Stauprognosen aus dem Zeppelin

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Stauprognosen aus dem Zeppelin

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Stauprognosen aus dem Zeppelin

Wissenschaftler wollen vorhersagen, auf welchen Straßen es am Weltjugendtag eng wird

Von Johannes Seiler

Bonn. Wenn sich beim Weltjugendtag auf dem Marienfeld nächste Woche hunderttausende Pilger tummeln, wird ein Zeppelin in rund 700 Meter Höhe schweben und die Verkehrsströme überwachen.

Die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erstellen im Auftrag der Polizei Kurzzeit-Stauprognosen für die nächsten 30 bis 60 Minuten. Das 75 Meter lange Luftschiff startet für seine Erkundungsfahrten vom Hangelarer Flugplatz.

"Ein Hubschrauber wäre zu laut und würde die Gäste des Weltjugendtages stören", erläutert Carsten Dalaff vom DLR-Institut für Verkehrsforschung in Berlin. Der Zeppelin ist mit zwei Spezialkameras ausgerüstet, die sowohl im sichtbaren Bereich des Lichtes als auch im Infrarotspektrum Aufnahmen machen können. Beide Kameras ergänzen sich insbesondere, wenn Sonne und Wolken schnell wechseln. "Die Blende einer normalen Kamera könnte dann nicht schnell genug nachsteuern", erklärt Dalaff.

Die Polizei dirigiert den Zeppelin an die Stellen, wo viel Verkehr zu erwarten ist. Die Daten werden dann in Echtzeit an die Kölner Polizeizentrale geschickt und mithilfe von Computermodellen in Prognosen verwandelt. Denn die Kameras des DLR erkennen die einzelnen Autos und können deren mittlere Geschwindigkeit abschätzen. Zusammen mit weiteren Daten - etwa wieviel die einzelnen Straßen an Fahrzeugen aufnehmen können - lässt sich absehen, wo sich ein Stau zusammenbraut.

"Wir erstellen eine Art aktuellen Straßenatlas", berichtet Dalaff. Die freien Verkehrswege erscheinen dann auf den Computerschirmen der Wissenschaftler grün, die bereits vollen gelb und die mit Stau rot. "Die Polizei wird aufgrund unserer Prognosen versuchen, Stausituationen zu entschärfen", meint der Verkehrsforscher.

Doch so viel ist für Dalaff klar: Ohne Staus wird der Weltjugendtag nicht über die Bühne gehen. "Immerhin kommen noch einmal fast soviel in die Region, wie in Köln leben."

Für die Wissenschaftler bietet der Weltjugendtag eine einmalige Möglichkeit, ihre Prognosemodelle zu testen. Zwar sind die Nadelöhre im deutschen Verkehrsnetz hinlänglich bekannt, doch das ändert sich, wenn alle zur Abschlussmesse auf das Marienfeld strömen.

"Die Staus während des Weltjugendtages werden woanders sein als sonst", ist sich der Verkehrsforscher sicher. Deshalb kombinieren die Wissenschaftler die Staudaten aus der Vergangenheit mit den Luftaufnahmen des Zeppelins. "Schwierig für die Prognose wird es allerdings, wenn plötzlich eine Gewitterfront herannahen sollte", meint Dalaff. Denn wie viele auf welchen Wegen vor Blitz und Donner fliehen, lasse sich nur schwer vorhersehen.

Zwar haben die Forscher mit ihren Kameras einen ziemlich guten Blick auf das Geschehen am Boden, aber kein Autofahrer müsse fürchten, aus der Luft "geblitzt" zu werden, versichert Dalaff. "Die Genauigkeit des Systems reicht für ein automatisches Knöllchen nicht aus. Wir können nur Durchschnittsgeschwindigkeiten berechnen und keine Nummernschilder erkennen."

Wenn alles klappt, werden die Wissenschaftler des DLR während des Weltjugendtages manchen Stau vermeiden helfen. Außerdem können sie erforschen, wie der Verkehr auf Großveranstaltungen reagiert. Das könnte auch hilfreich sein, wenn 2006 die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland stattfindet.

(09.08.2005)

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