparkprojekte" mangels Wirtschaftlichkeit in dieser Region nicht funktionieren ( Lausitzring ?!) oder auch von Banken ect. nicht finanziert werden. Ich bezweifle die Werthaltigkeit dieser Idee. Bitte nicht falsch verstehen, Sie haben Ihre Meinung, das kann ich akteptieren aber teilen muß ich Sie nicht. Sicher hat es bei CL Managementfehler gegeben, vieleicht ist auch mit zuviel Optimismus an die Sache herangegangen worden. Aber immernoch besser als ohne Zuversicht bei den ersten Anzeichen von Problemen das Handtuch zu werfen. Die verantwortlichen Politiker haben genau das getan und eine entsprechende Pressekampange hat Ihr übriges dazu getan. CL wäre zu retten gewesen aber es war nicht der Wille dazu da. In CL habe ich investiert, weil mir die Idee schlüssig schien, in die "Riesengätnerei" würde ich nicht investieren, weil ich die Wirtschaftlichkeit bezweifle. Für meine Begriffe handelt es sich dabei nämlich um ein sog. "Abschreibungsobjekt" billig kaufen - abschreiben - Steuern sparen - verkaufen = Gewinn! mal darüber nachgedacht ? Wir werden sehen, ob es tatsächlich zu den versprochenen Investitionen kommt. Für CL ist die Halle für meine Begriffe jedenfalls verloren, man sollte sich jetzt auf einen Neuanfang konzentrieren und nicht den verganenen Zeiten nachtrauen.
Wo ein Wille ist, da ist ein Weg !

Bardocucullus
CL 75 - Aircrane
CL 75 - Aircrane
Beiträge: 75

Beitrag von Bardocucullus »

Hallo Matthias,

ich will in keiner Weise polemisieren oder die Region schlecht reden. Aber Tatsache ist nun einmal, daß dort 22% der Erwerbsfähigen arbeitslos sind - leider. Und den Zeitungsmeldungen der letzten Tage zu Folge hat Herr Au von einer Gesamtbevölkerung von soundsovielen Millionen gesprochen, da sind meines Erachtens die Arbeitslosen mit eingeschlossen!

Ich hätte ja gar nichts dagegen, wenn das geplante Konzept aufginge, aber ich glaub´s einfach nicht. Nehmen wir doch noch einmal das Beispiel Eurodisney. Dafür braucht´s eigentlich doch wirklich keine Werbung - kennt ja buchstäblich jedes Kind. Und trotzdem steht´s nicht nur vor den Toren von Paris, sondern leider auch vor der Pleite. Aber das alles wurde an anderer Stelle schon bis zum Erbrechen diskutiert. Deshalb werden wir hier wohl nicht mehr weiterkommen.

Ich lasse Ihnen gerne Ihre Meinung - meine dazu ist und bleibt: dieses (in der Öffentlichkeit kommunizierte) Konzept wird nicht aufgehen, dafür aber die Augen derjenigen, die schon beim Vorgängerprojekt gerne "Hosianna" jubelten, als es gutging, sobald aber die ersten Wolken aufzogen, waren sie sehr schnell dabei, "kreuzigt ihn" zu schreien!

Matthias/Wismar
CL 160
CL 160
Beiträge: 356

Beitrag von Matthias/Wismar »

>>Schauen Sie doch mal in die Runde, wieviel "Freizeitparkprojekte" mangels Wirtschaftlichkeit in dieser Region nicht funktionieren <<

wenn sie schon vergleichen dann sagen sie mir mal welche LTA bisher "funktionierten" (im sinne von wirtschaftlichkeit)


>>. Sicher hat es bei CL Managementfehler gegeben<<

wie wahr!

>>bei den ersten Anzeichen von Problemen das Handtuch zu werfen. Die verantwortlichen Politiker haben genau das getan <<

das alte thema: CL-management hat versagt politiker sollen es ausbügeln. gewinne privatisieren, verluste dem steuerzahler aufbürden. CL war nun mal eine privatwirtschaftliche firma und muss auch nach den gesetzen der privatwirtschaft funktionieren. hat sie nicht. BASTA! als unternehmer jetzt nach beihilfen zu schreien ist nicht die feine englische art....

>>CL wäre zu retten gewesen aber es war nicht der Wille dazu da.<<
diese bahauptung habe ich hier schon so oft gelesen aber niemand konnte sagen wie das funktionieren soll. immer daran denken: CL war WEIT davon entfernt irgendein produkt fertigzustellen (mal vom AC abgesehen). WIE soll man eine firma retten die kein umsatz geschweige denn gewinn macht? WIIIEEEEEEEEE? :?:


>>CL wäre zu retten gewesen aber es war nicht der Wille dazu da.<<

:roll: CL an sich ist doch schon verloren ohne aussicht auf eine wiederbelebung....
MFG

Matthias

5dim
CL 160
CL 160
Beiträge: 213
Wohnort: Hagen in Westfalen (Deutschland)
Kontaktdaten:

Beitrag von 5dim »

Ich plädiere auf Ende der Debatte in diesen Spread, wo es um Pressemitteilungen geht. :cry:

Das Thema 'westeuropäische Freizeitsparks' halte ich für hinreichend durchgekaut. :x

Was bisher meines Erachtens nicht ausreichend berücksichtigt wurde, ist der Umstand, daß CargoLifter und die diversen Erlebnisstätten in einer Börsenflaute und Arbeitsplatzmisere kriselten. Wie es weitergeht, ist derzeit nicht im Entferntesten abzusehen. 500 bis 2000 neue Arbeitsplätze stellen für Brandenburg nur einen Tropfen in der heißen 'Tropenwelt' dar, für die Gemeinde und den Landkreis ist das offenbar schon sehr viel Wasser. Insgesamt wird sich die wirtschaftliche Situation der Menschen in der Region aber in absehbarer Zeit nicht wesentlich bessern (auch wenn man viel Wein predigt), daher werden sie - von Außerlandischen und Außerirdischen einmal abgesehen - sich einen Besuch vielfach angesichts der Kosten (Reise und Aufenthalt) im Hinblick auf die gebotenen potemkischen Dörfer und deren Umfeld - in einem Glashaus! - gut überlegen. Attrappen bieten nun 'mal keinen Ersatz für die Wirklichkeit - Computersimulationen wären da wesentlich kostengünstiger! :lol:

Sollte es zu einer spürbaren Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftslage kommen, haben sowohl Nutzluftschiff- als auch Touristikprojekte gewisse Chancen. Es ist daher vernünftig, in Brand zweigleisig zu fahren (was übrigens CL mit seinem Besucherzentrum bereits getan hat!). Was mich am meisten stört, ist die neue Gewichtung. Brauchen die Berliner wirklich einen hauptstadtgemäßen Wintergarten mit Lagunenkloschüssel? :roll:

Im Osten wird es sicherlich reizvoll sein, zuzusehen, wie der Westen Mittel und Werte verschleudert. Da wird man sicherlich gerne 'mal gucken kommen... :wink:

Vielleicht irre ich mich ja auch, und es wird alles gut! :shock:

Was aber auf keinen Fall angeht, ist die Blauäuigkeit diverser Presse-Vertreter, welche brav schreiben, was man ihnen vorgaukelt, und wissen, das sie für den angerichteten Propaganda-Schaden kaum werden geradestehen müssen! :twisted: :twisted: :twisted:

k.moestl
CL 160
CL 160
Beiträge: 360
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von k.moestl »

http://www.sueddeutsche.de/sz/wirtschaf ... rtikel943/

Süddeutsche Zeitung
07.02.2004


Asiatische Investoren und ihre Pläne für die Cargolifter-Halle: “An den Sandstränden werden tausend Liegestühle Platz finden”

Mister Au schenkt Brandenburg den Regenwald

Eine halbe Stunde von Berlin soll das größte Tropenparadies Europas entstehen – die Menschen dort können es noch nicht glauben, hoffen aber auf neue Jobs
Von Steffen Uhlmann


Brand – Colin Au spricht nicht viel, aber er lächelt und das unaufhörlich. Martin Wille lacht, ziemlich laut und andauernd, reden tut er sowieso. Der malaysische Unternehmer, der seine Geschäfte zumeist von Singapur aus steuert, und der Landrat des brandenburgischen Kreises Dahme-Spreewald mit Amtssitz in Lübben mögen sich dennoch. Seit Montag dieser Woche erst recht.

Da überreichte der laute Herr Wille dem leisen Mister Au eine Baugenehmigung, ganz feierlich und erwartungsfroh. “Good luck for the future”, viel Glück für die Zukunft, sagte er und man merkte gleich, dass sich Wille das auch selbst wünscht. Au wiederum bedankte sich asiatisch höflich und versprach dem langen Blonden, dass er seine “Tropical Island” so schnell wie möglich nach Brandenburg bringen wird. Das werde, versicherte er feierlich, “hier viele Menschen glücklich machen.”

15 Kilometer vom Festakt in Willes Amtsstube entfernt schüttelt Karla Tinius skeptisch den Kopf: “Erst Luftschiffe, jetzt eine tropische Insel – schön wär’s. Ich glaube an solche Spinnereien nicht mehr.” Karla Tinius ist gerade als Einzige in Brand aus dem Zug gestiegen. Sie kommt von der Arbeit aus Königs Wusterhausen, einer kleinen Vorstadt Berlins. Pendler, sagt die 41-jährige Kassiererin, gibt es kaum noch in Brand. Die Jungen sind weg, die Alten werden nicht gebraucht. “Mein Mann”, sagt sie, “ findet seit zwei Jahren keine Arbeit mehr.”

Halbverfallen dämmert der Bahnhof Brand dahin. Gleich nach der Wende machte die Bahnhofskneipe mangels Reisender dicht. Wenig später folgte der Kartenschalter und kurz darauf zog die Deutsche Bahn auch den letzten Mitarbeiter ab. Seitdem regelt aus der Ferne ein Schrankenwärter den spärlichen Bahnhofsverkehr, und Karla Tinius tut sich schwer mit der Vorstellung, dass an diesem verlassenen Perron alsbald ganze Sonderzüge andocken sollen – voll mit Tropenurlaubern aus der Hauptstadt.

Tausend tropische Baumarten, so die Pläne, sollen von Oktober an unter dem Dach der einstigen Cargolifter-Halle einen riesigen Regenwald bilden. Mittendrin ein 13 Meter hoher Hügel, sechs “Dörfer” aus verschiedenen tropischen Regionen sowie zwei Lagunen mit feinen Sandstränden. “Dort werden tausend Liegestühle Platz finden”, schwärmt Aus Geschäftsführer Joachim Hagemann. Abends könne man dann in der durchgehend geöffneten Halle Salsa und Samba tanzen, ein Konzert hören oder sich in den unzähligen Restaurants und Bars einen Karibik-Drink mixen lassen.

Andreas Eichner ist dennoch erbost. Für Eichner, selbst Kleinaktionär von Cargolifter, ist der geplante Tropenpark “wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Nonsens”. In Deutschland würden demnächst Palmen gepflanzt und dafür vielleicht in China das High-Tech-Luftschiff gebaut. Eichner hat Wut und macht seinem Unmut regelmäßig im Internet Luft, gemeinsam mit Gleichgesinnten – unter der Adresse www.zukunft-in-brand.de.

Hagemann rechnet derweil in Lübben den Leuten von der Lokalpresse Besucherzahlen, Bauzeiten und Investitionssummen vor. Denn mit der Baugenehmigung, die der Landrat gerade übergeben hat, ist die Projektgesellschaft Tropical Island nun endgültig Eigentümerin der Cargolifter-Halle und des dazugehörigen rund 550 Hektar großen Geländes in Brand. Schon im Sommer 2003 hatte das malaysisch-britische Investorenkonsortium um Colin Au dafür rund 17,5 Millionen Euro an den Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning überwiesen. Mönning ist noch heute glücklich darüber. Schließlich, so der Anwalt, sei Aus Projekt das einzige gewesen, das für die weltweit größte freitragende Montagehalle eine kostendeckende Nutzung sicherstelle.

Freilich, die Chefs von Cargolifter mit Carl von Gablenz an der Spitze, die Ingenieure und Monteure des Unternehmens hatten sich die Zukunft anders vorgestellt. In ihrer Vision hievten 260 Meter lange Luftschiffe bis zu 160 Tonnen schwere, sperrige Güter in die Höhe und transportieren sie über Packeis, Wüsten oder eben tropischen Regenwald. Für den Bau der Zeppeline sammelte Gablenz viel Geld ein – rund 300 Millionen Euro steckten 70 000 Kleinaktionäre in den Traum vom Fliegen. Mit einem Teil des Geldes entstand in Brand die weltweit größte freitragende Halle – 360 Meter lang, 210 breit und 107 Meter hoch.

Zu Hochzeiten gab sich bei Hausherr Gablenz fast die komplette bundesdeutsche Politprominenz die Klinke in die Hand. Später aber, als das egomanische Vermarktungstalent die 300 Millionen Euro “verbrannt” hatte und an ein Luftschiff dieser Größenordnung nicht mehr zu denken war, blieben die Gäste aus. Zwar pilgerten noch Zehntausende Besucher zum “Superdom”, doch die Vision des selbst ernannten Luftfahrtpioniers war längst im märkischen Sand versickert. Im Juni vergangenen Jahres musste Cargolifter Insolvenz anmelden. Seitdem hat Mönning in Brand das Sagen.

Ein privater Sicherheitsdienst schiebt nun rund um die Uhr Wache am weitläufigen Cargolifter-Areal. Die Halle selbst wirkt verlassen. Die riesigen Tore sind verschlossen, nur für ein paar Werbeaufnahmen großer Autobauer wurden sie in den letzten Monaten hin und wieder geöffnet. Dass dort statt Hochtechnologie nun ein überdachter Regenwald Einzug halten soll, wollen ein Teil der Spreewälder und viele leidenschaftliche Luftschiff-Anhänger immer noch nicht akzeptieren. So ziehen ständig neue Gerüchte wie Nebelschwaden über die Flussarme des weitverzweigten Spreewaldes: Mal wird an Leumund und Solvenz des Investors gezweifelt. Mal ist es das Projekt selbst, das unternehmerisch und technologisch in Frage gestellt wird. Mal geistert nur von Gablenz mit neuer Geschäftsidee durch die Lokalgazetten.

Mönning ist darüber sichtlich genervt. Alle anderen Vorhaben, soweit es die überhaupt gab, hätten lange Zeit Verluste verursacht, die nach dem Cargolifter-Schicksal keiner mehr tragen wolle. Dagegen stehe jetzt eine schnelle und finanziell machbare Lösung, betont der Anwalt und ist des Lobes voll über Au und seine Partner: “Während wir noch jammern, denkt man in Asien schon in fertigen Zeiträumen.”

Zumindest Landrat Wille findet das auch und hat die Zeit des Jammerns für beendet erklärt. Alle Kraft des Landkreises gelte nun Tropical Island, sagt der Landrat. “Wir sind reif für die Insel.” Darum habe er auch seine Mitarbeiter auf die neue Aufgabe eingeschworen. Mit Erfolg, wie Wille jetzt Mönning, Au und den Lokalreportern berichten kann: “Wir haben in gerade mal drei Monaten das gesamte Baugenehmigungsverfahren durchgezogen.” Auch das sei ein Rekord, jedenfalls für Brandenburg.

Wille will keine Diskussionen mehr über Aus Projekt. Zuviel hängt für ihn davon ab. Rund 70 Millionen Euro wird der malaysische Unternehmer, der nach eigenem Bekunden Hotels, Casinos und eine Kreuzschifffahrtlinie aufgebaut hat, zusammen mit seinem Partnerunternehmen Tanjong in Brand investieren und damit 500 Arbeitsplätze schaffen. Läuft alles wie geplant, könnte dem ersten Bauabschnitt noch ein zweiter folgen, mit genauso viel Geld und noch einmal 500 Stellen, zum Beispiel für zwei 500-Betten-Hotels. Da steht für Wille nicht in Frage, ob Tropic Island wie die Gewürzgurke in seinen Spreewald passt. Denn der Landkreis Dahme-Spree muss trotz des einzigartigen Spree-Biotops und der vielen Touristen schon seit Jahren mit einer Arbeitslosenrate von 20 Prozent und mehr fertig werden. Die südliche Region rund um Lübben ist noch besonders betroffen, während der im Speckgürtel Berlins gelegene Norden vom Hauptstadtbonus profitiert. “Wir leiden unter einem ausgesprochenen Nord-Süd-Gefälle”, sagt Wille.

Daran wird auch die Tropeninsel wenig ändern. Jürgen Höhn, in Lübben Chef der stadteigenen Tourismus-, Kultur- und Stadtmarketing-Gesellschaft, bleibt nüchtern: “Die sollen erst einmal aufmachen, dann sehen wir weiter.” Aber eigentlich hätten Höhn und seine Kollegin Steffi Noack vom Fremdenverkehrsverband lieber den Luftschiffbauer vor Ort gesehen. Dessen “Leichter-als-Luft-Technologie” habe mehr Beschäftigungspotenzial und ziehe auch Leute an, ist Noack überzeugt. “Würden sonst schon so viele zur leeren Halle pilgern?”

Höhn und Noack sind gar nicht so gelassen wie sie vorgeben, weil eben niemand in Lübben wirklich weiß, wie die Tropenlandschaft den Besucherverkehr beeinflussen wird. Fahren die Leute künftig nur noch bis Brand und lassen den Spreewald links liegen? Oder zieht der überdachte Regenwald eine neue Klientel an, die nach dem Besuch der Insel auch noch eine Kahnfahrt im Fließ bucht? Das aber würde dann kräftig zu Buche schlagen. Denn mit bis zu drei Millionen Besuchern pro Jahr rechnet Tropical-Island-Geschäftsführer Hagemann nach Fertigstellung der ersten Ausbaustufe Anfang Oktober dieses Jahres.

Bis dahin muss der Umbau abgeschlossen sein, damit zum Tag der Deutschen Einheit die ersten Tropentouristen durch die umgebaute Halle wandeln können. Vorausgesetzt, der Umbau ist bis dahin wirklich abgeschlossen. Au, Hagemann und Co. haben Fachleute engagiert, die schon am Bau der Halle beteiligt waren. Das größte Problem dürfte sein, durch Veränderungen der Außenhaut ausreichend Tageslicht in die Halle zu bekommen und gleichzeitig ein tropisches Klima in dem fünf Millionen Kubikmeter großen Bau zu erzeugen. Schließlich sollen die Pflanzen überleben. Gelingt dies alles, entsteht Europas größtes Tropenparadies. Eine brandenburgische Karibik.

Bei dem Wort Karibik schaut auch Karla Tinius versonnen in Richtung Montagehalle. “Könnte sein”, sagt sie, “dass wir uns doch noch bewerben.” Ihr Mann Dieter nickt verlegen. Vielleicht bringt ja der kleine Herr Au nun wirklich das Glück nach Brandenburg.
ZUKUNFT GESTALTEN - NACHHALTIGE INNOVATIONEN FÖRDERN

5dim
CL 160
CL 160
Beiträge: 213
Wohnort: Hagen in Westfalen (Deutschland)
Kontaktdaten:

Beitrag von 5dim »

Steffen Uhlmann hat geschrieben:
Süddeutsche Zeitung
07.02.2004



(...)

Das größte Problem dürfte sein, durch Veränderungen der Außenhaut ausreichend Tageslicht in die Halle zu bekommen und gleichzeitig ein tropisches Klima in dem fünf Millionen Kubikmeter großen Bau zu erzeugen. Schließlich sollen die Pflanzen überleben. Gelingt dies alles, entsteht Europas größtes Tropenparadies. Eine brandenburgische Karibik.
Ein tropisches Klima wird es in Brand gewiß nicht geben. Auch wird diese künstliche Karibik ('Tropen') mit ihren diversen Gewächsen (Palmen, eventuell Lianen) mangels exotischer Tierarten für die Menschen eher langweilig sein, denn wer mag sich schon ('mal von Gärtnern abgesehen) in einem Gewächshallenbad mit angeblich zahlreichen anderen Touristen bei ungewohntem Klima auf dem angeschütteten Sand und im gestylten Badesee ergötzen? Die geplante Präsentation eines ethnologischen Freilichtmuseums (wobei dieser Begriff wegen der Überdachung schon fragwürdig ist) mit diversen Eingeborenenstätten sowie die geplante Gastronomie und Unterhaltungskunst dürfte die Langeweile nur wenig abmildern. Möglicherweise werden einem später doch einmal Affen die mitgebrachte Banane klauen - wir werden sehen. Auf ein paar Tiere käme es wohl auch nicht mehr an.

Auch wenn Tiere in dem 'Paradies' aus klimatischen oder sonstigen Gründen (von wegen Tropen - wer erträgt denn die Hitze schon?) endgültig nicht vorgesehen sein sollten, so bliebe meine Frage, ob man wenigstens einen Hauselefanten oder sein Badekrokodil mitbringen darf, weiterhin unbeantwortet. :roll:
Zuletzt geändert von 5dim am Di, 02.03.2004 23:03, insgesamt 1-mal geändert.

Antworten