Schwieriges Ausladen in Kapstadt erfolgreich abgeschlossen - De Beers-Auftrag soll ZLT 5,5 Millionen Euro bringen
Friedrichshafen VON HELMAR GRUPP

Der Zeppelin am Fuß des Tafelbergs und im Himmel über Kapstadt: Heute startet das Luftschiff zur ersten Etappe an seinen Einsatzort in Botswana. Bilder: ZLT
Nach zwei Anläufen zum Ausladen unter teils schwierigen Wetterbedingungen startet der Zeppelin NT "Friedrichshafen", der im südlichen Afrika für den Konzern De Beers nach Diamanten suchen soll, nun am heutigen Donnerstag zum Flug an seinen ersten Einsatzort, der Minenstadt Jwaneng in Botswana. Nach der Ankunft in Kapstadt Ende vergangener Woche war das Wetterglück den Zeppelinern nicht gerade hold: Ein erster Ausladeversuch vom Dockschiff "Enterprise" an Land musste in der Nacht von Freitag auf Samstag abgebrochen werden, teilte Marion Berg, Sprecherin der Zeppelin-Luftschifftechnik (ZLT) GmbH gegenüber unserer Zeitung mit.
Das Dockschiff sei wegen hohen Wellengangs nicht präzise auf seiner Position zu halten gewesen. Auch in der folgenden Nacht erschwerten heftige Regenböen das Ausladen. Gegen zwei Uhr habe aber der Wind nachgelassen, so dass das Luftschiff um 2.14 Uhr erstmals afrikanischen Boden unter den Rädern hatte. Nach dem Anbau der Propeller hob der Zeppelin dann am Sonntagabend zu einem 50-minütigen Werkstattflug mit anschließender Überführung zum Kapstädter Militärflughafen Ysterplaat ab.
Nachdem De Beers gestern noch zu einem großen Empfang mit Festgästen eingeladen hatte, startet das "Arbeitspferd", wie De Beers-Pressesprecher Tom Tweedy den Zeppelin nennt, heute zu seinem ersten Einsatz.
Der zunächst auf zwei Jahre befristete De Beers-Auftrag ist äußerst lukrativ für die ZLT: Informationen des hessischen Mediendienstes "Echo online" zufolge bekommt ZLT 5,5 Millionen Euro. Weltweit gibt es nur drei Unternehmen, die Erkundung aus der Luft anbieten, und die würden 15 bis 20 Prozent vom Gewinn verlangen, den die gefundenen Vorkommen später abwerfen. Laut "Echo online" habe auch die ZLT einen Vertrag auf dieser Basis angestrebt. Darauf sei De Beers jedoch nicht eingegangen.
10.09.2005 Zeppelins Zukunft
VON JOHANNES EBER Zeppelin
Man hat sich daran gewöhnt und schaut doch jedes Mal fasziniert nach oben: Wer am Bodensee wohnt, der sieht bei schönem Wetter das Luftschiff aus Friedrichshafen über dem See kreisen. In einigen Jahren könnte die Faszination noch größer sein. Denn Zeppelin hat vor wenigen Wochen das gesamte Know-how der Pleite gegangenen Cargolifter AG gekauft. Statt kleiner Ausflugsluftschiffe wollte Cargolifter riesige Frachtzeppeline mit 240 Meter Länge entwickeln. Die könnte jetzt Zeppelin bauen - mit tatkräftiger Unterstützung des Wissens in den Köpfen früherer Cargolifter-Mitarbeiter. Eine Kooperation zwischen Zeppelin und der Cargolifter-Nachfolgegesellschaft halten beide Seiten für möglich.
Zwar sei man vom Bau großer Luftschiffe noch ein gutes Stück entfernt, heißt es bei Zeppelin. Es bedürfe noch mehrerer Forschungsjahre. Und auch dann käme der Bau nur in Frage, wenn er wirtschaftlich sei. Dennoch: Die Idee vom Riesenluftschiff hat offensichtlich den Absturz von Cargolifter überlebt. Und wenn die Idee Wirklichkeit wird, dann nur - wie vor über 100 Jahren - mit einem Unternehmen aus Friedrichshafen.
10.09.2005 Riesenluftschiff vom Bodensee?
Cargolifter ist zurück - aber ohne Zeppelin geht nichts mehr
Was war das für ein Projekt: Ein riesiges Luftschiff made in Germany, das gigantische Lasten zu jedem Punkt der Welt bringen sollte. Oder das kleinere Modell, das auf Beobachtungsfahrt bis in die Stratosphäre steigen sollte. Von der Idee eines deutschen "Cargolifters" ("Lastenheber") ließen sich rund 74000 Klein-Aktionäre überzeugen. Mehr als 320 Millionen Euro kamen auf diese Weise zusammen. Das Land Brandenburg gab über 40 Millionen Euro Steuergelder dazu. Nicht genug: Im Juni 2002 war alles Geld weg. Die Cargolifter AG musste wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden.
Drei Jahre nach der spektakulären Bruchlandung ist Firmengründer Carl von Gablenz plötzlich wieder da. Zusammen mit einem kleinen Team hat er beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eine neue Firma ins Handelsregister eintragen lassen. Die CL Cargolifter GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) soll dem alten Projekt neuen Schwung verleihen. "Die Idee hat den wirtschaftlichen Absturz überlebt", sagt Gablenz. "Künftig werden wir es geschickter machen und gemeinsam machen. Dann kommen wir weiter."
Hinter dem Unternehmen (Startkapital: 250000 Euro) stehen fünf Geldgeber, die auch schon Aktionäre der alten Cargolifter AG waren.
Cargolifter-Gründer Gablenz - früher Vorstandschef - ist jetzt Vorsitzender des Aufsichtsrats. Und auch Geschäftsführer Mirko Hörbach, bislang der einzige Angestellte, war schon vor drei Jahren dabei. Im Unterschied zu früher ist bislang allerdings keine Rede davon, neue Luftschiffe selbst zu bauen. Ziel sei zunächst nur, die Idee wieder aufleben zu lassen, den Markt zu sondieren und Investoren zu finden.
Vom selber Bauen kann auch schon deswegen keine Rede mehr sein, weil Cargolifter gar nicht mehr die Rechte am Wissen über den Bau der Luftschiffe besitzt. Das gesammelte Wissen der Pleite gegangenen Cargolifter AG sitzt nämlich mittlerweile in Friedrichshafen. Zeppelin hat vom Insolvenzverwalter containerweise Unterlagen der gescheiterten Cargolifter AG sowie das Rechenzentrum mit den Daten gekauft. Sollte also jemals ein Riesenluftschiff gebaut werden, führt am zur Zeit einzigen deutschen Luftschiffbauer kein Weg mehr vorbei.
Aber wird das Riesenluftschiff jemals gebaut werden? Bernd Sträter, bis Ende Juni Geschäftsführer und jetzt Berater der Zeppelin Luftschifftechnik (ZLT), gibt sich verhalten optimistisch: "Es gibt noch viele Risiken in der Last- und Höhenschifffahrt, und es wird noch mehrere Jahren brauchen, bis diese Risiken abgebaut sind", so Sträter gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Jetzt müsse es erst einmal darum gehen, das erworbene Cargolifter-Wissen aufzuarbeiten. Dies soll in einem extra dafür gegründeten "Leichter-als-Luft-Institut" geschehen, das seinen Sitz in Friedrichshafen und Cottbus haben wird. Doch vor schnellen Erfolgen warnt Sträter: "Schließlich ist das Projekt Cargolifter noch in der Vorphase stecken geblieben."
Eine Kooperation mit Cargolifter aber ist durchaus denkbar. Der neue und alte Cargolifter-Chef Gablenz hatte gestern in Berlin gesagt, dass man zur Zusammenarbeit mit Zeppelin bereit sei. Sträter dazu: "Auch wir sind gerne bereit, wenn das Geld da ist, über eine Umsetzung zu sprechen." Aber Sträter macht auch klar wer der Chef bei einer solchen Kooperation wäre: "Von einem Zusammenschluss gleicher Firmen kann keine Rede sein." Im Moment würde eine solche Partnerschaft nicht mehr bedeuten, als sich gemeinsam an einem Tisch zu setzen, so Sträter.
Johannes Eber und dpa
Kommentar und Meldung, Seite 1
10.09.2005 Kooperation bei Luftschiff möglich
Friedrichshafen Zeppelin +Cargolifter
Friedrichshafen (ebe) Die beiden ehemaligen Konkurrenten Cargolifter und Zeppelin werden möglicherweise kooperieren, um ein Riesenluftschiff zu bauen. Der ehemalige Geschäftsführer und jetzige Berater der Zeppelin-Luftschifftechnik aus Friedrichshafen, Bernd Sträter, sagte dieser Zeitung, dass man bereit sei, über gemeinsame Projekte zu sprechen. Zuvor hat der ehemalige Vorstandschef der insolventen Cargolifter AG, Carl von Gablenz, die Gründung einer neuen Gesellschaft namens CL Cargolifter bekannt gegeben. Ziel sei es, die Idee von Fracht-Luftschiffen neu zu beleben. Allerdings hat Zeppelin aus der Insolvenzmasse der Cargolifter AG das technische Wissen gekauft. Gablenz will deshalb mit den Luftschiffbauern vom Bodensee kooperieren. Laut Sträter wird es aber noch mehrere Jahre dauern, bis der Bau von Riesenluftschiffen technisch machbar ist.
Kommentar und Wirtschaft, Seite 6
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