Na denn mal los

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Henry
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Na denn mal los

Beitrag von Henry »

Im Spiegel steht:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,331855,00.html

Tropenwald-Schöpfer Au im Interview

"Glaubt uns, dass wir nachgedacht haben"

Manche halten die Idee für abwegig, andere für visionär: Der malaysische Investor Colin Au baut in der früheren CargoLifter-Halle in Brandenburg eine künstliche Tropenwelt, die Eröffnung ist in Kürze geplant. Mit SPIEGEL ONLINE sprach Au über mögliche Besucherzahlen, Job-Chancen für die Region und die großen Zweifel an seinem Erfolg.

SPIEGEL ONLINE: Herr Au, Sie haben die vergangenen Wochen dauerhaft in Brandenburg gewohnt, um die Schlussphase der Bauarbeiten zu betreuen. Haben Sie sich inzwischen an das deutsche Wetter gewöhnt?

Colin Au: Solange man mehrere Lagen Kleidung anzieht, geht es. Hauptsache es regnet oder schneit nicht, dann bin ich glücklich - egal, wie kalt es wird.

SPIEGEL ONLINE: Das Wetter hat Sie ja überhaupt auf die Idee gebracht, hier in eine künstliche Tropenwelt zu bauen. Werden Sie selbst einer Ihrer besten Kunden, sobald Sie eröffnen?

Au: Klar. Ich werde den Januar noch ganz in Deutschland verbringen - ich konzentriere mich darauf, das Personal zu trainieren. Mein Lieblingsbereich in der Halle ist unsere balinesische Lagune. Da finden Sie mich nach einem langen Tag ab zehn Uhr abends im Jacuzzi-Whirlpool.

Au: Jeden Morgen treffe ich mich mit unseren Projektmanagern. Wir sind sicher, dass alle Hauptbereiche schon am 10. Dezember fertiggestellt werden - die Lagune, die Südsee, der Regenwald und die meisten Häuser im tropischen Dorf. Das einzige, das nicht vollständig installiert sein wird, ist unsere dünnere, neue Dachmembran, die auch UV-Licht durchlässt. Da wird eine von vier geplanten Flächen montiert, die restlichen folgen im Sommer.

SPIEGEL ONLINE: Will sagen: In Ihrem Tropenparadies wird es im ersten halben Jahr düsterer sein als geplant?

Au: Wir können das ausgleichen, weil wir genügend Industrielampen hier haben - die sind taghell. Bei diesem Licht arbeiten jetzt unsere Baucrews. In der Lagune leuchten noch dazu 24 Stunden am Tag besondere UV-Lampen, damit die Gäste ganz von selbst braun werden können. Und die meisten unserer Kunden kommen ohnehin abends für Partys oder um die Shows zu sehen.

SPIEGEL ONLINE: Einer der ersten großen Tests dafür, wie Ihre Halle beim Publikum ankommt, wird Ihre Silvester-Party sein. Dafür gibt es 2400 Karten - werden Sie die alle loswerden können?

Au: Das glaube ich fest, ja.

SPIEGEL ONLINE: Wie viele Karten sind denn jetzt schon verkauft?

Au: Das möchte ich Ihnen nicht sagen. Aber keine Sorge - wir bekommen eine Menge Publicity. Der RBB sendet am 19. Dezember eine Sondersendung, 90 Minuten lang. N-tv bringt am selben Tag ein 15-Minuten-Segment. Es gibt Zeitungsbeilagen in Berlin. In den ersten paar Wochen werden viele Besucher kommen, und die machen dann Mundpropaganda.

SPIEGEL ONLINE: Als Sie das Projekt bekannt gaben, war stets die Rede von drei Millionen Besuchern pro Jahr. Später haben Sie dann von 2,4 Millionen gesprochen. Nun heißt es von Ihrer Pressestelle, man rechne 2005 mit 1,5 Millionen Gästen. Korrigieren Sie Ihre Prognosen jetzt schon nach unten?

Au: Nein, gar nicht. 1,5 Millionen ist die Zahl, ab der wir Profit machen. Das können und wollen wir 2005 schaffen. Wir hoffen auch, dass wir unsere Investition von 70 Millionen Euro relativ schnell wieder einspielen. Am vergangenen Wochenende, noch vor der eigentlichen Eröffnung, waren schon mehr als 4000 Gäste pro Tag hier. Dabei können sie wegen der Baustelle nur in ein kleines Areal der Halle hinein. Die Neugier der Leute ist gigantisch. Die Deutschen lieben das Grün und den Wald.

SPIEGEL ONLINE: ... und die Besucherzahl von drei Millionen?

Au: Ich unterscheide lieber 15 verschiedene Kundengruppen. In jeder davon können wir auf 200.000 bis 300.000 Besucher im Jahr kommen.

SPIEGEL ONLINE: Ein paar Beispiele bitte.

Au: Die Leute, die unsere Lagune lieben - davon könnten wir 300.000 erreichen. Die Therme Erding in München kommt schließlich auf 800.000. Unsere Lagune ist größer. Im Regenwald könnten wir über 200.000 schaffen. Millionen Menschen schauen sich im Sommer Blumenausstellungen an - bei uns können sie Tausende Orchideen sehen, bis zu 1,80 Meter groß. Drei Millionen Menschen gehen in Berlin jährlich ins Musical. Für mein Musical "Viva Brasil" reicht mir schon ein Zehntel davon.

SPIEGEL ONLINE: Es gibt sehr viele Menschen, die gespannt sind auf Ihr Projekt - aber ähnlich viele glauben, dass Ihre Rechnung nicht aufgeht. Wo soll die Kundschaft herkommen mitten im strukturschwachen Brandenburg?

Au: Diesen Skeptikern sage ich: Glaubt uns, dass wir nachgedacht haben. Wir haben Tropical Islands nicht nur für die Brandenburger geschaffen. Wir bauen Beziehungen zu den Airlines auf, die nach Schönefeld fliegen. Die werden in ihren Bordmagazinen über uns schreiben. Im Sommer kommen ohnehin Millionen von Touristen in den Spreewald. Die werden auch bei uns vorbeischauen. Auch Kunden aus Polen können unsere Preise bezahlen - für 15 Euro pro Person kommen Sie in keine andere Attraktion dieser Art. Selbst wenn Sie nur in den Zoo und ins Aquarium gehen, zahlen sie gleich viel.

SPIEGEL ONLINE: Ihre Halle soll 365 Tage im Jahr offen sein. Wie sieht denn der Kunde aus, der an einem ganz normalen Dienstag oder Donnerstag zu Ihnen rausfährt - 60 Kilometer weit weg von Berlin?

Au: Die Preisbewussteren werden kommen - der Eintritt ist dann billiger als am Wochenende. Wir haben außerdem ein Bonus-System, um die Auslastung zu steuern und die Kunden zu Besuchen in der Woche zu ermutigen. Wenn Sie zum Beispiel 15 Euro für Getränke oder Essen ausgeben, gibt es 50 Bonuspunkte - damit bekommen Sie einen Gratis-Eintritt an einem Montag.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben ja sogar mitten in der Nacht offen. Ist das nicht unverhältnismäßig, für ein paar Mitternachtsschwimmer rund um die Uhr Licht und Heizung anzulassen?

Au: Die Energie kostet uns nur drei Millionen Euro im Jahr ... die Halle ist ja wärmegedämmt. Bevor wir bauen durften, mussten wir ein Gutachten zum Verbrauch abgeben. Das fiel positiv aus. Nachts an den Wochentagen können wir immer noch auf 500 bis 1000 Besucher kommen. In Berlin gibt es viele Menschen ohne Kinder. Die geben dann ihr Geld bei Partys aus. Unsere Buddha-Bar ist ein perfekter Ort für sie, um sich zu erholen.

SPIEGEL ONLINE: Auch diese Leute wollen irgendwann schlafen.

Au: Wir haben dafür Iglus, die man sich mieten kann. Dafür gibt es ein spezielles Areal am Strand. Der Sand dort ist 35 Grad warm. Es gibt garantiert keinen Regen. Sie bekommen von uns eine Decke dazu. Das ist ein großartiger Platz, wenn Sie ein paar Stunden lang schlafen wollen. Und wenn die Leute doch nach Hause fahren wollen, kehren sie schnell um - es ist einfach zu kalt draußen.


SPIEGEL ONLINE: Wie reagieren Sie eigentlich, wenn Sie den Namen CargoLifter hören?

Au: Ich bin kein abergläubischer Mensch. Dass CargoLifter aufgeben musste, ist traurig, aber Vergangenheit. Wir sind Geschäftsleute, wir sehen nie zurück. Natürlich hätten wir ohne CargoLifter und die Regierung diese Halle nicht, die weltweit einmalig ist. Dafür sind wir dankbar. Kein Konkurrent wird etwas Ähnliches bauen können.

SPIEGEL ONLINE: Nach dem Scheitern von CargoLifter und anderen Großprojekten ist die Regierung in Brandenburg ein gebranntes Kind. Vielleicht haben Sie deswegen die 13 Millionen Subventionen noch nicht, die Sie beantragt haben?

Au: Der Förderantrag wird noch bearbeitet. Die Gelder bekommt automatisch jeder, der einen Anspruch darauf hat. Aber wir hängen nicht davon an. Die Regierung gibt uns alle Unterstützung, die möglich ist. Zur Eröffnung am 19. Dezember kommen Ministerpräsident Matthias Platzeck und der Wirtschaftsminister. Sie wollen dieses Projekt zum Erfolg führen. Zwei bis drei Mitarbeiter des Landes sind die ganze Zeit hier und helfen uns, Probleme zu lösen.


SPIEGEL ONLINE: Die Politik hofft natürlich auf neue Arbeitsplätze. Schaffen Sie wirklich die 500 Jobs, die Sie immer versprochen haben?

Au: Wenn ich mir die bisherige Nachfrage und unsere Erwartungen ansehe, brauchen wir wohl eher 700 Leute. Darunter sind Inder, die Ihnen Yoga beibringen und Chinesen, die Tai Chi lehren. Ein paar Spezialisten stammen aus Berlin. Aber neun von zehn Angestellten brauchen nicht mehr als 30 Minuten Fahrzeit zur Halle. Die kommen direkt aus dieser Region.

Das Interview führte Matthias Streitz

Lifter
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Beitrag von Lifter »

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,331854,00.html

BESUCH AUF DER BAUSTELLE

Pasta zum Pandschabi-Sound

Von Matthias Streitz, Brand

Noch hängt Staub in der Luft, Bagger rollen umher: Anderthalb Wochen vor dem Eröffnungstermin für das "Tropenparadies" in der alten CargoLifter-Halle wird noch gebaut, gepflanzt und gewässert. Ab Mitte Dezember will der Investor Colin Au hier täglich 4000 Besucher anlocken - mindestens. Ein Besuch auf Brandenburgs größter Baustelle.

Brand/Niederlausitz - Der Flötenspieler aus Indien ist schon gelandet. Er hat seinen Trommler mitgebracht und eine Tanztruppe dabei, drei Männer, drei Frauen. Im Folklorekleid, Grundton orange, springen sie über eine Bühne am Hallenrand. Im Hintergrund hat jemand Orchideen-Bildchen als Deko platziert. "Fingerschnalzen und Akrobatik sind Hauptelemente dieses Tanzes", belehrt ein Infoblättchen, das vor der Bühne auf Tischen ausliegt. Die erste Seite zeigt zwei Palmen am Meer.

Es ist halb drei am Nachmittag - ein Montag in jener Halle bei Brand, die lange CargoLifter gehört hat und sich nun "Tropical Islands Dome" nennen soll. Zum Pandschabi-Sound gibt es Pasta und Kuchen. Männer im Overall sitzen und essen an Tischen: Ein paar Bauarbeiter machen hier Pause. Auch erste Gäste sind da, 90, 100 vielleicht, fast alle Bänke sind voll. Sie haben fünf Euro Eintritt bezahlt - Baustellen-Pilger in Brandenburg. Über allem das Kuppeldach, 107 majestätische Meter hoch.

Ein kleiner Mann aus Malaysia träumt darunter einen gewaltigen Traum. Colin Au trägt einen Anzug an diesem Tag und weiße-blaue Turnschuhe dazu. Au gibt Interviews fürs regionale Radio und die "Chicago Tribune", Au läuft durch seine 66.000-Quadratmeter-Halle, Au blickt von der Balustrade vor seinem Büro auf das Palmenpanorama hinab. Er wartet, dass sich ein Paradies aus der Baustelle formt.

"Dieses Projekt ist weltweit einmalig", sagt er, und: "Kein Konkurrent wird uns nachahmen können. Eine so große Halle können sie nicht bauen." Au ist 55 Jahre alt. In solchen Momenten kann er aufgekratzt wirken wie ein Teenager vor seiner ersten Reise ins Ausland.

Investor Au in seinem Büro: "Die Leute fotografieren mich"
Vor Aus Büro hängen Grundriss-Skizzen aus, Blaupausen für die fertige Halle. Die "Südsee" mit der versenkbaren Showbühne ist da zu sehen, der Mangroven-Sumpf und die Bali-Lagune, 1,35 Meter tief, mit einer eigenen Planschbeckenzone für Kinder. Der Regenwald ist schon fast fertig. 20 Meter hoch ragt der Erdhügel empor, darauf thront viel fremdes Gewächs: Bananenbäume, am Rand ein knorriger Ficus aus Thailand. Unter der Erde wird an Umkleidekabinen für die Badegäste gebaut.

"Sehen Sie, da hinten", deutet Aus Pressesprecherin, Vivian Kreft. Oben auf dem Erdhügel geht eine Frau mit Schlauch hin und her - sie spritzt den Schmutz von den Palmenblättern. Noch schwebt viel Staub durch die Halle bei Brand, die Luft wird trübe davon. Vor der Lagune rollen Bagger umher, ein Feuerwehrwagen befeuchtet den Boden. Kreft sagt: "Seit wir Wasser ins Südseebecken gelassen haben, ist es viel klarer geworden."

19. Dezember, vierter Advent: Das ist die Deadline für Colin Aus Traum-Baustelle, der Starttermin für das ehrgeizigste Freizeitprojekt in Deutschland seit Jahren. Der Investor verspricht: Am Stichtag sehen seine Gäste keinen Bagger mehr bei Tropical Islands, nicht einen. "Wir werden fertig." Hinter seinem Fenster setzt ein Kran noch mehr Erdreich für den Tropenwald ab.

Mythische Fratzen in Kisten

70 Millionen Euro will Au verbauen, 12.000 Pflanzenspezies ansiedeln, sechs Tropenhäuser aus Amazonien, Bali, Borneo, Samoa, dem Kongo und Thailand zimmern, flechten oder aus Lehm zusammenkleben lassen - von Arbeitern aus dem jeweiligen Land, extra eingeflogen. "Meine Geschäftsprinzipien kürzen sich BARS ab", sagt Au. "B steht für Berlin-Brandenburg. A für Authentizität. R für Return Visits, die Kunden kommen mehrfach zu uns. S für Segments, wir haben mehrere Zielgruppen."

Um unfertigsten sieht das Tropendorf aus. Zwei Pfeiler aus weißem Stein ragen empor, wo das "große Bali-Tor" stehen soll. Einer der Pfeiler ist eingerüstet. Zwei Dutzend Arbeiter aus Indonesien laufen umher, befestigen die ersten Reliefs - sie zeigen Fratzengesicher aus der balinesischen Mythenwelt. Die meisten Fratzen liegen noch in Holzkisten am Rande der Baustelle. "Es gibt keine Baupläne dafür", sagt Kreft, "die Arbeiter haben im Kopf, was wohin gehört."

Das Dorf ist eines der wichtigsten Teile in Colin Aus Tropenkosmos: Hier will er Bars ansiedeln, Satay, Churrascaria oder Luaus servieren - gegen extra Bezahlung. Funktionieren soll das wie in der Kreuzfahrtbranche, in der Au lange gearbeitet hat. Der niedrige Eintrittspreis ködert die Kunden. Über Verlust oder Gewinn entscheidet dann die Gastronomie. "Die meisten Bauarbeiter arbeiten in zwei Schichten", sagt Kreft. Einige arbeiten auch drei.

"Teil der Show"

Au denkt schon ans Jahr 2006. Ungefähr dann will er auf dem Areal vor der Halle, wo früher die Sowjets mit ihre MIKs stationierten, zwei Hotels hingestellt haben. "Wir wollen sie mit der Halle verbinden, damit Sie nicht nach draußen müssen. Sie können dann barfuss einchecken." Wohl schon 2005 möchte Au eine "Schmetterlingswelt" bauen und eine gesonderte "Vogelwelt". In seine Haupthalle darf Getier nicht hinein, hier gibt es nur Pflanzen und Menschen. Darum sollen die Falter und Vögel zwei kleinere Hallen bevölkern, "vielleicht 25 Meter hoch", sagt Au. "Wir nehmen ein oder zwei Euro Eintritt dafür." Von oben würde das Hallen-Hotel-Ensemble dann wohl anmuten wie eine Science-Fiction-Vision für den Mars.

Vor dem Start ist der Investor eine der Sehenswürdigkeiten in seinem eigenen Hallendom. Er sitzt in einem Büro mit Glasfront, nicht größer als alle anderen Räume daneben. Auf dem Tisch stehen ein Kupfer-Elefant und andere Souvenirs aus Fernost. Der Rundgang für Baustellen-Touristen führt vor dem Fenster vorbei. "Die Leute fotografieren mich", sagt Au, und: "Das ist Teil der Show. Ich liebe Publicity."

Dann erzählt er davon, dass er weitere, kleinere Tropenhallen in Amerika oder anderen Teilen Europas hochziehen könnte. "In jeder Gegend mit gemäßigtem Klima ist so etwas möglich. Wir bekommen zahlreiche Anfragen." Im Hintergrund hört man die indische Flöte.

Lifter
CL 160
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Beitrag von Lifter »

Insgesamt skeptisch, aber auch hier wieder die Falschaussage mit den Fördermillionen.

http://www.merkur.de/aktuell/wi/wp_045103.html

TROPICAL ISLANDS

Freizeitpark Deutschland

von: HILMAR POGANATZ

Am Kühlturm des schnellen Brüters von Kalkar klettern die Freeclimber, im schwäbischen Günzburg lockt Legoland auf einen umgewidmeten Schießplatz, und auf einer Bremer Werftbrache öffnete in diesem Jahr kurz der „Space Park“ für einige Monate seine Tore. Jetzt bekommt der nächste strukturschwache Raum seinen Spaßtempel. In den trostlosen Weiten der brandenburgischen Steppe eröffnet ein malaysischer Mischkonzern an diesem Wochenende den Themenpark „Tropical Islands“: Dschungel, Lagunen, Strand, Revue und Kongresszentrum unter einer 360 Meter langen, 210 Meter breiten und 107 Meter hohen Silberkuppel, unter der die gigantischen Lasten-Zeppeline der Marke Cargolifter gebaut werden sollten.

Während in anderen OECD-Ländern die Zahl der Industriearbeitsplätze wächst, wachsen im märkischen Sand also wenigstens die Palmen. 70 Millionen private Euro sollen Leben in die 78 Millionen öffentliche Euro teure Anlage bringen. Mit der Chipfabrik hatte es ja auch nicht geklappt – dann eben Brot und Spiele. Der Verband Deutscher Freizeitparks beurteilt die Erfolgschancen der Malayen allerdings skeptisch. Doch vielleicht gönnen die Deutschen den Asiaten auch den Erfolg nicht und beneiden insgeheim deren Wagemut. In Asien haben Indoor-Parks nämlich schon lange Konjunktur. „Lotte World“ in Südkorea zieht jährlich rund acht Millionen Besucher an. „Tropical Islands“-Manager Colin Au hofft auf immerhin 2,4 Millionen Gäste im Jahr, gut 6500 pro Tag. Mehr schafft nur der Hauptkonkurrent „Europapark“ bei Freiburg, in dessen Einzugsgebiet aber nicht nur mehr, sondern vor allem auch besser verdienende Menschen leben.

Dass Spaßtempel in rezessionsgeplagten Räumen einen schweren Stand haben, hat der langsame Tod des vergleichbaren „Ocean Dome“ in Japan gezeigt. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck sollte daher einen Plan C für die Cargolifterhalle im Hinterkopf haben, wenn er am Samstagabend den Tropendom eröffnet. Solange er den Freizeit-Hasardeuren keine weiteren Millionen hinterherwirft, kommt es auf einen Versuch an. Immerhin gibt es seit ein paar Tagen auch eine Zuganbindung ans nahe Berlin. Und dessen Bewohner sind schließlich für ihren Hang zur Freizeitkultur bekannt.

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