
De Beers bringt Zeppeliner in Zwickmühle
VON WOLFGANG BOLLER
Thomas Brandt, Geschäftsführer der Zeppelin-Luftschifftechnik, ist in einer Zwickmühle: Der Diamantenkonzern De Beers hätte gerne einen Zeppelin NT zur Diamantensuche in Kanada. De Beers will das Luftschiff aber nicht kaufen, sondern nur für drei Jahre leasen. Damit würde ZLT aber das Geld fehlen, um ein weiteres, fünftes Luftschiff zu bauen.
Friedrichshafen - Der vierte Zeppelin NT ist bereits im Bau, die Lieferanten fertigen derzeit die Komponenten. Er sollte das derzeit einzige Luftschiff, das noch am Bodensee stationiert ist, ergänzen - es sei denn es gibt einen Käufer dafür. Dann würde ein Luftschiff verkauft und ein weiteres gebaut. Das war der von den Gesellschafter der Zeppelin-Luftschifftechnik bislang abgesegnete Plan: Zwei Luftschiffe am See und immer wenn eines davon verkauft wird, ein neues bauen. Doch jetzt hat sich die Lage geändert: Denn es gibt eine Zwischending zwischen verkaufen und nicht verkaufen (oder zwischen kaufen und nicht kaufen, je nach Blickwinkel): verleasen (oder leasen).
Der Diamantenkonzern De Beers hat, wie berichtet, beste Erfahrungen mit der Diamantensuche per Zeppelin-Luftschiff in Botswana gemacht. Zeppelin-Luftschifftechnik verleaste den Prototypen des Zeppelin NT an De Beers, die Tochterfirma Deutsche Zeppelin-Reederei betreibt ihn im südlichen Afrika. "Dieses Modell möchte De Beers auch für die Diamantensuche in Kanada", sagte ZLT- und DZR-Chef Thomas Brandt dem SÜDKURIER. Nur: Dann bliebe das Luftschiff im Eigentum der Zeppelin-Luftschifftechnik. Die würde zwar Leasingraten von De Beers kassieren. Doch die reichen nicht aus, um die Kosten für den Bau des fünften Zeppelin NT zu decken. Dabei wäre dieses Geschäft mehr als nur ein weiteres Geschäft mit De Beers. "Wir hätten damit den Eintritt in den amerikanischen Markt", sagt Brandt. Technisch machbar ist das Vorhaben laut einer Studie, die die Häfler Zeppeliner für De Beers erstellt haben (der SÜDKURIER berichtete). Dort, wo De Beers nach Diamanten suchen will, gebe es "durchaus erträgliche Sommer, in denen man fliegen kann", so Brandt. Zumindest von Mai bis Ende September oder Oktober könne der Zeppelin dort fliegen. Auch das Problem mit dem teils unwegsamen Gelände sei beherrschbar. "Für die Winterzeit kann man sich vorstellen, das Luftschiff in die südlichen USA zu verlegen und es dort kommerziell zu betreiben, bis es in den Sommermonaten wieder nach Kanada kommt", sagt Brandt. "Wie wir das Problem lösen wissen wir noch nicht", gibt er zu. "Vielleicht wird auch nichts aus dem Geschäft. Aber wir wollen alles daran setzen, dass es etwas wird."
Derweil befindet sich der Prototyp des Zeppelin NT im südlichen Afrika in der Jahresinspektion, da dort Flüge in der Hitze (es ist gerade Sommer) eher schwierig sind. Mittlerweile hat das Luftschiff in Afrika auch eine eigene Halle. "Es gibt einiges zu tun am Zeppelin", berichtet Brandt. "Immerhin war er jetzt 15 Monate lang fast ununterbrochen im Einsatz." So müssen an der Tragstruktur des Zeppelins zwei Träger ausgewechselt werden. Das sei zwar anspruchsvoll, aber auch in Afrika machbar. Vier Zeppeliner aus Friedrichshafen sind derzeit in Afrika, um diese und andere Arbeiten zu erledigen. Bis zum Sommer, so erwartet Brandt, soll sich der Diamantenkonzern De Beers konkret dazu äußern, ob er das Luftschiff für ein weiteres Jahr in Afrika leasen will.
Quelle: Südkurier, 05. 02. 2007