Artikel in der WamS

Hier ist der Platz für Artikel die für alle interessant sein könnten. (ZiB und CargoLifter).

Moderatoren: Moderator, ZiB-Moderatoren

Antworten
NorbertB
CL 75 - Aircrane
CL 75 - Aircrane
Beiträge: 110
Wohnort: Wiesbaden

Artikel in der WamS

Beitrag von NorbertB »

Am Ende kriegen wir auch wieder 'mal unser Fett weg.

Weltniveau in Brandenburg
Neuer Anlauf zum Superlativ: Erst sollte das größte Luftschiff in Brand gebaut werden. In einer Woche eröffnet statt Cargolifter der weltgrößte Tropenpark
von Sonja Banze

Colin Au zögert nur einen kurzen Moment. Dann lacht er und sagt "No", mit langgezogenem "o". Nein, Sorgen mache er sich überhaupt nicht. Grund dazu hätte er allerdings. 70 Millionen Euro setzt der Malaysier gerade in den brandenburgischen Sand. Und zwar in beheizten Sand.


Im Oktober vergangenen Jahres kaufte Au die einstige Cargolifter-Halle in Brand, gut eine Stunde Autofahrt von Berlin entfernt. Drei Monate später, für Brandenburger Verhältnisse blitzschnell, bekam er die Baugenehmigung für den größten überdachten Tropenpark der Welt: "Tropical Islands". Was nach überdimensionalem botanischen Garten klingt, wird eine Art Schwimmbad der Superlative. Zwei riesige Pool-Anlagen - hier heißt das "Lagune" - mit Bars und 3000 Liegestühlen. Das Wasser 28 bis 31 Grad Celsius warm und per Licht dunkelblau gefärbt, der Sand erwärmt. Daneben Sportplätze und inmitten von allem der Regenwald. 12 000 Kokospalmen, Bananenstauden, Orchideen mit Tierstimmen vom Band und ein paar Häuser im Stil von Bali, Samoa, Borneo - "Wie ein Urlaubstag in den Tropen" sagt Au.


Kommenden Sonntag, am 19. Dezember, ist Eröffnung. Von da an sollen 7000 bis 8000 Besucher am Tag kommen, 2,5 bis drei Millionen Menschen im Jahr. Daß diese für deutsche Gemüter doch sehr ehrgeizige Rechnung aufgeht, daran zweifelt der Investor nicht.


Au ist ein sehr kleiner, schmaler Mann, dem man Disziplin und Willensstärke anmerkt. Aufgewachsen in einer Kleinstadt auf dem Land hinter der Metropole Kuala Lumpur, Harvard-Absolvent und 55 Jahre alt. Genausogut könnte er aber auch 35 sein, oder 40 oder 60. Sein Gesicht ist alterslos. Er lächelt viel, preist wortreich sein Projekt, den "Dome", wie er die Halle nennt, klingt dabei aber wie einer, der einen Business-Plan heruntererzählt. Ein Geschäftsmann. "Leisure Business", sagt er. Freizeit ist für ihn nichts anderes als ein Geschäft. Er selbst hat derzeit keine. Bis vor vier Jahren war Au Chef von Star Cruises, einer großen Kreuzfahrtlinie, davor baute er große Urlaubsorte und Kasinos in Australien und den USA auf. Eines davon, Foxwoods im US-Bundesstaat Connecticut, steht sogar im "Guinness -Buch der Rekorde" als größter Vergnügungsort der Welt.


Jetzt sitzt er da in seinem verglasten Zehnquadratmeterbüro an der Längsseite der Halle zwischen den Welten. Rechts von ihm entstehen Tropen im Taschenformat.


Links ist Ödnis. Ein nasser, kalter Tag mit fahlem Licht über einem bis an den Horizont reichenden Wald aus dünnstämmigen Kiefern. Links ist graubrauner Osten.


Brand ist eigentlich kein Ort. Zwischen den Kiefern stehen ein paar Kleingärtner-Lauben auf dem Sandboden, eine notdürftig renovierte Bahnstation und eine Würstchenbude für Lkw-Fahrer. Ein Ortsausgangsschild, das war's dann. Wenn Brand überhaupt ein Ort ist, dann einer der gescheiterten Visionen und Gigantomanien. Zu DDR-Zeiten war hier der größte Militärflughafen der Welt außerhalb der Sowjetunion. Nach der Wende wurde hier für 80 Millionen Euro die größte freitragende Halle der Welt hingesetzt. Au zahlte 17,5 Millionen Euro, ein Schnäppchen. 360 Meter lang, 210 Meter breit, 107 Meter erhebt sie sich mattsilbrig schimmernd in der Gegend, unpassend als wäre sie soeben sanft aus dem All herabschwebt. Die Firma Cargolifter wollte hier das größte Luftschiff der Welt entwickeln und bauen, Lastzeppeline zum Transport schweren und sperrigen Gutes wie Kraftwerksanlagen oder Bohrinseln. Im Sommer 2002 meldete die Unternehmung Insolvenz an, eine der spektakulärsten Pleiten am Neuen Markt.

Jetzt ist hier der weltgrößte Regenwald unter Dach entstanden. "Die Deutschen haben es gern warm", sagt Colin Au, "aber es dauert zu lange, am Wochenende mal eben nach Mallorca zu fliegen." Die "Tropen nebenan" ist dagegen Colin Aus Werbeslogan. Er hat genau gerechnet: Im Umkreis von einer Stunde lebten fünf Millionen Menschen, im Umkreis von drei Fahrstunden 25 Millionen. Dazu kämen noch einmal drei bis vier Millionen Touristen in der Region im Jahr. "Made for Berliners" sei sein Projekt, sagt Au. Die Hauptstädter sollen die Hälfte der Einnahmen bringen. Am Bahnhof-Zoo werden Shuttle-Busse abfahren, in Brand auch.


Die Halle soll jeden Tag im Jahr rund um die Uhr geöffnet haben. Die Eintrittspreise sind moderat, 15 Euro für vier Stunden in der Woche, am Wochenende 20 Euro. Jede weitere angefangene Stunde kostet einen Euro.


Den Umsatz veranschlagt Au auf 70 bis 80 Millionen Euro jährlich, schon im kommenden Jahr soll Tropical Islands profitabel sein. Seine Erfolgssicherheit fängt mit S an: "Sonne, Sand und See", sagt er, davon träume jeder Deutsche. Sein "Dome" sei gemacht für einen Massenmarkt.


Während der Investor über Geld und Märkte redet, wird hinter der Glaswand seines Büros auf Hochtouren gearbeitet. Denn fertig ist hier noch lange nichts. Leitungen und gelbe Plastikrohre ragen aus dem Boden, Betonplatten liegen roh da, Bagger schieben sich zwischen Steinhaufen durch, und in einer Ecke stehen noch immer aus Thailand & Co eingeflogene, meterhohe und tonnenschwere Bäume. UV-Lämpchen zwecks Dauerbräunung der Gäste werden installiert, in den Pools ist noch kein Wasser, auf den Stränden liegen noch Bretter und außen auf der Halle klettern winzig aussehende Männchen herum, die die weiße Außenhaut in zwei Bahnen gegen eine UV-Licht-durchlässige und durchsichtige Folie austauschen. Tropen-Feeling unter Schneeflocken und Sternenhimmel, auch das Teil des Geschäftes.


Immer wieder richtet sich der Blick zur Decke der Halle, die bei aller Mühe alles klein aussehen läßt; selbst der 14 Meter hohe Urwald nimmt sich in Höhe über ihm fast schon verloren aus.


Draußen werden Plätze für 10 000 Autos planiert und Blumenzwiebeln in die Erde gestopft.


In zwei Jahren, wenn alles gutgeht, wollen Au und sein Mitinvestor, der britisch-malaysische Konzern Tanjong, auch noch einen 500 000 Quadratmeter großen Außenbereich nach dem Prinzip der Center Parks bauen. Im Januar beginnt Au mit der Planung.


Der "Dome" ist tatsächlich die letzte Hoffnung für die Region. 20 Prozent Arbeitslose, kaum Industrie, ostdeutscher Durchschnitt auf dem Land. 500 Jobs will Au schaffen, vielleicht sogar 800. "Ich bin sehr froh darüber", sagt Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns, "daß das Projekt Tropical Islands verwirklicht wird." Das kann er auch sein, denn bislang fehlte dem Land mit seiner Ansiedlungspolitik nicht nur das Glück, sondern auch die Kompetenz. Der Bau der Chipfabrik in Frankfurt/Oder wurde nach 23 Monaten abgebrochen, dem Land entstand ein Schaden von 100 Millionen Euro. Der Lausitzring (123 Millionen Euro Fördermittel) mußte Insolvenz anmelden und die Cargolifter-Luftnummer kostet Brandenburg 48,5 Millionen Euro. Au habe noch kein Geld vom Staat, erklärt das Ministerium, der Förderantrag bei der Investitionsbank Berlin-Brandenburg laufe noch.

Durch das Dschungelprojekt, so ist Minister Junghanns "optimistisch", werde das Land "international Beachtung erfahren und die Tourismusbranche gestärkt".


Tropical Islands könnte die Zukunft sein, während eine Bürgerinitiative Cargolifter hinterhertrauert. Unermüdlich setzt sie sich für den Fortbestand der "Leichter-als-Luft-Technologie" ein. Grund für die Pleite des Unternehmens ist für sie eine sinistre Verschwörungsaktion, angezettelt von Bundes- und Landesregierung. In Deutschland würden jetzt Palmen gepflanzt, dafür würde in Asien vielleicht demnächst das Luftschiff gebaut, fürchten sie. Doch mit dieser Sorge sind sie allein.


Artikel erschienen am 12. Dezember 2004


http://www.wams.de/data/2004/12/12/373674.html
MfG Norbert

JU

Beitrag von JU »

Darf man nicht so ernst nehmen.
BILD/Welt (Springer) lügt für sie.
Seit wann sind wir denn eine Bürgerinitiative?

Beate Kalauch
CL 160
CL 160
Beiträge: 584

Beitrag von Beate Kalauch »

Hallo,

also, was soll da schon bei rauskommen...wer für eine solche Zeitung schreibt muß so einen Unfug zum Besten geben!

Die Dame brilliert ja auch mit Unwissen...sowas kann man nicht ernst nehmen. Und wer das liest und ernst nimmt, ist auch nicht besser dran.
Solche Leute können einem ernsthaft leid tun, Journalisten wie Leser!

Gruß Beate

Lifter
CL 160
CL 160
Beiträge: 513

Beitrag von Lifter »

Uwe J. hat geschrieben:Darf man nicht so ernst nehmen.
BILD/Welt (Springer) lügt für sie.
Seit wann sind wir denn eine Bürgerinitiative?
Und seit wann war denn CargoLifter am "Neuen Markt"?

Antworten