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Neues vom Luftschloss-Markt
Wie wurde man eigentlich Raketenoffizier bei der Nationalen Volksarmee? Ein gewisser Jörg Stubbe war ein solcher und ist auch sonst von geringem Verstand. Die Äußerungen dieses Mannes lassen darauf schließen, dass ein Raketenoffizier nichts anders als eine Rakete im Offizierstand gewesen sein kann. Stubbe war dabei anscheinend eine Sonderanfertigung für Fehlzündungen. „Wir brauchen keine Fördermittel für Radwege", hat er kürzlich einem Journalisten in den Block diktiert, „sondern Geld für den Cargolifter." Stubbe ist nämlich – blöd genug – Anteilseigner der klammen Cargolifter AG. Und statt sauer auf die untüchtigen Manager der Luftschiff, bzw. Luftschlossbauer zu sein, wollte er Geld unter den Kollegen Mitaktionären sammeln, um die Pleite derer mit der schönen Halle doch noch abzuwenden.
Etwa 100 Mio. Euro hat das Land Brandenburg seit 1990 insgesamt für den Bau von Radwegen ausgegeben. Allein 80 Mio. Euro hat im Vergleich das schmucke Werftgebäude in Brand gekostet, das zur Hälfte aus Staatsmitteln bezahlt wurde. Noch im Juni gewährte das Land Brandenburg den Lastluftschiffbauern einen Kredit von mehr als 4 Mio. Euro. Geholfen hat es nichts, und immer noch nicht stellt sich Wirtschaftsminister und Chefträumer Wolfgang Fürniß die Frage, ob er mit dem Geld nicht doch lieber ein paar Radwege hätte bauen sollen. Doch Brandenburg träumt von mehr: Von der Formel Eins! Dafür hat Fürniß’ Ministerium 123 Mio. Euro Fördermittel locker gemacht. 367 Hektar Land sind für den Eurospeedway Lausitz zubetoniert und asphaltiert worden. Jedem halbwegs vernünftig denkenden Radler war von Anfang an klar, dass das nichts werden kann mit der Formel Eins. Woher bitteschön soll der arme Herr Fürniß denn die Beträge nehmen, mit denen er die Herren Ecclestone und Co. davon überzeugen könnte, ihre Zelte in der Brandenburgischen Pampa aufzuschlagen? Jetzt ist der Speedway also pleite! Für eines immerhin war die Strecke gut: Es sind so viele Unfälle dort passiert, dass sie als Fanal gegen die automobile Gesellschaft in die Geschichte eingehen werden. Der in der Lausitz beinlos gewordene Bruchpilot und ExRennfahrer Alex Zanardi erinnert sich bestimmt wehmütig an die Zeiten, in denen er noch Rad fahren konnte. Fast möchte man dem guten Herrn Fürniß wünschen, dass wenigstens die Chipfabrik in Frankfurt noch gebaut wird, wo er doch schon so viel dafür ausgeben hat. Eigentlich aber möchte man ihm zurufen: Bau doch lieber Radwege! Die können nämlich nicht pleite gehen. Und Fehlzünder Stubbe? Seine Cargolifteraktien sind inzwischen nur noch so viel wert, dass er sich gerade so ein Billigrad aus dem Baumarkt davon kaufen kann. Wünschen wir ihm viel Spaß damit!
ANDREAS RÜTTENAUER
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