Hallo Herr Seemann,
sie schreiben:
Die Idee zu dem Ganzen kommt aus dem Kavitationsprozess, bei dem z. B. bei Schiffsschrauben an deren Rückseite kleine Vacuumstellen entstehen ( vermutlich durch Wirbelbildung) in denen das hineinstürzende Wasser zu Dampf explodiert und zwar so stark, dass dabei Metallteile aus der Schiffsschraube gerissen werden, so dass diese innerhalb kurzer Zeit unbrauchbar wird. Es ist also ein energiereicher Prozess, der keineswegs auf einem Hirngespinst beruht.
Dazu muss ich sagen, dass mir der Begriff der Kavitation durchaus geläufig ist. Weniger als "Schädling" für die Schiffsschrauben als als ungeliebte Geräuschquelle bei U-Booten, aber das ist hier natürlich völlig egal.
Die Behauptung, dass es sich um einen "energiereichen Prozess" handelt, ist vielleicht nicht falsch, aber auf jeden Fall unpassend.
Man könnte einerseits darüber diskutieren, wieviel Energie eigentlich für die Zerstörung einer Schiffsschraube erforderlich ist, andererseits kommt die Energie weniger aus dem Wasser als über den Antriebsstrang. Mit der Wellenleistung sollte es nämlich möglich sein, die Schiffsschraube in wenigen Sekunden in ziemlich kleine Späne zu zerhacken, wenn man es darauf anlegen würde.
Die Wellenleistung erzeugt schließlich das Vakuum und genau das ist auch das Problem bei dem Motor, dazu später noch mehr.
Ihre Angaben sind richtig, solange es sich um Vorgänge bei Normaldruck handelt.
Es tut mir Leid, Ihnen abermals widersprechen zu müssen. Die Formeln sind universell gültig, da sie unmittelbar aus dem 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik herzuleiten sind.
Dazu habe ich per Google auch relativ schnell eine interessante
Lektüre gefunden. Auf der nächsten Seite steht auch irgendwo der entscheidende Satz: "Die Exergie der Umgebung ist gleich Null."
Aber nochmal konkret zu Ihrem Motor: Zur Erzeugung des Vakuums benötigen sie zunächst einmal mechanische Energie. Das eingespritzte Wasser wird in der Tat in selbigem verdampfen, aber dabei sicher keinen Überdruck erzeugen. Es verdampft nur soviel Wasser, bis sich der Sättigungsdampfdruck (s. Ende der Formelsammlung aus meinem letzten Beitrag) des Wassers bei der Temperatur im Kolben (kälter als Umgebung) eingestellt hat. Solange diese Temperatur kleiner als 100°C ist, wird der Druck unter dem Atmosphärendruck liegen und es dürfte unmöglich sein, eine Kolbenarbeit zu gewinnen. Selbst wenn auf der anderen Seite des Kolbens ebenfalls ein Vakuum herrschen würde, könnte man das Vakuum im Zylinder zwar ohne Arbeit erzeugen, aber der Dampf würde sich nur mit viel Arbeit in die Umgebung hinausdrücken lassen.
So genial diese Idee also auf den ersten Blick erscheint, solange es keinen Motor gibt, der nach diesem Prinzip arbeitet, glaube ich nicht, dass es funktionieren kann. Ich kann natürlich auch Denkfehler machen, aber ich bin sehr sicher, dass es - nicht einmal theoretisch - möglich ist, einen mit Umgebungswärme betriebenen Motor zu bauen.
Zu den Circular-Motoren kann ich nur sagen, dass mich interessieren würde, wie die Kraft einigermaßen reibungsfrei auf die Sinusscheibe übertragen werden soll. Soweit ich weiß, sollte das über Rollen funktionieren (ähnlich Wälzlagern), dabei weiß ich nur, dass die Berechnung solcher Wälzkörpergeometrien eine Wissenschaft für sich ist, die praktisch nur von den (wenigen) Lagerherstellern einigermaßen beherrscht wird.
Ansonsten gebe ich offen zu, nicht allzu viel von Motorentechnik zu verstehen und wüsste auch nichts, was an diesem Motor nicht funktionieren soll.
Überhaupt geht es mir nicht darum, irgendwelche Ideen schlecht zu reden. Ich beneide Sie sogar um Ihren Einfallsreichtum (wer kommt schon auf so eine Idee mit der Kavitation), aber was nicht geht, geht nicht.
Ich wäre auch äußerst erfreut, wenn Sie meine Ausführungen durch den Bau eines funktionierenden Prototypen widerlegen könnten, aber wie gesagt habe ich da so meine Zweifel.
Schönen Gruß
Andreas Ohliger